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Das sind die größten Infektionsquellen für Scheidenpilz


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Unterschätztes Risiko
Vor dieser Infektion sollten sich Paare schützen

Ann-Kathrin Landzettel

Aktualisiert am 05.03.2022Lesedauer: 6 Min.
Ein Paar liegt im Bett und schaut sich besorgt an. Bakterielle Infektionen im Intimbereich können durch Geschlechtsverkehr an den Partner weitergegeben werden.Vergrößern des Bildes
Ein Paar liegt im Bett und schaut sich besorgt an. Bakterielle Infektionen im Intimbereich können durch Geschlechtsverkehr an den Partner weitergegeben werden. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Etwa jede dritte Frau kennt die lästigen Symptome: brennender Juckreiz, Rötungen und bröckeliger Ausfluss. Die Diagnose ist oft schnell klar: Scheidenpilz. Doch was bedeutet das für die Partnerschaft? Ist die Pilzinfektion ansteckend und welche anderen Risikoquellen gibt es?

Scheidenpilzinfektionen sind meist durch den Hefepilz Candida albicans verursacht, doch auch andere Pilze können eine Infektion auslösen. Pilze finden sich natürlicherweise auf der Schleimhaut. Zu einer Über-Besiedelung, also einem starken Vermehrung mit Entzündungszeichen kommt es, wenn der Eigenschutz der Scheide geschwächt ist.

Neben den bekannten Auslösern einer solchen Über-Besiedlung wie Antibiotika oder auch einem Diabetes mellitus können auch Fehler bei der Intimhygiene zu einem Wachstum von Hefepilzen beitragen und ebenso auch Infektionen durch den Partner.

Scheidenpilz-Symptome: Bin ich betroffen?

Experten gehen davon aus, dass zwischen 70 bis 75 Prozent der Frauen wenigstens einmal in ihrem Leben an einer Pilzinfektion der Scheide erkranken. In bis zu 95 Prozent der Fälle ist der Hefepilz Candida albicans der Auslöser. Von einem chronisch wiederkehrenden Scheidenpilz sprechen Gynäkologen, wenn mehr als vier Infektionen pro Jahr auftreten. Scheidenpilz, medizinisch Vulvovaginalkandidose, Vaginalmykose oder Candida albicans-Vulvovaginitis genannt, kann sich durch verschiedene Symptome zeigen, darunter:

  • Brennen
  • Juckreiz
  • Ausfluss
  • Rötung

"Man kann davon ausgehen, dass Candida-Keime immer vorhanden sind. Man kann diese Besiedlung nicht verhindern", sagt r. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). "Unter anderem erhöhen Geschlechtsverkehr, die Einnahme von Antibiotika, Durchfall, Hormonschwankungen und Diabetes mellitus das Risiko einer Infektion."

Geschlechtsverkehr als Infektionsquelle

Scheidenpilz ist ansteckend und kann durch Geschlechtsverkehr auf den Partner oder die Partnerin übertragen werden. Laut der aktuellen Leitlinie der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ist sexueller Verkehr ein Risikofaktor für die Übertragung von Scheidenpilz. Viele Frauen berichten, dass sie an Vaginalkandidosen vor allem nach Sexualverkehr erkranken. Die mechanische Strapazierung der Haut und Schleimhaut optimiert die Lebensbedingungen eines Pilzes. Eventuell wird das Pilz-Wachstum auch dadurch begünstigt, dass Sperma einen basischen pH-Wert hat und für einige Stunden den sauren pH-Wert der Scheide neutralisiert.

(Quelle: privat)

Dr. med. Christian Albring ist Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und niedergelassener Gynäkologe in Hannover.

"Bei Frauen, die unter immer wiederkehrenden Pilz-Infektionen leiden und immer wieder behandelt werden, stellt sich immer auch die Frage, ob die Infektion nicht vom Partner zurück-übertragen wird", sagt Albring. "Man kann das nicht ausschließen – vor allem dann, wenn der Partner auch Symptome hat, etwa Hautveränderungen an der Penis-Spitze oder in der Harnröhre. Dann ist eine Behandlung angebracht."

Eine Pilzbesiedelung des Mannes, Candida-Balanitis genannt, sollte ebenso behandelt werden wie eine Pilzinfektion bei der Frau. Während der Behandlung sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden.

Nicht immer treten beim Partner Symptome auf

Möglich ist auch, dass einer der Partner eine Pilzinfektion hat, aber keine Symptome zeigt. So kann der Pilz unbemerkt immer wieder an den anderen übertragen werden. Besonders wenn das Scheidenmilieu geschwächt ist, sind Frauen anfällig für eine Infektion.

"Es erscheint logisch, jedoch existieren keine eindeutigen Studienergebnisse zu der Frage, ob die Mitbehandlung eines Partners, der keine Infektions-Anzeichen hat, das Wiederkehren der Pilzinfektion bei der Frau verhindern kann", sagt Albring. Die aktuelle Leitlinie "Vulvovaginalkandidose" empfiehlt keine Mitbehandlung des Partners. Dennoch kann es in bestimmten Fällen ratsam sein, den Partner mitzutherapieren.

Hygieneregeln beachten

Mehr Erfolg ist laut dem Gynäkologen zu erreichen, wenn Frauen auf eine sehr sorgfältige Hygiene achten – auch nach dem Toilettengang. Denn: Candida-Pilze werden häufig vom Darm zur Scheide verschleppt. Oralverkehr ist ebenfalls als Infektionsrisiko anzugeben, da Hefepilze meistens auch in der Mundhöhle vorkommen.

Ein ernstes Risiko – nicht nur für Pilzinfektionen, sondern auch für hartnäckige bakterielle Infektionen der Vagina – ist ein ungeschützter Wechsel zwischen Vaginal- und Analverkehr. Sexspielzeug sollte nach jedem Gebrauch gründlich gereinigt und mit entsprechenden Pflegemitteln desinfiziert werden.

Antibiotika schwächen die Scheidenflora

Pilzsporen besiedeln oftmals natürlicherweise die Scheide, ohne dass diese einen Krankheitswert haben. Eine gesunde, saure Scheidenflora hält Pilze in Schach. Wird dieser Abwehrmechanismus geschwächt, können sich die Sporen leicht vermehren. Ein bedeutender Risikofaktor für Scheidenpilz sind Antibiotika.

Laut Leitlinie haben Frauen, die bereits vaginal mit Candida besiedelt sind, nach einer antibiotischen Behandlung ein bis zu 33 Prozent höheres Risiko, eine Scheidenpilzinfektion zu entwickeln.

Um die Ausbildung von Resistenzen zu vermeiden, sprechen sich die Autoren der aktuellen Leitlinie aber tendenziell eher gegen eine antimykotische Prophylaxe während oder nach einer Behandlung mit einem Antibiotikum aus. Stattdessen ist die Einnahme von oralen oder vaginalen Probiotika ergänzend zu der Einnahme des Antibiotikums möglich, um die Anzahl der Laktobazillen zu erhöhen – auch wenn gesicherte wissenschaftliche Daten zu deren Wirksamkeit bislang fehlen.

Scheidenpilz und Diabetes mellitus

Häufig leiden Frauen mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) unter Scheidenpilz, da ein höherer Glukosewert im Vaginalgewebe die Pilzvermehrung fördert. "Es gibt Hinweise darauf, dass ein hoher Zuckerkonsum und Zuckerspiegel zum Beispiel bei Diabetikern zu einer Zunahme der Hefepilz-Besiedlung im Darm führen. Wenn die Toilettenhygiene nicht sorgfältig genug ist, kann das dann auch das Risiko für Scheidenpilz-Infektionen erhöhen", sagt Albring.

Zudem kann Diabetes den natürlichen Abwehrmechanismus der Scheide schwächen. Diabetes-Patientinnen sollten daher auch mit Hinblick auf das Risiko für Scheidenpilz darauf achten, dass die Blutzuckerwerte möglichst gut eingestellt sind. Bei wiederkehrenden Pilzinfektionen empfiehlt die Leitlinie die Kontrolle und Einstellung der antidiabetischen Medikation.

Aber Achtung: Auch eine Behandlung mit modernen Arzneimitteln gegen Typ-2-Diabetes kann die Pilzgefahr erhöhen: Die so genannten SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin und Empagliflozin senken den Spiegel des Blutzuckers, indem sie die Ausscheidung von Zucker durch die Nieren fördern. Der erhöhte Zuckergehalt im Urin führt zu einem gehäuften Auftreten von Infektionen der Harnwege, sowohl mit Bakterien als auch mit Pilzen.

Einnahme von Östrogenen ist ein Risikofaktor

Auch hormonelle Einflüsse, wie die Wirkung von Östrogen, begünstigt Scheidenpilz. Der Mechanismus, der hier wirkt, ähnelt dem bei Diabetes mellitus: Unter Östrogeneinwirkung wird mehr Glykogen im Gewebe gespeichert, was den Pilzen als Nahrung dient.

Zudem können Östrogene die Schutzwirkung der Scheidenflora hemmen und den pH-Wert verschieben. Frauen, die zur Verhütung Hormonpräparate einnehmen oder sich aufgrund von Wechseljahrsbeschwerden für eine Hormonersatztherapie entscheiden, haben daher ein höheres Risiko für Scheidenpilz-Infektionen als Frauen ohne Östrogeneinfluss.

Scheidenpilz: Sind Toilettenbrillen ein Risiko?

Die Sorge, dass Pilze über Toilettenbrillen übertragen werden, ist unbegründet. Im Normalfall setzt man sich mit den Oberschenkeln auf die Toilettenbrille. Die Haut hat dort ebenfalls eine Schutzbarriere. Zudem ist der Bereich weit genug von der Scheide entfernt, sodass mögliche Pilze nicht verschleppt werden können.

Einen Tipp können Frauen auf der Toilette aber beherzigen: Entfernen Sie auf öffentlichen Toiletten immer den ersten Teil des Toilettenpapiers. Diesen hatte Ihre Vorgängerin beim Abreißen in der Hand. Reißen Sie etwa 20 Zentimeter ab und nutzen Sie das frische, nachkommende Papier.

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Ein bedeutendes Scheidenpilzrisiko stellt jedoch die falsche Wischtechnik nach dem Stuhlgang dar. Frauen sollten immer von vorne nach hinten wischen, da sonst Fäkalkeime und auch Pilze aus dem Analbereich in die Scheide gelangen, sich dort vermehren und eine Infektion verursachen können.

Infektionsgefahr in der Sauna

Schwitzen gilt als ein Risikofaktor für Scheidenpilz. Daher empfehlen Frauenärzte möglichst atmungsaktive Unterwäsche zu tragen, beispielsweise aus Baumwolle. Baumwolle nimmt Feuchtigkeit gut auf und trocknet rasch. Außerdem ist sie bei 60 Grad in der Waschmaschine waschbar – was Pilze abtötet. Auch in der Sauna schwitzt man viel – auch im Intimbereich.

Aus Hygienegründen sollte man in der Sauna daher immer nur auf dem eigenen Handtuch sitzen. Der Gynäkologe empfiehlt, nach jedem Saunagang ein neues Handtuch für Sitz- und Liegefläche zu nutzen und sich mit einem separaten Handtuch abzutrocknen. Dann ist das Scheidenpilzrisiko in der Sauna gering.

Aber: "Tauchbecken und Whirlpools sind Infektionsherde mit allerlei Keimen", sagt Albring. Auch das Chlorwasser setzt der Scheidenflora zu und kann ihr empfindliches Gleichgewicht stören. Dann haben es krankmachende Erreger leichter, sich zu vermehren und eine Infektion zu verursachen.

Anfällig sind besonders Frauen, die eine geschwächte Scheidenflora haben. Manche Experten raten daher, den Intimbereich vor dem Schwimmen mit einer fettreichen Salbe einzucremen. Außerdem sollten sich Frauen nach dem Schwimmen gründlich abduschen und gut abtrocknen.

Intimhygiene: Sind Waschlappen empfehlenswert?

Viele Frauen nutzen Waschlappen zur Intimhygiene. Frauenärzte sind allerdings skeptisch, denn Waschlappen sind ideale Tummelplätze für Erreger, darunter auch Pilze: Sie sind feucht und warm und haben ein dichtes Gewebe.

"Waschlappen für den Intimbereich sollten nach jedem Waschvorgang gewechselt und mindestens bei 60 Grad gewaschen werden", rät Albring. "Idealerweise kommt jedoch zwischen den Schamlippen nur klares lauwarmes bis kühles Wasser zur Anwendung. So können Infektionen mit krankmachenden Keimen und auch mit Hefepilzen weitgehend vermieden werden."

Wer auf ein Reinigungsgel nicht verzichten möchte, der sollte zu parfumfreien und pH-neutralen Waschgelen greifen und nur den äußeren Intimbereich ein wenig einschäumen. Die inneren Schamlippen und der Scheideneingang werden durch Schaum unnötig gereizt. Und für die Monatshygiene gilt: Es ist absolut wichtig, dass Frauen Menstruationstassen und andere wiederverwendbare Produkte der Menstruationshygiene absolut sauber halten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
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