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Hydrozele unbehandelt lassen oder besser operieren?


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Wasserbruch am Hoden
Hydrozele unbehandelt lassen oder besser operieren?


Aktualisiert am 29.08.2024Lesedauer: 4 Min.
Mann und Junge im Gespräch mit einer ÄrztinVergrößern des Bildes
Mann und Junge im Gespräch mit einer Ärztin: Ob eine Hydrozele bedenkenlos unbehandelt bleiben kann, entscheidet sich unter anderem nach dem Alter der Betroffenen. (Quelle: Jacob Wackerhausen/getty-images-bilder)
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Medizinisch kann es durchaus sinnvoll sein, eine Hydrozele unbehandelt zu lassen. Mitunter ist jedoch eine OP ratsam. Wann und warum, erfahren Sie hier.

Eine Hydrozele – auch Wasserbruch genannt – ist eine Ansammlung von Flüssigkeit, die vorwiegend am Hoden auftritt. Seltener reicht die Flüssigkeitsansammlung nicht bis in den Hodensack, sondern bildet sich auf Höhe des Samenstrangs. In beiden Fällen raten Ärztinnen und Ärzte unter Umständen, die Hydrozele zunächst unbehandelt zu lassen

Im weiteren Verlauf kann sich dann immer noch herausstellen, dass eine OP die bessere Wahl wäre. Somit ist es in jedem Fall wichtig, sorgsam zu überwachen, wie sich eine Hydrozele unbehandelt entwickelt. Fachleute bezeichnen diese Vorgehensweise als beobachtendes Abwarten (engl.: Watchful Waiting).

Hydrozele bei Babys: Kann oft unbehandelt bleiben

Ein solches Vorgehen kommt vor allem bei Babys mit angeborener Hydrozele infrage, da diese im ersten Lebensjahr meist von selbst verschwindet. Kleinkinder haben ebenfalls eine – allerdings mit zunehmendem Alter geringer werdende – Chance, die Flüssigkeitsansammlung ohne OP loszuwerden.

Selbst wenn eine Hydrozele erst eine Weile nach der Geburt auftritt, bildet sie sich womöglich von allein zurück, sodass unter bestimmten Bedingungen eine mehrmonatige Beobachtungszeit in Betracht kommt. Eine Hydrozele anfangs unbehandelt zu lassen, kann also vielen Kindern den operativen Eingriff ersparen.

Gut zu wissen

Typisches Anzeichen für eine Hydrozele am Hoden ist eine prall-elastische Schwellung des Hodensacks, die für gewöhnlich nur einseitig auftritt und nicht wehtut.

Daher empfiehlt es sich in der Regel, bei betroffenen Babys mindestens bis zum Ende des ersten Lebensjahrs abzuwarten, ob eine OP verzichtbar ist. (Manche Fachleute halten es auch für angebracht, eine Hydrozele bis zum Ende des zweiten Lebensjahrs unbehandelt unter Beobachtung zu halten.) Voraussetzung für das beobachtende Abwarten ist aber immer, dass

  • das Kind keine Beschwerden hat und
  • keine Komplikationen zu erwarten sind.

Was spricht dafür, eine Hydrozele bei Kindern zu operieren?

Für beschwerdefreie Babys und Kleinkinder ohne erhöhtes Komplikationsrisiko gilt: Wenn eine unbehandelte Hydrozele über den ärztlich empfohlenen Beobachtungszeitraum unverändert bleibt oder gar größer wird, ist eine OP ratsam.

Dabei richtet sich die Entscheidung für eine Operation auch nach dem Alter des Kindes: Aus medizinischer Sicht ist die Vollendung des ersten Lebensjahrs oft schon Grund genug, eine Hydrozele operativ zu entfernen. (Wenn es die Umstände erlauben, kann allerdings ebenso ein Abwarten bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr gerechtfertigt sein.)

Zudem sprechen sich Fachleute in folgenden Fällen dafür aus, eine Hydrozele im Kindesalter frühzeitig zu operieren, statt sie zunächst unbehandelt zu lassen:

  • wenn die Schwellung am Hoden sehr groß ist
  • wenn die Schwellung je nach Tageszeit oder Körperhaltung zu- und wieder abnimmt, weil dann (aufgrund einer angeborenen Schwachstelle in der Bauchwand) eine Verbindung zwischen Hodensack und Bauchhöhle besteht, was das Risiko für einen Leistenbruch erhöht
  • bei Verdacht auf einen begleitenden Leistenbruch (wie dieser entsteht, können Sie hier nachlesen)
  • bei Verdacht auf eine zugrunde liegende Hodenerkrankung (etwa eine Hoden- und/oder Nebenhodenentzündung)

Hydrozele bei Erwachsenen: Unbehandelt eher problematisch

Erwachsene (sowie Jugendliche und ältere Kinder) haben für gewöhnlich keine angeborene, sondern eine erworbene Hydrozele. Unbehandelt vergrößert sich die Schwellung am Hoden dann häufig langsam immer weiter. Dies kann dazu führen, dass die Betroffenen mit der Zeit zunehmend

  • ein Druck- oder Schweregefühl im Hodensack verspüren,
  • sich durch normal weite Kleidung eingeengt fühlen,
  • beim Gehen oder Sitzen Unbehagen empfinden,
  • in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind und
  • unter dem veränderten Aussehen des Hodensacks leiden.

Solange eine Hydrozele bei Erwachsenen keine Beschwerden bereitet oder wenn aus gesundheitlichen Gründen (etwa aufgrund einer Gerinnungsstörung) eine OP riskant wäre, kommt aber dennoch – wie bei vielen kleinen Kindern – ein beobachtendes Abwarten infrage.

Bei einer Hydrozele unbedingt ärztliche Hilfe suchen

Ob eine erworbene Hydrozele unbehandelt bleiben kann, sollten Betroffene allerdings auf alle Fälle ärztlich abklären lassen. Nur eine Ärztin oder ein Arzt kann feststellen, was die Ursache für den geschwollenen Hodensack ist, ob Begleiterkrankungen vorliegen und wann eine Behandlung notwendig ist.

Häufig entsteht eine Hydrozele bei Erwachsenen ohne erkennbaren Grund. Mitunter lässt sich die Schwellung jedoch auf eine andere Erkrankung oder eine Verletzung zurückführen. Zu den möglichen Ursachen erworbener Hydrozelen zählen zum Beispiel:

  • Hodeninfektionen (wie die Hoden- und/oder Nebenhodenentzündung)
  • leichte bis schwere Hodenverletzungen (wie die Hodenprellung)
  • Hodendrehung
  • Hodentumoren
  • chirurgische Eingriffe (etwa zur Behandlung einer Varikozele)
  • Leistenbruch oder Hodenbruch
  • allgemeine Erkrankungen (wie Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose)
  • veränderte Menge oder Zusammensetzung der vom Bauchfell gebildeten Flüssigkeit (etwa infolge einer Bauchfelldialyse oder bei Bauchwassersucht)

Steckt ein behandelbares oder von allein heilendes Gesundheitsproblem hinter der Schwellung, kann die Hydrozele selbst meist unbehandelt bleiben. Denn wenn ihre Ursache verschwindet, bildet sich normalerweise auch die Flüssigkeitsansammlung zurück.

Was spricht dafür, eine Hydrozele bei Erwachsenen zu operieren?

Macht sich eine erworbene Hydrozele störend bemerkbar, empfehlen Fachleute, sie operativ behandeln zu lassen. Das gilt vor allem, wenn die Ursache der Schwellung unbekannt oder nicht behebbar ist. Wichtige Gründe für eine OP sind also:

  • Schmerzen und sonstige örtliche Beschwerden
  • eingeschränkte Bewegungsfreiheit
  • sehr große, als unattraktiv empfundene Schwellung

Hydrozele gegen ärztlichen Rat unbehandelt lassen: Ist das gefährlich?

Die gute Nachricht vorweg: Eine Hydrozele an sich ist ungefährlich – und selbst unbehandelt nur selten störend oder schmerzhaft. Solange die Betroffenen keine Beschwerden haben, ist wohl auch nicht mit negativen Auswirkungen auf die Hoden und deren Funktion zu rechnen.

Vereinzelt – besonders bei größeren Hydrozelen – kann der geschwollene Bereich jedoch zunehmend druck- und berührungsempfindlich reagieren oder wehtun. Viele Betroffene belastet eine ausgeprägte Schwellung außerdem psychisch.

Wichtiger Hinweis

Wenn der Hodensack plötzlich anschwillt oder stark schmerzt, ist – unabhängig vom Alter der betroffenen Person – sofortige ärztliche Hilfe erforderlich. Dies gilt besonders dann, wenn die Symptome binnen weniger Stunden nach einer Hodenverletzung auftreten.

Wer eine sehr große Hydrozele gegen ärztlichen Rat unbehandelt lässt, riskiert womöglich sogar Komplikationen. So kann der erhöhte Druck auf den Hoden etwa zu eingeschränkter Zeugungsfähigkeit bis hin zur Unfruchtbarkeit führen.

Eine andere Komplikation droht, wenn die Hydrozele infolge einer besonders weiten Verbindung zwischen Hodensack und Bauchhöhle entstanden ist: Dann kommt es zusätzlich schnell zu einem Leistenbruch, der im Extremfall lebensbedrohlich verlaufen kann.

Insgesamt ist das Risiko, dass eine unbehandelte Hydrozele schwerwiegende Folgen hat, aber gering.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Huzaifa, M., Moreno, M. A.: "Hydrocele". StatPearls, Treasure Island (FL), StatPearls Publishing (3.7.2023)
  • "Hydrocele". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 30.3.2023)
  • "Hydrocele". Online-Informationen der Mayo Clinic: www.mayoclinic.org (Stand: 12.1.2023)
  • "Hydrocele testis, Varikozele und Spermatozele". Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Stand: 12.1.2022)
  • "Hydrozele". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 13.1.2021)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V. (DGKCH): "Leistenhernie, Hydrozele" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 006/030 (Stand: 30.10.2020)
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