Morbus Menière Wenn Drehschwindel in Attacken auftritt
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Patienten mit Morbus Menière leiden unter anfallsartigen, heftigen Drehschwindelattacken, die über viele Stunden bis Tage hinweg anhalten können. Starke Übelkeit, Erbrechen und Hörverlust, meist auf einem Ohr, begleiten die Anfälle. Morbus Menière: Ursachen, Symptome und Behandlung.
Definition: Was ist Morbus Menière?
Bei Morbus Menière erleiden die Betroffenen extreme Schwindelattacken, auch Anfalls-Drehschwindel und Attackenschwindel genannt. Geschätzt 120.000 Menschen leiden in Deutschland unter der Erkrankung des Innenohrs. Der Schwindel, der bei der Menière-Krankheit auftritt, hält meist etwa 30 Minuten an – bei vielen Patienten mehrere Stunden bis Tage.
Das heftige Drehgefühl beziehungsweise "Karussellfahren" ist von starker Übelkeit und häufig von Erbrechen begleitet. Angaben des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. zufolge tritt Morbus Menière am häufigsten zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
- Schwindel: Ursachen, Arten und Behandlung
Ursachen von Morbus Menière: Woher kommt der Schwindel?
Die genaue Ursache der Erkrankung ist bislang unbekannt. Vermutet werden eine erbliche Veranlagung sowie Entzündungsprozesse, die zu einer Störung der Produktion der Innenohr-Flüssigkeit, der sogenannten Endolymphe, führen. Es besteht zu viel Lymphflüssigkeit im Hör- und Gleichgewichtsorgan. Ob diese Flüssigkeit vermehrt gebildet oder der Abtransport gestört ist, ist nicht geklärt.
Durch den Lymphstau entsteht ein Überdruck in der Hörschnecke. In Folge kommt es zu Einrissen der feinen Membranen, in denen sich die Endolymphe befindet.
Wie arbeitet das Gleichgewichtsorgan? Das Gleichgewichtssystem (vestibuläres System) umfasst das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und steht über die Nervenbahnen in direktem Kontakt mit dem Gehirn. Es gibt an, in welche Richtungen wir uns bewegen. Seine Informationen zur Orientierung im Raum werden ergänzt von den Meldungen der Augen und des Tastsinns. Das Gehirn als Schaltzentrale verarbeitet die unterschiedlichen Informationen und setzt sie so um, dass wir uns im Raum orientieren können.
Die plötzliche Flüssigkeitsverschiebung im Ohr irritiert die Hör- und Sinneszellen. Sie geben falsche Signale zu Körperhaltung und Lage an das Gehirn. Da die Informationen über die Augen von denen des im Ohr befindlichen Gleichgewichtssinns abweichen, kommt es zu Schwindelattacken.
Selten tritt Morbus Menière nach einer Verletzung des Innenohrs auf. Auch Virusinfektionen und Durchblutungsstörungen werden als Auslöser diskutiert.
Morbus Menière: Symptome des Attackenschwindels
Bei Morbus Menière wird akut einsetzender, heftiger Drehschwindel von Ohrgeräuschen und Schwerhörigkeit begleitet. Klassische Morbus Menière-Symptome sind:
- Minuten bis Tage anhaltender heftiger Drehschwindel
- ausgeprägte Fallneigung, Drop-Attack genannt (besonders für Ältere gefährlich)
- Stunden bis Tage anhaltende Schwerhörigkeit, Hörminderung oder Hörverlust auf einem Ohr
- Druckgefühl auf dem betroffenen Ohr
- einseitige, meist tiefklingende rauschende und brummende Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Augenbewegungsstörungen (Nystagmus) auf der betroffenen Seite
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schweißausbrüche
- Reizbarkeit
- Angstzustände
- Gefühle des Ausgeliefertseins
Wie die Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz mitteilen, macht sich der Morbus Menière nur bei etwa 20 Prozent der Patienten gleich mit allen typischen Beschwerden bemerkbar.
- Morbus Menière: Alles Wichtige zu den Symptomen
Etwa 40 Prozent der Betroffenen haben zu Beginn der Erkrankung einen Hörsturz, die übrigen 40 Prozent das Gleichgewicht betreffende Beschwerden. Dies erschwert dem Arzt die Diagnose. Zwischen den einzelnen Anfällen können Tage oder Monate liegen, in denen die Betroffenen schwindelfrei sind.
Behandlung: Welche Therapie gegen die Schwindelanfälle hilft
Besteht die Menière-Krankheit über einen längeren Zeitraum hinweg und entstehen immer wieder Einrisse in den feinen Membranen, kann das Ohr langfristig Schaden nehmen. Es können sich eine Innenohrschwerhörigkeit sowie eine Gleichgewichtsorganschädigung entwickeln.
Heilbar ist die Erkrankung des Innenohres nicht. Im Rahmen der Therapie können lediglich die Krankheitssymptome behandelt werden. Zur Behandlung der Morbus Menière-Beschwerden finden verschiedene Medikamente Anwendung:
- Medikamente, welche den Schwindel dämpfen (Antivertiginosa)
- Kortison: Stabilisiert die Membranen der feinen Sinneszellen im akuten Fall.
- Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen (Antiemetika)
- Medikamente, welche Ängste lindern – oft ergänzt durch Psychotherapie.
- Medikamente mit dem Arzneistoff Betahistin zur Vorbeugung neuer Schwindelanfälle
- Antibiotikum Gentamycin: Schaltet den Gleichgewichtssinn aus. Wird über eine Spritze durch das Trommelfell in das Innenohr verabreicht.
Letzter Weg: OP
Des Weiteren empfehlen Ärzte einen gesunden Lebensstil, eine salzarme Ernährung sowie den Verzicht auf Rauchen, Alkohol und zu viel Koffein. Entspannungsübungen und Gleichgewichtstraining können ebenfalls helfen, das Erkrankungsbild zu verbessern. In sehr stark ausgeprägten Fällen kann eine Operation den verzweifelten Patienten helfen.
Dabei trennt der Arzt den Gleichgewichtsnerv durch. Allerdings führt dieser Eingriff zu Taubheit auf dem behandelten Ohr. Der Eingriff wird daher vor allem bei den Betroffenen durchgeführt, die aufgrund der Menière-Krankheit bereits auf dem erkrankten Ohr taub geworden sind.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.