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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mögliche Ursachen Steißbeinschmerzen ohne Sturz – was der Grund sein kann
Dass das Steißbein nach einem Sturz darauf schmerzen kann, scheint einleuchtend. Doch was steckt dahinter, wenn scheinbar grundlos Schmerzen bestehen?
Steißbeinschmerzen machen sich meist vor allem beim Sitzen unangenehm bemerkbar, insbesondere bei unbequemen Sitzgelegenheiten. Oft verschlimmern sie sich beim Aufstehen oder Hinsetzen, beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr.
- Steißbeinschmerzen lindern: Was hilft?
- Steißbeinschmerzen nach Sturz: Was tun?
- Bandscheibenvorfall: Typische Symptome
Manchmal ist die Ursache bei Steißbeinschmerzen einfach zu erklären – wie etwa nach einem Unfall, bei dem es zu einem Sturz oder anderen Krafteinwirkungen auf das Steißbein kam. Dann ist das Steißbein möglicherweise geprellt, verrenkt oder sogar gebrochen. Auch nach einer Geburt kann es zu Steißbeinschmerzen kommen.
Teilweise treten Schmerzen am Steißbein jedoch ohne einen Unfall wie einen Sturz auf. Welchen Grund haben die Schmerzen dann? In den folgenden Kapiteln nennen wir Ihnen einige mögliche Ursachen für Steißbeinschmerzen, die scheinbar ohne erkennbaren Anlass bestehen.
Wo liegt das Steißbein?
Das Steißbein ist die unterste Spitze der Wirbelsäule und liegt am oberen Ende des Gesäßes. Es besteht aus drei bis fünf miteinander verschmolzenen Wirbeln. Im Vergleich zu anderen Abschnitten der Wirbelsäule ist es weniger beweglich. Am Steißbein setzen viele Bänder und Muskeln an, zum Beispiel die Beckenbodenmuskeln. Der Fachausdruck für Steißbeinschmerzen lautet Kokzygodynie.
Steißbeinschmerzen durch Sitzen
Steißbeinschmerzen, die scheinbar ohne Grund auftreten, sind manchmal dadurch zu erklären, dass täglich viel Zeit sitzend verbracht wird. Wie etwa bei der Arbeit am Schreibtisch, im Auto oder auf dem Sofa.
Beim Sitzen entsteht Druck auf das Steißbein – das gilt insbesondere, wenn die Sitzunterlage kaum gepolstert ist. Auch die Sitzhaltung spielt eine Rolle: Wer eher zusammengesunken und zurückgelehnt sitzt, setzt das Steißbein einer erhöhten Druckbelastung aus.
Durch den Druck beim Sitzen kommt es zu einer mechanischen Belastung, die auf Dauer winzige Verletzungen im Gewebe und dadurch Schmerzen hervorrufen kann – sogenannte Mikrotraumata. Sogar häufiges langes Sitzen auf weichen Sitzgelegenheiten wie einem Sofa oder Autositz kann Schmerzen am Steißbein begünstigen. Mehr zum Thema Steißbeinschmerzen durch Sitzen finden Sie hier.
Steißbeinschmerzen durch Übergewicht
Treten Steißbeinschmerzen ohne Sturz oder andere offensichtliche Ursache auf, liegt der Grund in manchen Fällen in einem hohen Körpergewicht. Denn bei starkem Übergewicht (Adipositas) nimmt der Druck auf das Steißbein beim Sitzen unter Umständen derart zu, dass er dort Schmerzen verursachen kann. Von Adipositas sprechen Fachleute ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 30. Welchen BMI Sie haben, erfahren Sie hier.
Steißbeinschmerzen durch starken Gewichtsverlust
Menschen, die in kurzer Zeit sehr viel Gewicht verlieren, entwickeln teilweise ebenfalls Steißbeinschmerzen, ohne dass es einen Grund wie einen Sturz gäbe. Das kann dann der Fall sein, wenn das Steißbein durch den starken Gewichtsverlust plötzlich deutlich schlechter gepolstert ist. So wirkt beim Sitzen mehr Druck als gewöhnlich darauf ein und die mechanische Belastung nimmt zu.
Steißbeinschmerzen durch instabiles Steißbein
Zum Teil entstehen Beschwerden unter Umständen durch eine Instabilität des Steißbeins. Dabei liegt der Grund der Schmerzen darin, dass das Steißbein überbeweglich ist und beim Sitzen oder bei anderen Belastungen viel mehr Bewegungsspielraum hat als normalerweise.
Dazu kann es etwa kommen, wenn Betroffene in der (teils auch länger zurückliegenden) Vergangenheit einmal einen Sturz aufs Gesäß erlitten haben, diesen aber nicht mehr erinnern oder damit in Zusammenhang bringen.
Möglicherweise traten beim Ereignis selbst kaum Schmerzen auf. Dennoch kann der Unfall die Steißbeinbänder in einer Weise beeinträchtigt haben, dass die knöcherne Struktur in der Folge überbeweglich wurde. Vielleicht hat das Steißbein auch seine Lage leicht verändert, sodass medizinisch gesehen eine (Sub-)Luxation vorliegt.
Steißbeinschmerzen während der Schwangerschaft
Im Verlauf einer Schwangerschaft erleben manche Frauen Steißbeinschmerzen, die scheinbar ohne Grund auftreten. Diese sind in der Regel dadurch zu erklären, dass der weibliche Körper während der Schwangerschaft verschiedene Veränderungen durchläuft, die Schmerzen am Steißbein begünstigen können. Warum das in der Schwangerschaft so ist, lesen Sie hier.
Vermeintliche Steißbeinschmerzen aus anderen Gründen
Steißbeinschmerzen ohne einen Sturz oder ähnlichen Grund haben zudem manchmal Ursachen, die nicht direkt mit dem Steißbein zusammenhängen. Dann strahlen die Schmerzen eventuell ins Steißbein oder in die umgebende Region aus, obwohl das Steißbein selbst gesund ist. Mögliche Auslöser dafür sind beispielsweise:
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
- Gelenkverschleiß (Arthrose)
- Stress oder psychische Belastungen
- Ischiasschmerzen
- Tumoren
- Steißbeinfistel
Wann zum Arzt
Steißbeinschmerzen – auch ohne Sturz – sind häufig harmlos und bessern sich meist nach einigen Wochen von selbst. Welche Maßnahmen Steißbeinschmerzen beim Sitzen lindern können, erfahren Sie hier. Lassen die Schmerzen jedoch nicht nach oder verschlimmern sie sich, sollten Betroffene eine ärztliche Praxis aufsuchen.
Das gilt insbesondere, wenn weitere Beschwerden im Steißbeinbereich hinzukommen, wie etwa eine Rötung oder Schwellung, die Region sich ungewöhnlich warm anfühlt oder Flüssigkeit aus einer kleinen Öffnung neben dem Steißbein austritt. In letzterem Fall handelt es sich vielleicht um eine Steißbeinfistel. Was das ist und wie man eine Steißbeinfistel im Anfangsstadium erkennt, lesen Sie hier.
Fazit
Steißbeinschmerzen, die ohne einen vorhergehenden Sturz auftreten, haben möglicherweise einen Grund, der weniger offensichtlich ist. Zwar sind die Schmerzen oft unangenehm, lassen sich jedoch häufig mit einfachen Maßnahmen lindern. Bessern sich die Beschwerden am Steißbein nach wenigen Wochen nicht von selbst oder werden sie sogar schlimmer, ist ein Arztbesuch ratsam.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- "Chronische Schmerzen nach Sturz auf das Steißbein". Doctors Today, Nr. 3, Ausg. 5, S. 10-12 (2023)
- "Coccyx pain during pregnancy (antenatal)". Online-Informationen der National Health Services: www.royalberkshire.nhs.uk (Stand: Dezember 2022)
- "Tailbone trauma – aftercare". Online-Informationen der National Library of Medicine: medlineplus.gov (Stand: 6.10.2022)
- "Coccydynia (Tailbone Pain)". Online-Informationen der Cleveland Clinic: my.clevelandclinic.org (Stand: 6.7.2020)
- "Steißbeinschmerzen (Kokzygodynie)". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 8.1.2019)
- Lirett, L. S., et al.: "Coccydynia: An Overview of the Anatomy, Etiology, and Treatment of Coccyx Pain". The Ochsner Journal, Vol. 14, Iss. 1, pp. 84-87 (2014)
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie: "Kokzygodynie". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 081/005 (Stand: Dezember 2002)