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Zucker senkt Blutzucker und verbrennt Fett: Natürliche Alternativen


Süße Alternativen
Mit diesem Zucker verbrennen Sie Fett

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

22.03.2025 - 14:25 UhrLesedauer: 5 Min.
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Gesunder Zucker: In Joghurt ist Galaktose enthalten, die Schleimhäute von Nase, Mund und Magen schützt. (Quelle: IMAGO/Uwe Umstätter/imago)
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Wenig bekannte Zuckeralternativen revolutionieren die Ernährung. Trotz süßem Geschmack helfen sie, den Blutzucker zu regulieren, Fett zu verbrennen – und womöglich Krebs zu bekämpfen.

Raffiniert, dieser Zucker: Im Raffinationsprozess wird er vor allem aus Zuckerrohr oder Zuckerrüben gewonnen, verarbeitet und isoliert. Dabei entstehen verschiedene Zuckerarten wie Saccharose, Glukose und Fruktose – der bekannte weiße, süße Stoff. Und jetzt soll Zucker auch noch intelligent sein?

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Unser Zuckerkonsum ist seit 1800 bis heute regelrecht explodiert, vor rund 220 Jahren betrug er noch 2 bis 4 Kilo pro Person und Jahr, heute 70 Kilo. Das Ergebnis: eine weltweite Diabetes-Typ-2-Pandemie, massiver Zuwachs an Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.

(Quelle: PROMO)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der "Spiegel"-Bestsellerliste. Ihr neuestes Buch "Genial ernährt! – Klüger essen, entspannter genießen, besser leben" wurde gerade veröffentlicht.

Angesichts dessen erscheint Karies noch als das geringste Problem. Zeit, sich mit gesunden Süß-Alternativen zu beschäftigen. Und dabei spreche ich nicht über die zunehmend in der Kritik stehenden Süßstoffe, sondern die natürlichen Süße-Spender mit Gesundheitsnutzen.

Tatsächlich gibt es weitere, Ihnen vielleicht noch unbekanntere Zucker.

  • Monosaccharide: Tagatose, Galaktose, Mannose, Allulose und Ribose.
  • Disaccharide: Trehalose und Isomaltulose.

Das sind natürliche Zuckerarten mit nachgewiesenem gesundheitlichem Nutzen. Anders als herkömmlicher – gerade mal raffinierter – Haushaltszucker beeinflussen sie den Stoffwechsel auf vorteilhafte Weise, indem sie beispielsweise Blutzuckerspitzen vermeiden, unsere Darmflora fördern oder den Fettstoffwechsel unterstützen. Diese Zucker kommen nicht nur zum Süßen und bei der Energiegewinnung zum Einsatz, sie finden auch Verwendung für spezifische Zellfunktionen, etwa zur Unterstützung der Gedächtnisleistung, der Darmgesundheit, sogar für die Krebsforschung sind sie interessant, daher der Begriff "intelligent".

Aus Maisstärke gewonnen

In ihrer reinen Form oder miteinander kombiniert als Pulver sind beispielsweise Tagatose und Galaktose im Alltag leicht als Ersatz für Haushaltszucker nutzbar. Schon sind erste Limonaden, Schokoladen oder Backmischungen mit diesen Zuckern erhältlich, leider teurer als die mit dem billigen herkömmlichen und in der freien Form ungesunden Haushaltszucker.

Tagatose ist ein natürlicher Einfachzucker, der zum Beispiel aus Laktose gewonnen wird, aber auch bei Laktoseintoleranz gut vertragen wird (er wird aus Galaktose gebildet, das heißt, die Laktose ist bereits abgebaut).

Inzwischen wird Tagatose über enzymatischen Umbau auch aus Maisstärke hergestellt. Sie schmeckt fast ebenso süß wie Haushaltszucker, hat aber im Vergleich 60 Prozent weniger Kalorien. Weil sie nur zu Teilen zur Energiegewinnung genutzt wird, fördert sie eine fitte Darmflora. Tagatose wirkt wie eine Art Zuckerblocker und reduziert den glykämischen Index der gesamten Mahlzeit, mit der sie eingenommen wird.

Was ist der glykämische Index?

Der glykämische Index (GI) zeigt, wie schnell ein kohlenhydrathaltiges Lebensmittel den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Lebensmittel mit hohem GI (zum Beispiel Weißbrot, Zucker) lassen den Blutzucker rasch steigen, während solche mit niedrigem GI (wie Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte) ihn langsamer erhöhen.

Sie hat selbst einen glykämischen Index von 3. Nach dem Verzehr von Kohlenhydraten verhindert Tagatose Blutzuckerspitzen und Insulinausschüttung. Auch der HbA1c-Wert, der angibt, wie viel Blutzucker sich in den zurückliegenden acht oder zwölf Wochen an die roten Blutkörperchen gehängt hat, sinkt signifikant, wenn man täglich 10 Gramm zu sich nimmt. Tagatose zeigt sich als unterstützend beim Gewichtsverlust. Außerdem steigt das schützende HDL Cholesterin an, die Zähne werden von Plaques gereinigt, und Karies wird entgegengewirkt.

Laut Efsa (European Food Safety Authority) gelten 15 Gramm pro Tag als sicher für die allgemeine Bevölkerung. Die positive Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat dazu beigetragen, dass Tagatose in verschiedenen Lebensmitteln als gesunde Zuckeralternative verwendet wird, insbesondere für Menschen mit Diabetes oder diejenigen, die ihren Zuckerkonsum reduzieren möchten. Diabetiker können sich also mit Tagatose das Leben versüßen. Aber auch alle, die nicht von Diabetes betroffen sind, sogar bei ketogener Diät, bei der sehr wenige Kohlenhydrate gegessen werden.

Energiequelle fürs Gehirn

Galaktose ist ein natürlicher Zucker und eng mit Glukose verwandt. Die zwei unterscheiden sich nur in einem kleinen Detail, dieses aber sorgt dafür, dass Galaktose im Gegensatz zu Glukose unabhängig vom Hormon Insulin verwertet werden kann. Dadurch kann Galaktose Übergewicht und Diabetes nicht befeuern, sondern im Gegenteil die Fettverbrennung sogar steigern und die Zellkraftwerke, die Mitochondrien, vermehren. Denn der Körper benötigt mehr Energie, um Galaktose in Glukose umzuwandeln, als Galaktose selbst liefert. Die Mitochondrien müssen härter ran, was Fett mobilisiert und verbrennt.

Galaktose dient auch dem Gehirn als Energiequelle und kann Konzentrations- und Gedächtnisschwierigkeiten mildern. Im Gehirn kann Galaktose durch einen speziellen Transporter, der wie eine offene Schleuse funktioniert, in die Zellen aufgenommen und dort in Glukose umgewandelt werden. Galaktose wird zudem für den Aufbau von Stoffen benötigt, die Nervenzellen unterstützen und deren Kommunikation verbessern. Diese Eigenschaften machen Galaktose zu einem "intelligenten" Zucker, der dem Gehirn beim Wachstum und der Instandhaltung hilft.

Für Menschen mit Laktoseintoleranz

Studien zeigen, dass bei Alzheimer-Demenz, die auch als Insulinresistenz des Gehirns oder Diabetes Typ 3 beschrieben wird, eine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit erreicht werden könnte. Außerdem schützt Galaktose als Bestandteil von Glykoproteinen die Schleimhäute von Nase, Mund und Magen. Und sie hilft, giftige Stoffwechselprodukte wie Ammoniak zu entsorgen. Sie hat eine moderate Süße, weniger als Haushaltszucker, und einen glykämischen Index von 20, was bedeutet, dass sie nur einen geringen Einfluss auf den Blutzucker hat.

Spitzen werden vermieden, die Insulinausschüttung bleibt niedrig. Gewonnen wird Galaktose aus Milchzucker: Sie kommt etwa in Sauermilch, Joghurt, Kefir und Käse vor, ist aber auch in Hülsenfrüchten, Soja und Zuckerrüben enthalten. Auch Menschen mit Laktoseintoleranz können Galaktose gut vertragen. Nur für Leute mit der sehr seltenen, angeborenen Stoffwechselstörung Galaktosämie ist sie ungeeignet. Diese Störung wird direkt nach der Geburt im Rahmen des Neugeborenenscreenings überprüft.

Vielversprechende Forschung

Tagatose und Galaktose, die auch in der Muttermilch enthalten sind, bekämpfen hohe Blutzuckerspiegel, stärken die Virusabwehr und sorgen für ein gesundes Darm-Mikrobiom. Vielversprechend könnte auch der Einsatz intelligenter Zucker wie Galaktose, Tagatose und Mannose im Kampf gegen Krebs sein, wie Studien ergeben haben: Krebszellen könnten in ihrem Wachstum gehemmt werden – durch Hemmung eines Stoffwechselweges in der Zelle, der wichtig für die Zellvermehrung ist und körpereigene Abwehrzellen fördert.

Mannose (mit vollem Namen D-Mannose) ist ein eher bitter schmeckender Zucker. Es ist ein gut löslicher Einfachzucker und natürlicherweise in Gemüsen wie Mais und Tomaten sowie in Obst wie Orangen oder Äpfeln und Cranberrys enthalten. Unsere Zellen nutzen dieses Monosaccharid als Bestandteil von Membranen. Mannose eignet sich gut, um Harnwegsinfekte erfolgreich zu behandeln und wird auch für die Krebsmedizin entdeckt: Krebszellen können diesen Zucker nicht für ihre Zwecke einspannen, sie brauchen mehr Glukose als gesundes Gewebe. Mannose kann laut erster Studien das Wachstum von Krebszellen hemmen.

Von besonderer Bedeutung ist Mannose auch für die Kombination mit Strahlen-, Chemo- und Immuntherapien, da diese dann wirksamer werden können. Weitere Studien sind nötig, um die besten Anwendungsmöglichkeiten bei den verschiedenen Krebsarten zu bestimmen.

Es gibt, wie gesagt, noch eine Reihe anderer intelligenter Zucker, von denen Sie profitieren können. Mildes und gesundes Süßen gelingt auch mit klein geschnittenen Dattelstückchen, Trockenpflaumen, den Gewürzen Vanille, Zimt, Süßholzwurzel, aber auch Beerenpulver, Kakao oder den Ballaststoffen Inulin und Yacon-Wurzel-Pulver. Darüber hinaus schmeckt die Aminosäure Glycin zum Drüberstreuen süß und stärkt Gehirn, Schlaf und Kollagen. Auf künstliche Süßstoffe können und sollten Sie häufiger verzichten, um den intensiven Süßgeschmack abzutrainieren.

Genießen Sie die Süße, bewusst und gesund und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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