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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Selbstbehandlung Hilft Zugsalbe bei einer Steißbeinfistel?
Eine akute Steißbeinfistel geht mit einem Abszess einher. Wie ratsam ist es, die Eiteransammlung mit Zugsalbe zu behandeln?
Bei einer akuten oder chronischen Steißbeinfistel (Fachausdruck Pilonidalsinus oder Sinus pilonidalis) handelt es sich um eine Entzündung im Unterhautfettgewebe am oberen Ende der Gesäßfalte.
Während sich bei der akuten Steißbeinfistel oft innerhalb weniger Tage ein Abszess bildet, der mit starken Schmerzen einhergehen kann, macht sich die chronische Form weniger deutlich bemerkbar: Häufig ist das einzig auffällige Anzeichen ein blutig-eitriges oder auch klares Sekret. Dieses rinnt zeitweilig oder bei Druck aus einer kleinen Hautöffnung, die mit dem Entzündungsherd verbunden ist.
- Steißbeinfistel ausdrücken: Ratsam oder nicht?
- Ursachen, Symptome, Therapie: Alles Wichtige zur Steißbeinfistel
- Steißbeinfistel im Anfangsstadium: Muss sie behandelt werden?
Der Anblick der Schwellung bei einer akuten Steißbeinfistel lässt Betroffene möglicherweise als Erstes an eine Art großen Pickel oder ein Furunkel denken. Das kann manche veranlassen, den darunterliegenden Abszess auf ähnliche Weise zu behandeln – etwa, indem sie Zugsalbe auf die Schwellung auftragen.
Akute Steißbeinfistel: Was bewirkt Zugsalbe?
Ganz allgemein wirken die Inhalte von sogenannten Zugsalben desinfizierend, entzündungshemmend und durchblutungsfördernd. Sind eitrige Entzündungen (wie etwa bei einem Furunkel) bereits weiter fortgeschritten, kann Zugsalbe diesen zudem "reifen" lassen – also bewirken, dass sich die Haut darüber öffnet und der Eiter abfließt. In diesem Sinne beschleunigt Zugsalbe gewissermaßen einen Prozess, zu dem es früher oder später ohne Behandlung häufig von allein kommt.
Bei einer akuten Steißbeinfistel auf eigene Faust Zugsalbe anzuwenden, ist allerdings nicht ratsam. Selbst wenn sich der Abszess dadurch möglicherweise öffnet und sich die Entzündung vorerst bessert, wird die Steißbeinfistel danach nicht abheilen, sondern bestehen bleiben. Die Selbstbehandlung kann jedoch das Risiko für Komplikationen erhöhen.
Wichtig zu wissen
Steißbeinfisteln lassen sich nicht allein mit Salben oder Cremes heilen.
Unter dem sichtbaren Abszess verbirgt sich oft mehr
Problematisch ist bei einer akuten Steißbeinfistel zudem: Von außen lässt sich nicht sicher erkennen, welches Ausmaß der Abszess tatsächlich hat und wie tief dieser möglicherweise ins Gewebe reicht. Auch ob weitere Fistelgänge vorhanden sind, lässt sich nicht ohne Weiteres abschätzen.
Es besteht daher die Möglichkeit, dass nach der Eröffnung des Abszesses mithilfe von Zugsalbe Eiter zurückbleibt oder sich die Hautstelle zusätzlich infiziert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird sich die Steißbeinfistel nach einiger Zeit erneut durch Beschwerden bemerkbar machen.
Anstatt mit einer Selbstbehandlung Zeit zu verlieren, ist deshalb ärztlicher Rat zu empfehlen. Eine akute oder chronische Steißbeinfistel benötigt immer eine fachgerechte Behandlung; üblicherweise in Form eines (je nach Einzelfall) kleineren oder größeren operativen Eingriffs.
- Steißbeinfistel-OP: Welche Verfahren gibt es?
- Hausmittel: Was taugen sie bei akuter Steißbeinfistel?
Salben zur Wundpflege nach der OP
Nach einer Steißbeinfistel-OP können zur Nachbehandlung der Wunde beziehungsweise der Wundränder möglicherweise Salben zum Einsatz kommen, etwa desinfizierende und gleichzeitig pflegende Wundsalben (beispielsweise mit Povidon-Jod und Dexpanthenol).
Desinfizierend wirkende Substanzen wie Povidon-Jod kommen unter Umständen auch bei größeren offen heilenden Wunden infrage – dann jedoch meist in Form einer Tamponade, die in die Wunde eingelegt wird.
Wichtig: Egal, ob vor oder nach einer Steißbeinfistel-OP – Betroffene sollten Salben oder Cremes immer ausschließlich in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin anwenden.
Salben bei Steißbeinfisteln im Anfangsstadium
Ehe eine Steißbeinfistel in die akute oder chronische Form übergeht, besteht sie in der Regel viele Jahre unbemerkt als sogenannte asymptomatische Steißbeinfistel (auch blande Steißbeinfistel genannt). Viel mehr als eine kleine Hautöffnung am oberen Ende der Gesäßfalte ist zu diesem Zeitpunkt nicht zu erkennen.
Solch eine Steißbeinfistel im Anfangsstadium entwickelt sich meist bereits in der Jugend und ist normalerweise nicht behandlungsbedürftig. Sie sollte jedoch (sofern bereits bekannt) beobachtet werden.
Wer eine Steißbeinfistel im Anfangsstadium hat, muss im Allgemeinen keine speziellen vorbeugenden Maßnahmen in Form von desinfizierenden, antibakteriellen Salben ergreifen. Es reicht üblicherweise aus, auf eine normale Körperhygiene zu achten – also regelmäßig zu duschen oder zu baden, damit die Gesäßfalte abgespült wird.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Herrod, P. J., et al.: "Dressings and topical agents for the management of open wounds after surgical treatment for sacrococcygeal pilonidal sinus". Cochrane Database of Systematic Reviews, Iss. 5, Art. No. CD013439 (2022)
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 10.10.2022)
- Online-Informationen von Stiftung Warentest: www.test.de (Abrufdatum: 10.10.2022)
- "Anorektale Abszesse und Fisteln". Online-Informationen von e.Medpedia: www.springermedizin.de/emedpedia (Stand: 28.1.2022)
- "Sinus pilonidalis". Online-Informationen von Amboss: www.amboss.com (Stand: 19.1.2022)
- Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Koloproktologie: "Sinus pilonidalis" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 081/009 (Stand: 2020)
- "Sinus pilonidalis (Pilonidalzyste)". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 18.8.2020)
- Mölle, B., et al.: "Chirurgische Proktologie". Springer, Berlin 2018