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Gicht und Gichtanfall: Symptome, Ursachen, und Medikamente


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Symptome, Ursachen, Medikamente
Wie Sie Gicht erkennen – und was hilft


Aktualisiert am 25.08.2023Lesedauer: 12 Min.
Ein Mann liegt barfuß auf dem Sofa.Vergrößern des Bildes
Bei einem Gichtanfall ist es empfehlenswert, den betroffenen Körperteil zu schonen und hochzulagern. (Quelle: Kraig Scarbinsky/getty-images-bilder)
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Heftige Schmerzen im Zeh oder Finger: Ein Gichtanfall betrifft oft ein einzelnes Gelenk im Fuß oder in der Hand. Welche Symptome eine Gicht auslöst, wie die Behandlung abläuft und was Medikamente bringen, erfahren Sie hier.

Gicht gilt als sogenannte Wohlstandserkrankung – eine missverständliche Einordnung: Zwar begünstigen die für reiche Länder typischen Lebensgewohnheiten diese Krankheit. Auch zählen Fisch, Fleisch, Meeresfrüchte und Alkohol zu den wichtigsten Auslösern akuter Gichtanfälle.

Allerdings entwickelt keineswegs jeder, der viel tierische Kost oder Alkohol zu sich nimmt, eine Gicht. Von hundert Menschen in der Bevölkerung konsumieren etwa 94 Personen Fleisch und 13 riskante Mengen an Alkohol. An Gicht sind Schätzungen zufolge jedoch nur eine bis zwei von hundert Personen in der Bevölkerung erkrankt.

Die Ernährung und der sonstige Lebensstil sind also nicht die eigentlichen Ursachen der Krankheit. Wer Gicht hat, muss sich folglich keine Vorwürfe machen oder Schuldgefühle haben. Trotzdem kann es helfen, im Rahmen der Behandlung auch gewisse Gewohnheiten und vor allem den Speiseplan zu verändern.

Definition der Krankheit: Gicht – was ist das?

Gicht ist eine Krankheit, bei der sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Eine durch Gicht verursachte Gelenkentzündung entwickelt sich recht plötzlich binnen weniger Stunden und wird deshalb auch als Gichtanfall bezeichnet.

Ursachen und Auslöser der Gicht

Ursache der Gicht ist fast immer eine gestörte Harnsäureausscheidung über die Nieren. Diese Störung wiederum ist meist erblich bedingt.

Harnsäure entsteht zum einen, wenn der Körper eigene Zellen abbaut und zum anderen, wenn er Nahrung wie Fleisch, Fisch oder Meeresfrüchte verdaut.

Beim Zerlegen der eigenen oder tierischen Zellen werden unter anderem Purine frei. Diese zählen zu den Bausteinen der Erbsubstanz und stecken in jeder Zelle. Der Körper baut die Purine anschließend zu Harnsäure ab und scheidet sie aus, hauptsächlich über die Nieren.

Erfüllen die Nieren diese Aufgabe jedoch nicht richtig, sammelt sich die überschüssige Harnsäure im Blut. Ab einer bestimmten Konzentration löst sie sich nicht mehr, sondern kristallisiert aus, wird also fest.

So entstehen Harnsäurekristalle, welche sich in Gelenken ablagern und dort Entzündungen auslösen können.

Bestimmte Einflüsse begünstigen einen dauerhaften Überschuss an Harnsäure im Blut, vor allem

  • der regelmäßige Verzehr von purinreichen Lebensmitteln wie Fleisch und Fisch,
  • Alkoholkonsum sowie
  • Übergewicht.

Allerdings muss ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut nicht zwangsläufig eine Gicht verursachen. Hat jemand zu viel Harnsäure im Blut, sprechen Fachleute zunächst nur von einer "Hyperurikämie", die noch nicht als Krankheit gilt. Sie lässt sich bei etwa 15 bis 25 von 100 Menschen in Deutschland nachweisen. Laut Schätzungen entwickelt aber nur etwa jeder Dritte von ihnen im Laufe des Lebens Gicht.

Seltenere Ursachen von Gicht

Manchmal entwickelt sich Gicht als Folge einer anderen Krankheit. Dazu zählen etwa

  • Krebs und andere Erkrankungen, bei denen im Körper vermehrt Zellen absterben, aber auch
  • Krankheiten, die Nieren in ihrer Funktion beeinträchtigen können, beispielsweise Diabetes Typ 2 oder verschiedene Nierenerkrankungen.

Außerdem gibt es Erkrankungen, deren Behandlung zu einer verminderten Ausscheidung von Harnsäure führen kann. Das gilt zum einen für Therapien mit folgenden Medikamenten:

  • entwässernde Medikamente (Diuretika)
  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Levodopa (ein Parkinson-Medikament)

Zum anderen gibt es Therapien, bei denen gezielt Zellen abgetötet werden – etwa durch die Beseitigung von Tumorgewebe bei Krebserkrankungen.

Mögliche Auslöser von Gichtanfällen

Mahlzeiten mit purinreichen Speisen wie Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte können Gichtanfälle auslösen. Da der Körper Purine zu Harnsäure abbaut, führen diese Speisen direkt zum Anstieg des Harnsäurespiegels im Körper.

Auch Alkohol begünstigt Gichtanfälle, und zwar gleich auf mehrerlei Weise: Er bewirkt erstens, dass mehr Harnsäure gebildet wird und zweitens, dass die Nieren weniger davon ausscheiden.

Drittens entwässert Alkohol, was zur Folge haben kann, dass die Gelenke schlechter mit Flüssigkeit versorgt sind. Je trockener die Gelenke, umso größer ist das Risiko, dass sich Harnsäurekristalle in ihnen ablagern. Obendrein stecken in Bier Purine, leider auch in alkoholfreiem.

Möglicherweise erhöhen auch Limonaden und Säfte das Risiko für Gichtanfälle. Es hat sich gezeigt, dass der in ihnen enthaltene Fruchtzucker den Gehalt an Harnsäure im Blut steigert. Für Obst, welches deutlich geringere Zuckermengen liefert, gilt das nicht.

Weitere häufige Auslöser von Gichtanfällen sind

  • Operationen oder große Verletzungen,
  • starke körperliche Anstrengung,
  • größere Gewichtsverluste, etwa durch Fasten oder extreme Diäten, sowie
  • starke Kälte.

Verletzungen, chirurgische Eingriffe und auch Fastenkuren oder radikale Diäten können dazu führen, dass innerhalb kurzer Zeit viel Gewebe "entsorgt" werden muss. Die Purine aus den abgebauten Zellen lassen die Konzentration an Harnsäure im Blut plötzlich stark ansteigen.

Fasten und extreme Sporteinheiten haben für Menschen mit Gicht noch eine weitere ungünstige Wirkung: Mangelt es dem Körper über längere Zeit an Zucker, beginnt er Energie aus Fett zu gewinnen. Dabei bilden sich sogenannte Ketonkörper, die den Organen vorübergehend als Ersatztreibstoff dienen können. Sie verringern jedoch auch die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren.

Kälte kann Gichtanfälle auslösen, weil Harnsäure bei niedrigeren Temperaturen leichter auskristallisiert. Somit lagern sich in einem Gelenk, welches über längere Zeit starker Kälte ausgesetzt war, unter Umständen vermehrt Harnsäurekristalle ab.

Gicht-Symptome: An diesen Anzeichen ist ein Gichtanfall zu erkennen

Das klassische Anzeichen für einen Gichtanfall sind starke Schmerzen im Gelenk, meist zunächst im Grundgelenk des großen Zehs. Häufig gehen die Beschwerden mit Fieber einher.

Betroffene beschreiben die Schmerzen oft als pochend, stechend und/oder brennend. Das Gelenk schwillt an, fühlt sich sehr warm an, ist gerötet und äußerst empfindlich: Mitunter ertragen die Betroffenen nicht einmal das Gewicht ihrer Bettdecke auf dem schmerzenden Körperteil.

Meist setzen die Symptome plötzlich in der Nacht oder den frühen Morgenstunden ein und werden innerhalb von etwa sechs bis zwölf Stunden immer schlimmer. Dann klingt die Entzündung langsam wieder ab, normalerweise binnen einiger Tage oder – ohne Behandlung – von bis zu zwei Wochen.

Die meisten Erkrankten erleiden ein halbes Jahr bis zwei Jahre nach ihrem ersten Gichtanfall einen weiteren. Dieser kann sich auf mehrere Gelenke erstrecken, etwa die anderen Fußgelenke, die Knie, die Ellenbogen sowie die Gelenke der Hand. In Schultern und Hüften hingegen kommt es nur selten zu Gichtanfällen.

Gichtknoten und andere Symptome chronischer Gicht

Bei einer Gicht kann sich die Harnsäure auch in den Nieren ablagern, zu sogenannten Nierensteinen. Diese können Schmerzen hervorrufen und erhöhen das Risiko für Harnwegsinfekte.

Zudem kann eine Gicht die Gelenke nachhaltig schädigen, wenn die Betroffenen nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen. Bleiben die Gelenke dauerhaft leicht entzündet, können sie sich verformen, was ihre Beweglichkeit immer weiter einschränkt.

Außerdem können sich Harnsäurekristalle direkt unter der Haut zu sogenannten Gichtknoten anhäufen, die manchmal auch als Gichttophi bezeichnet werden. Die Knötchen sind wenige Millimeter dick und entwickeln sich hauptsächlich in der Nähe von Gelenken.

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Gicht richtig behandeln

Wer typische Anzeichen für Gicht bei sich bemerkt, sollte diese ärztlich abklären lassen. Denn es könnte auch eine andere Gelenkerkrankung dahinterstecken, zum Beispiel eine durch Bakterien ausgelöste Entzündung des Gelenks. Diese erfordert eine schnelle und gezielte Behandlung – und zwar mit anderen Mitteln als die Gicht: In der Regel kommen Antibiotika zum Einsatz.

Handelt es sich hingegen tatsächlich um eine Gicht, setzt sich die Behandlung zusammen aus

  • kurzfristigen Maßnahmen, die die Symptome beim Gichtanfall lindern, und
  • längerfristigen Maßnahmen, die dem Überschuss an Harnsäure im Blut entgegenwirken.

Medikamente sind nur in der akuten Behandlung eines Gichtanfalls notwendig, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen. In der langfristigen Therapie können zwar auch Medikamente zum Einsatz kommen. In vielen Fällen lässt sich der Harnsäurespiegel jedoch auch durch andere Maßnahmen ausreichend senken.

Von Bedeutung ist dabei vor allem die Ernährung. Da Übergewicht Gicht begünstigt, sollten Betroffene ein gesundes Körpergewicht anstreben. Dabei helfen regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Kost mit reichlich pflanzlichen Lebensmitteln und Ballaststoffen.

Wichtig: Turbodiäten und radikale Fastenkuren hingegen sind für Menschen mit Gicht nicht empfehlenswert, weil ein zu rascher Gewichtsverlust zu Gichtanfällen führen kann.

Entscheidend ist jedoch vor allem, dass die Kost wenig Purine enthält. Pro Tag sollten daher nicht mehr als etwa 150 Gramm Fleisch, Wurst oder Fisch auf dem täglichen Speiseplan stehen. Innereien und Sardinen sollten aufgrund ihres hohen Puringehalts am besten so gut wie nie auf den Teller kommen.

Auch die Auswahl und Menge der Getränke spielen bei Gicht eine wichtige Rolle. Zum einen sollten Erkrankte ausreichend trinken, um die Ausscheidung von Harnsäure zu fördern.

Optimal sind anderthalb Liter Wasser oder ungesüßte Tees pro Tag. Zum anderen ist der Verzicht auf – oder wenigstens der maßvolle Umgang mit – Alkohol (insbesondere Bier) empfehlenswert. Fruchtsäfte und Limonaden sind ebenfalls zu meiden, weil sie den Harnsäurespiegel steigern können.

Behandlung bei Gichtanfall

Bei einem akuten Gichtanfall sind die Gelenke entzündet. Eine einfache und schnelle Maßnahme, um die Schwellung und die Schmerzen etwas abzumildern, ist dann Kühlen, zum Beispiel mit einer kalten Kompresse. Darüber hinaus verordnen Ärztinnen und Ärzte bei Gicht in der Regel entzündungslindernde Medikamente. Mehr zur Behandlung eines Gichtanfalls erfahren Sie im Artikel "Was hilft schnell bei Gicht?".

Tabletten gegen Gicht: Welche Medikamente zur langfristigen Behandlung?

Oft lässt sich die Erkrankung über eine angepasste Ernährung in den Griff bekommen, aber nicht immer. Wenn die oder der Betroffene weiterhin zwei oder mehr Gichtanfälle im Jahr erleidet oder die Erkrankung bereits belastende Folgen wie Nierensteine oder Gichtknoten verursacht hat, kann eine langfristige Therapie mit Medikamenten nötig sein.

Es gibt verschiedene Arten von Gichtmedikamenten. In den meisten Fällen kommen Tabletten mit sogenannten Urostatika wie Allopurinol zum Einsatz. Das sind Wirkstoffe, die die Bildung von Harnsäure im Körper hemmen. Der Körper baut dann zwar weiterhin Purine ab, aber nicht mehr zu Harnsäure, sondern zu ihren Vorstufen. Diese kann er leichter ausscheiden als Harnsäure.

Wenn Allopurinol-Tabletten nicht gut genug helfen, können Ärztinnen und Ärzte stattdessen das Arzneimittel Febuxostat verschreiben. Dieses wirkt auf ähnliche Weise wie Allopurinol und kann den Harnsäurespiegel ebenfalls senken. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommt Febuxostat allerdings nicht infrage, weil Studien ergeben haben, dass es ihr Sterberisiko erhöht.

Eine weitere Art von Gichtmedikamenten sind Mittel, die die Ausscheidung von Harnsäure fördern. Sie werden aber nur verschrieben, wenn Urostatika die Konzentration der Harnsäure im Blut nicht ausreichend senken. Das kommt jedoch selten vor.

Dauer der Therapie

Normalerweise nehmen die Betroffenen die Medikamente für mehrere Jahre ein. Wenn sie keine Gichtknoten haben, dauert die Behandlung mindestens fünf Jahre. Haben sich bereits Gichtknoten gebildet, sollten diese sich durch die Behandlung zurückbilden. Nach dem Rückgang der Knoten wird die Behandlung meist für fünf Jahre fortgesetzt.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Es klingt paradox, aber: In den ersten Monaten kann die Therapie Gichtanfälle auslösen. Denn die Harnsäurekristalle in den Gelenken zerfallen im Zuge ihrer Auflösung zunächst in kleinere Teilchen. Diese können im Gelenk Entzündungen aufflammen lassen und so einen Gichtanfall hervorrufen.

Um das Risiko dafür zu senken, verordnen Ärztinnen und Ärzte für das erste Halbjahr der Behandlung meist Colchicin in niedriger Dosierung.

Eine weitere mögliche Nebenwirkung sind allergische Hautausschläge. Sie kommen bei etwa einem von hundert Menschen vor, die Allopurinol einnehmen. Seltener beklagen Behandelte Magen-Darm-Beschwerden.

Febuxostat erhöht bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen das Risiko, zu sterben. Für sie ist das Medikament daher ungeeignet.

Gicht: Was bringen rezeptfreie Medikamente?

Einige der Wirkstoffe, die bei einem akuten Gichtanfall helfen können, gibt es als rezeptfreie Schmerzmittel in der Apotheke zu kaufen, beispielsweise Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen. Allerdings ist die rezeptfreie Variante dieser Arzneien niedriger dosiert als die verschreibungspflichtige, sodass mehr davon eingenommen werden müsste, um eine wirksame Dosis zu erreichen.

Beispielsweise gibt es Ibuprofen in einer Dosierung von 400 Milligramm pro Tablette rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen, die laut Beipackzettel empfohlene Tagesdosis liegt bei maximal drei Tabletten, also 1.200 Milligramm. Um einen Gichtanfall wirksam zu lindern, ist jedoch in der Regel eine Dosis von 2.400 Milligramm dieses Wirkstoffes notwendig.

Einfach eine größere Zahl der rezeptfreien Tabletten zu nehmen, ist nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt empfehlenswert – und nur, wenn die Gicht bereits festgestellt wurde und klar ist, dass die Mittel dem Betroffenen helfen.

Treten die Beschwerden zum ersten Mal auf, sollte die oder der Betroffene sie unbedingt erst einmal ärztlich abklären lassen. Denn wenn eine andere Erkrankung als eine Gicht dahintersteckt, kann eine schnelle Behandlung nötig sein, die nicht nur Schmerzmittel einschließt.

Wichtig: Menschen mit Gicht sollten keine Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure (ASS) einnehmen, weil dieser Wirkstoff den Harnsäurespiegel im Blut erhöht und das Problem somit nicht löst, sondern verschlimmert.

Apfelessig als Hausmittel gegen Gicht?

Im Internet wird Apfelessig als Hausmittel gegen Gicht empfohlen. Angeblich spült er Harnsäure aus dem Körper und wirkt den Entzündungen in den Gelenken entgegen. Ob das stimmt, ist jedoch fraglich: Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Untersuchungen, in denen das getestet wurde. Es ist nicht einmal erforscht, ob und inwieweit Apfelessig grundsätzlich Entzündungen lindern kann.

Zur Behandlung von Gicht ist Apfelessig somit ungeeignet. Wer die Erkrankung auf möglichst natürliche Weise in den Griff bekommen möchte, sollte lieber andere Maßnahmen ergreifen – am wirksamsten ist es, die Ernährung und den Lebensstil insgesamt gesünder zu gestalten. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel "Gicht richtig behandeln".

Was ist bei Gicht besser: Bewegung oder Ruhe?

Während eines Gichtanfalls ist Ruhe besser. Wenn möglich, sollten Betroffene das entzündete Gelenk nicht viel bewegen oder belasten, sondern hochlagern und kühlen, bis die Entzündung abgeklungen ist. Sobald die Beschwerden nachlassen, spricht jedoch nichts gegen Bewegung, im Gegenteil: Regelmäßige Bewegung kann dabei helfen, ein gesundes Gewicht zu erreichen und zu halten und somit das Risiko für erneute Gichtanfälle senken.

Gicht im Finger oder in den Händen

Bei etwa fünf von hundert Menschen, die an Gicht erkranken, sind die Gelenke der Hände und Finger betroffen. Fachleute bezeichnen dieses Symptombild als Chiragra. Meist entzündet sich dabei das Grundgelenk des Daumens, es können aber auch die Gelenke der anderen Finger sowie der Handwurzel und/oder der Mittelhand betroffen sein.

Typische Gicht-Symptome in der Hand und im Finger

Ein Gichtanfall in der Hand oder im Finger äußert sich durch heftige Schmerzen, die meist plötzlich auftreten. Manche Erkrankte werden davon nachts wach. Bei anderen entwickeln sich die Beschwerden tagsüber und führen dann binnen kürzester Zeit dazu, dass alltägliche Handgriffe unmöglich werden. Außerdem ruft die Entzündung eine Schwellung, Rötung und Überwärmung im betroffenen Gelenk des Fingers oder der Hand hervor.

Gichtknoten im Finger

Bei Gicht kann sich Harnsäure innerhalb und außerhalb des betroffenen Fingergelenks zu einem oder mehreren sogenannten Gichtknoten oder Gichttophi ansammeln. Diese treten als wenige Millimeter große Verhärtungen unter der Haut in Erscheinung.

Gichtknoten verursachen für gewöhnlich keine Schmerzen. Mit der Zeit können sie jedoch an Größe zunehmen und dann den Finger in seiner Beweglichkeit beeinträchtigen. Das lässt sich durch eine rechtzeitige Behandlung vermeiden: Gelingt es, den erhöhten Harnsäurespiegel zu senken, lösen sich die Kristallablagerungen in den Knoten, sodass diese zurückgehen.

Gicht im Zeh oder im Fuß: Symptome und Behandlung

Bei etwa 60 von 100 Erkrankten entwickelt sich die Gicht im Fuß, genauer gesagt im Grundgelenk des großen Zehs. Das klassische Symptom ist eine Entzündung, welche sich vor allem durch anfallsartig auftretende Schmerzen bemerkbar macht.

Auch schwillt das Gelenk an, fühlt sich warm an und ist häufig gerötet. Der Fachbegriff für diese durch Gicht bedingten Symptome im Gelenk des großen Zehs lautet Podagra.

Seltener, nämlich bei etwa 15 von 100 Menschen mit Gicht, entzünden sich andere Fußgelenke wie das Sprunggelenk oder die Fußwurzelgelenke.

Gicht im Zeh oder in einem anderen Gelenk des Fußes schränkt die Betroffenen im Alltag stark ein. Viele werden nachts von den Schmerzen aus dem Schlaf gerissen und empfinden dann leichteste Berührungen als unerträglich: Das Gewicht der Bettdecke verursacht Schmerzen, Schuhe anziehen ebenfalls, zudem können sie mit dem betroffenen Fuß nicht auftreten.

Tatsächlich ist Schonen das sinnvollste, was Erkrankte während eines Gichtanfalls im Fuß tun können – abgesehen von der Einnahme der ärztlich verordneten Medikamente. Wenn möglich, sollten sie den Fuß hochlagern, ruhig halten und nicht belasten.

Auch Kühlen, zum Beispiel mit einem Eisbeutel oder einem kalten Wickel, kann die Entzündung und somit die Beschwerden etwas lindern.

Welche Medikamente zur Behandlung nötig sind, erfahren Sie im Kapitel "Behandlung bei Gichtanfall".

Wie lange dauert ein Gichtanfall im Fuß?

Bei einem Gichtanfall im Fuß werden die Schmerzen und die Schwellung zunächst innerhalb von etwa sechs bis zwölf Stunden stärker. Danach klingt die Entzündung langsam wieder ab. Wie lange der Anfall insgesamt dauert, hängt davon ab, ob er behandelt wird oder nicht: Ohne Therapie kann ein Gichtanfall insgesamt mehr als eine Woche andauern. Mit Schmerzmitteln lässt sich die Dauer auf ein bis zwei Tage verkürzen.

Kann Gicht auch beide Füße betreffen?

Der erste Gichtanfall entwickelt sich normalerweise in einem einzelnen Gelenk. Bei weiteren Anfällen können sich mehrere Gelenke entzünden. Somit kann Gicht auch beide Füße betreffen. Allerdings kommt das selten vor und lässt sich meist durch eine rechtzeitige Behandlung verhindern.

Gicht im Zeh: Kühlen oder wärmen?

Solange die Gicht im Zeh akute Beschwerden verursacht, ist Kühlen sinnvoller: Die Kälte betäubt die örtlichen Nerven und lindert somit die Schmerzen. Zugleich wirkt Kühlen einer Wasseransammlung im Gelenk entgegen und trägt dadurch dazu bei, dass die Schwellung zurückgeht.

Langfristig ist es besser, den von Gicht betroffenen Zeh – und auch andere Gelenke – vor starker Kälte zu schützen, weil Harnsäure bei Kälte leichter auskristallisiert, was Gichtanfälle begünstigt.

Gicht im Knie

Bei etwa 10 von 100 Menschen mit Gicht entwickeln sich die Beschwerden im Knie. Fachleute sprechen dann von Gonagra. Die Symptome und der Verlauf unterscheiden sich nicht von dem einer Gicht im Fuß, im Finger oder anderen Gelenken.

Eine Besonderheit der Gicht im Knie ist jedoch, dass sie leicht zu verwechseln ist: Hinter gichtartigen Schmerzen im Knie kann nämlich auch eine andere Erkrankung stecken, die sogenannte Chondrokalzinose.

Diese Gelenkerkrankung äußert sich ebenfalls durch schmerzhafte Entzündungen, die anfallsartig auftreten – meist in einem einzelnen Gelenk, im Verlauf mitunter auch in mehreren Gelenken. Aufgrund dieser Ähnlichkeit zur Gicht wird sie auch als Pseudogicht bezeichnet.

Wie die Gicht entsteht die Pseudogicht durch kristalline Ablagerungen in den Gelenken. Allerdings bestehen diese nicht aus Harnsäure, sondern aus Kalziumpyrophosphat.

Ein weiterer Unterschied zur Gicht ist, dass die Entzündungsschübe für gewöhnlich milder verlaufen. Zudem ereignen sie sich meist in größeren Gelenken wie dem Knie oder auch dem Handgelenk.

Eine Pseudogicht kann verschiedene Ursachen haben, die sich nicht immer finden lassen. Mitunter tritt sie als Folge anderer Erkrankungen auf, zum Beispiel einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen, einer Eisenspeicherkrankheit oder einer Schilddrüsenunterfunktion. Die langfristige Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Kurzfristig werden die Schübe ähnlich behandelt wie die der Gicht: Die Betroffenen bekommen Schmerzmittel verordnet. Zudem kann die Ärztin oder der Arzt Kortison in das betroffene Gelenk spritzen, um die Entzündung zu lindern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Herold, G.: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2022
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