Umfrage Klimaschutz? Das Misstrauen wächst

Das Klima wandelt sich. Aber bei vielen Menschen in Deutschland sinkt die Bereitschaft. Misstrauen herrscht vor allem gegen ein Produkt.
Das Engagement für den Klimaschutz sinkt. Nur noch gut jeder Zweite in Deutschland (53 Prozent) sieht sich im Kampf gegen den Klimawandel selbst in der Verantwortung. Vor vier Jahren waren dies noch mehr als zwei Drittel (69 Prozent), wie aus einer jährlichen Befragung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Europa ist nach jüngsten Klimadaten der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Damit ist auch Deutschland betroffen. Dennoch verlagern viele Menschen in Deutschland das Klima-Problem eher ins Ausland: Nur 62 Prozent der Befragten sorgen sich um die Auswirkungen im eigenen Land, 78 Prozent eher um andere Länder.
Diese Entwicklung ist aber nicht nur in Deutschland zu beobachten. So notiert der Report zu den wichtigsten sieben Industrienationen (G7): "Unter den G7-Staaten verzeichneten Japan, die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien jeweils einen zweistelligen Rückgang der Zahl derjenigen, die Handlungsbedarf sehen." Einzig in dem von Extremwettern besonders betroffenen Italien steigt die Bereitschaft, mehr für den Klimawandel zu tun.
In Deutschland gab fast jeder Zweite (45 Prozent) in der aktuellen Umfrage an, sich von der Bundesregierung im Stich gelassen zu fühlen, wenn diese beim Klimaschutz jetzt nicht handele. Vor drei Jahren, als die Ampel-Regierung noch relativ frisch im Amt war, lag dieser Anteil bei 60 Prozent.
Klimawandel beschleunigt sich
Die empfundene schwindende Dringlichkeit steht im Widerspruch zur tatsächlichen Entwicklung der Krise: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) beobachtet etwa eine beunruhigende Beschleunigung des Klimawandels. 2024 sei das wärmste Jahr seit dem Beginn regelmäßiger Messungen gewesen, das in Deutschland, Europa und global beobachtet wurde.
Die Befragung, die Einstellungen von Menschen zu Klima und Energiewende in 32 Ländern untersucht, offenbart für Deutschland auch erhebliche Wissenslücken: Rund ein Viertel (27 Prozent) zweifelt an, dass es unter Klimaforschern über die Auswirkungen des Klimawandels einen Konsens gibt. Dieser Anteil liegt in Ländern wie Ungarn (40 Prozent) oder Frankreich (39 Prozent) sogar noch deutlich höher.
Der Weltklimarat (IPCC), der den Stand der Klimaforschung regelmäßig zusammenführt, hat in seinem Bericht von 2023 jedoch festgehalten, dass Aktivitäten von Menschen unzweifelhaft die Hauptursache der Erderwärmung sind. Die Emissionen von Treibhausgasen haben seit dem späten 19. Jahrhundert zu einem deutlichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur geführt.
Große Vorbehalte in Deutschland gegen E-Autos
Rund die Hälfte hält außerdem Elektroautos für ebenso schlecht für die Umwelt wie Verbrenner. Ipsos zufolge ist – mit Ausnahme von Frankreich (58 Prozent) und Polen (55 Prozent) der Anteil der Skeptiker hierzulande so hoch wie in kaum einem anderen Land.
Elektroautos sind Studien zufolge – etwa von der Denkfabrik Agora Energiewende – mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs klimafreundlicher als Verbrenner. Je höher der genutzte Anteil erneuerbarer Energien, desto besser wird diese Bilanz. Wird das Auto mit Ökostrom aufgeladen, entstehen im Fahrbetrieb keine direkten klimaschädlichen Emissionen. Allerdings fallen diese etwa bei der Herstellung der Fahrzeuge an.
Große Bedenken gibt es in Deutschland auch in Bezug auf Umweltversprechen von Unternehmen und grünen Produkten. Laut Umfrage glauben nur 12 Prozent der Menschen grünen Produktversprechen. Noch niedriger ist der Wert nur in den Niederlanden (11 Prozent) und Ungarn (10 Prozent).
- Nachrichtenagentur dpa
- www.ipsos.com: "Global perceptions amid earth’s temperature breaching the 1.5 degrees tipping point"