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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Übergewichtig oder fettleibig? Adipositas: Das bedeuten Grad 1, 2 und 3
Adipöse Menschen sind schwer übergewichtig. Ihr Körperfett liegt weit über dem Normalmaß. Mediziner unterscheiden in verschiedene Schweregrade.
Adipositas, auch als Fettleibigkeit bezeichnet, beginnt bei einem Erwachsenen ab einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 30. Je höher der BMI ist, desto größer ist das Risiko für ernährungsbedingte Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen.
Je nach Schweregrad der Fettleibigkeit unterscheiden Ärzte vier Stadien. Sie sind abhängig von jeweiligen Gewicht und mit unterschiedlich hohen Risiken verbunden.
Wann bin ich übergewichtig, wann adipös?
Um das Körpergewicht zu beurteilen, steht Ärzten der Körpermassen-Index, auch Body-Mass-Index (BMI) genannt, zur Verfügung. Je nach Alter, Größe und Gewicht sind Grenzwerte festgelegt. Bei einem Erwachsenen spricht man von Normalgewicht beziehungsweise einem optimalen BMI bei Werten von 18,5 bis 24,9. Um Übergewicht handelt es sich bei einem BMI ≥ 25, um Adipositas (Fettleibigkeit) bei einem BMI ≥ 30. Bei einem BMI von 25 bis 29,9 sprechen Mediziner auch von Präadipositas.
Wie berechnet sich der BMI?
Der BMI setzt Gewicht und Körpergröße ins Verhältnis und wird wie folgt berechnet: Körpergewicht (in Kilogramm) geteilt durch Körpergröße (in Meter) zum Quadrat. Ein Beispiel: Ein Mann wiegt 110 Kilogramm und ist 1,80 Meter groß. 110 kg : 1,80 m² = BMI 33,9. Damit hat er Adipositas Grad 1.
Was sind die Adipositas-Grade?
Die Adipositas wird in drei Grade unterteilt, um das Risiko für Begleiterkrankungen des Übergewichts einschätzen zu können.
- Adipositas Grad 1: BMI zwischen 30 und 34,9
- Adipositas Grad 2: BMI zwischen 35 und 39,9
- Adipositas Grad 3: BMI ab 40
Bei Adipositas Grad 1 ist das Risiko für Begleiterkrankungen des Übergewichts erhöht, bei Grad 2 hoch und bei Grad 3 sehr hoch.
Körperliche Einschränkungen bei Adipositas Grad 1 bis 3
Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) von 2020 sind in Deutschland knapp 47 Prozent der Frauen und 61 Prozent der Männer von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) weist eine Adipositas auf. "Unser heutiger Lebensstil fördert Übergewicht. Viele Menschen essen sehr kalorienreich und unausgewogen und bewegen sich zugleich zu wenig.
Der Energiehaushalt gerät aus dem Gleichgewicht. Es wird mehr Energie aufgenommen als verbraucht. Das hat Folgen für die Gesundheit und die Lebensqualität", sagt Diplom-Oecothrophologin Silke Restemeyer vom Referat Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE).
Bei Adipositas Grad 1 bemerken Betroffene bereits erste Einschränkungen im Alltag. Sportliche Aktivitäten fallen schwer, Kurzatmigkeit tritt vermehrt auf und auch die Gelenke, häufig die Knie, können mit Schmerzen auf das starke Übergewicht reagieren. Ab Grad 2 nehmen Betroffene in der Regel vermehrt Probleme im Alltag wahr. Beispielsweise fällt ihnen das Treppensteigen schwer, die Kurzatmigkeit nimmt zu und auch Gelenkschmerzen treten gehäuft auf.
Die Beweglichkeit und die Ausdauer im Allgemeinen sind zunehmend eingeschränkt. Bei Adipositas Grad 3, auch Adipositas permagna genannt, nehmen die Einschränkungen nochmals zu, was das Privatleben ebenso wie das Berufsleben erheblich beeinträchtigen kann. Die eingeschränkte Lebensqualität kann die Betroffenen so sehr belasten, dass sich psychische Krankheiten entwickeln können, etwa eine Depression.
Risiko Folgeerkrankungen: BMI allein ist nur bedingt aussagekräftig
Der BMI allein reicht zur gesundheitlichen Risikoeinschätzung allerdings nicht aus, da er nichts über die Fettverteilung aussagt. Mittlerweile weiß man, dass der Taillenumfang als Bemessungsgröße ebenfalls berücksichtigt werden muss, denn: Inneres Bauchfett (viszerales Fett) ist ein bedeutsamer Risikofaktor für die Gesundheit und steht unter anderem mit Bluthochdruck, Herzinfarkt, Fettleber, Diabetes mellitus, aber auch bestimmten Krebserkrankungen in Zusammenhang.
Angaben des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zufolge gilt ein Zusammenhang mit Adipositas für mehr als 13 Krebsarten als bewiesen, darunter Leberkrebs, Dick- und Enddarmkrebs, Brustkrebs, Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs, Schilddrüsenkrebs und Gebärmutterkörperkrebs.
"Als Merkmal für das Fettverteilungsmuster gibt der Taillenumfang bei einem BMI < 35 kg/m² eine wichtige Zusatzinformation. Ab einem Taillenumfang über 80 Zentimeter bei Frauen beziehungsweise einem Taillenumfang über 94 Zentimeter bei Männern steigt das Risiko, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten zu entwickeln", erklärt Restemeyer. "Bei einem Taillenumfang über 88 Zentimeter bei Frauen beziehungsweise größer 102 Zentimeter bei Männern besteht ein deutlich erhöhtes Risiko für das Auftreten von Folgeerkrankungen."
Präadipositas: Vorstufe der Fettleibigkeit
Präadipositas bedeutet, dass Übergewicht besteht und es sich um eine Vorstufe von Adipositas handelt. Präadipositas ist definiert über einen BMI von 25 bis 29,9. Experten raten, spätestens jetzt den Lebensstil anzupassen, um einer Fettleibigkeit und den damit verbundenen Erkrankungen entgegenzuwirken. Bereits Präadipositas erhöht das Risiko für bestimmte Erkrankungen, darunter Bluthochdruck, Gelenkbeschwerden wie Arthrose, Schlafapnoe und Diabetes.
"Das Ziel der Adipositastherapie ist eine langfristige Gewichtsreduktion. Die Säulen der Therapie sind Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Je nach individueller Situation sollten die Komponenten primär in Kombination und gegebenenfalls auch als Einzelkomponenten eingesetzt werden", sagt Restemeyer.
"Der Begleitung Übergewichtiger nach dem Gewichtsverlust kommt ebenfalls eine bedeutende Rolle zu. Nach dem Abnehmen nicht wieder zuzunehmen, ist meist schwerer als das Abnehmen selbst. Der Begriff Gewichtsmanagement umfasst sowohl die Phase der Gewichtsreduktion als auch die langfristige Stabilisierung des erreichten Gewichts."
Adipositas-Operation im fortgeschrittenen Stadium eine Option
Im Bedarfsfall können im Rahmen des Gewichtsmanagements Medikamente das Abnehmen unterstützen. Ist die Adipositas bereits weit fortgeschritten, wie bei Grad 2 und 3, und gelingt Betroffenen die Gewichtsabnahme nicht, können unter Umständen adipositaschirurgische Verfahren wie eine Magenverkleinerung eine Option darstellen, um der gesundheitlichen Gefährdung entgegenzuwirken. Die behandelnden Ärzte können zu Chancen und Risiken eines solchen Eingriffs beraten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- dge.de: "Übergewicht und Adipositas". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). (Stand: Aufgerufen am 28. Juli 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Starkes Übergewicht (Adipositas)". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). (Stand: 24. August 2022)
- adipositas-gesellschaft.de: "Definition von Übergewicht und Adipositas". Online-Information der Deutschen Adipositas-Gesellschaft e. V. (Stand: Aufgerufen am 28. Juli 2023)
- adipositas-gesellschaft.de: "Folge- und Begleiterkrankungen". Online-Information der Deutschen Adipositas Gesellschaft e. V. (DAG). (Stand: Aufgerufen am 28. Juli 2023)
- bzfe.de: "Bauchumfang entscheidend für das gesundheitliche Risiko". Online-Information des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE). (Stand: 31. Juli 2019)
- rki.de: "Übergewicht und Adipositas". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: Aufgerufen am 28. Juli 2023)
- rki.de: "Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse der Studie GEDA 2019/2020-EHIS". Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI). (Stand: 2020)
- krebsinformationsdienst.de: "Übergewicht als Krebsrisiko". Online-Information des Krebsinformationsdienstes (KID) am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ). (Stand: August 2022)
- bfr.bund.de: "Adipositas". Online-Information des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). (Stand: Aufgerufen am 28. Juli 2023)