Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Kleines Organ Der Schmetterling, der unser Leben bestimmt
Obwohl klein und schmetterlingsförmig, spielt die Schilddrüse im Körper eine zentrale Rolle. Sie beeinflusst zahlreiche Funktionen, von der Energieregulation bis zur Hautbeschaffenheit.
Sie sitzt im Hals, kurz unter dem Kehlkopf, sieht aus wie ein Schmetterling und ist für unser Wohlbefinden enorm wichtig: die Schilddrüse.
Obwohl kaum mehr als 10 bis 20 Gramm schwer, hat sie für den Organismus eine lebenswichtige Bedeutung: Sie produziert, speichert und verteilt die Hormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese bringen in fast allen Körperzellen und Organen unseres Körpers den Energiestoffwechsel auf Trab. Der kann das Wachstum und die Reifung der Muskulatur betreffen, die Rührigkeit unseres Nervensystems, die Schnelligkeit unserer Reflexe, die Wärmeproduktion, den Herzschlag, die Verdauung, unser Haarkleid und die Hautbeschaffenheit.
Zur Person
Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.
All diese und viele andere interne Spielplätze werden von der Schilddrüse nach Bedarf versorgt. Nebenbei wirft sie auch noch das Hormon Calcitonin für unseren Knochenstoffwechsel ab. Der Rohstoff, den sie für all diese Aufgaben benötigt, ist das lebensnotwendige Jod. Unser Körper kann Jod nicht in Eigenproduktion herstellen: Wir liefern es ihm als Spurenelement durch unsere Nahrung, etwa über Seefisch und Meerestiere. Auch Nahrungsergänzungsmittel mit 100 bis 200 Mikrogramm Jod können helfen, den täglichen Bedarf insbesondere bei Pubertierenden, Schwangeren und Stillenden zu decken. Ob man ausreichend mit Jod versorgt ist, lässt sich am sichersten über den Urin messen.
Besteht im Körper länger ein Jodmangel, kann die Schilddrüse mit einem Gewebeumbau reagieren: Die Schilddrüsenzellen vermehren sich und vergrößern so das Organ, bis sich der sonst sehr diskret unter dem Kehlkopf ruhende Schmetterling zu einer ausgewachsenen Struma wandelt – gern auch "Kropf" genannt – oder Knoten und Zysten entwickelt. Ein knappes Drittel der Bevölkerung in Deutschland ist von einer Struma betroffen – manchmal nur im Ultraschall sichtbar, aber auch schon mal als "dicker" Hals. Bei knotigen Veränderungen steckt in weniger als einem Prozent aller Knoten beziehungsweise vier Prozent der kalten Knoten ein Schilddrüsenkarzinom dahinter. Im Lebensalter ab 60 Jahren kommt es häufiger vor, aber der Schilddrüsenkrebs hat je nach Typ in vielen Fällen eine gute Prognose.
Warme und kalte Knoten
Kalte Knoten sind inaktive Areale, nehmen kein Jod auf und produzieren keine oder nur vermindert Hormone. Sie heißen "kalt", weil sie bei der Diagnostik kein oder nur sehr wenig radioaktives Kontrastmittel aufnehmen. Es zeigt sich auf dem Szintigrafiebild blau-grün, also in kalten Farben. Kalte Knoten sind in der Regel gutartig und werden manchmal operativ entfernt, wenn sie eine bestimmte Größe überschreiten und ein starkes Druckgefühl im Hals auslösen oder Schluckbeschwerden bereiten. Auch Zysten, flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, stellen sich als kalte Knoten dar.
Was ist Szintigrafie?
Ein Szintigrafiebild ist eine Aufnahme, die mithilfe der Szintigrafie erstellt wird, einer nuklearmedizinischen Untersuchung. Dabei werden radioaktive Substanzen in den Körper injiziert, die sich in bestimmten Organen oder Geweben anreichern. Eine spezielle Kamera zeichnet die von den Substanzen ausgesendete Strahlung auf und stellt sie als Bild dar. So können Ärzte die Funktion und die Durchblutung von Organen beurteilen oder Erkrankungen wie Tumore oder Entzündungen erkennen.
Heiße Knoten sind meist ebenfalls gutartig, können aber eine Überfunktion der Schilddrüse auslösen. Sie leuchten im Szinitigramm gelb-rot, also in warmen Farben. Knoten und Struma können ein rein physikalisches Kloßgefühl und Heiserkeit im Hals auslösen und die Funktion der Schilddrüse in Richtung Über- oder Unterfunktion lenken. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, und die Veränderungen nehmen, wie könnte es anders sein, mit steigendem Alter zu. Mit Tastbefunden, Blutchecks, Ultraschalluntersuchungen, der Szintigrafie oder einer Gewebeentnahme mit Feinnadelpunktion kann man Knoten genauer untersuchen.
Hashimoto und Basedow
Eine häufige, vorwiegend bei Frauen zwischen dreißig und fünfzig Jahren auftretende Erkrankung ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronisch anhaltende Entzündung, bei der sich Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe ausbilden. Genetische Faktoren und eine Autoimmunveranlagung könnten Mitursachen sein. Hier sollte Jodid als Nahrungsergänzungsmittel erst mit dem Arzt abgeklärt werden. Bei einer Hashimoto-Thyreoidits kann es zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommen und damit zu Niedergeschlagenheit, Leistungsschwäche, Konzentrationsproblemen, Haarausfall, trockener Haut, Gewichtszunahme oder Verstopfung. Selen als Nahrungsergänzungsmittel wirkt günstig auf die Autoimmunentzündung. Eine Therapie mit Schilddrüsenhormonen ermöglicht bald wieder ein normales Leben.
Unruhe und Nervosität verspüren hingegen Patienten, die mit einer Hyperthyreose, einer Überfunktion der Schilddrüse, umgehen müssen: Schlafstörungen, Menstruationsprobleme, Gewichtsabnahme, Schwitzen, Zittern, Haarausfall oder Herzrasen sind einige Symptome. Liegt auch hier eine Fehlsteuerung des Immunsystems vor, handelt es sich typischerweise um Morbus Basedow, der auch hervortretende Augen mit sich bringen kann. Dies geschieht durch das Einschwemmen von T-Lymphozyten, die Vermehrung von Bindegewebe mit Kollagen-Wucherung und die Einlagerung von Gelsubstanz im Gewebe, das die Augen umgibt. Sie treten dadurch manchmal so deutlich hervor, dass die Lider das Auge nicht mehr richtig verdecken, das dann trocken und gerötet ist.
Auch Sehstörungen wie Doppelbilder sind möglich, dazu Druckgefühle im Auge und Lichtempfindlichkeit. Internisten oder Endokrinologen verordnen dann Schilddrüsenhemmer, die das disbalancierte Organ wieder ins Gleichgewicht bringen. Ansonsten steigt nämlich das Risiko für Spätfolgen einer Schilddrüsenüberfunktion, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Osteoporose. Pendelt sich der Hormonspiegel dennoch nicht ein, kann die Schilddrüse operativ entfernt oder mit einer Radiojodtherapie behandelt werden.
Vor allem: nicht rauchen!
Patienten über 60 sind anfällig gegen eine Altershyperthyreose mit Gewichtsverlust und spürbarem Kräfteverfall. Beliebte Fehldiagnose ist hier die Tumorauszehrung: Wird bei der Suche nach dem vermeintlichen Tumor nämlich vergessen, erst einmal die Schilddrüse zu checken, und kommt dabei dann auch noch ein jodhaltiges Kontrastmittel zum Einsatz, kann der Patient in akute Lebensgefahr geraten, in eine thyreotoxische Krise. Auch Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Altersdepressionen können schlicht der Schilddrüse geschuldet sein. Es lohnt sich also, den TSH-Wert, das Schilddrüsenregulationshormon im Blut, prüfen zu lassen. Zuweilen hielten Frauen das hüpfende Herz für Symptome der Liebe, und dann war es doch nur eine Schilddrüsenfehlfunktion.
Stellen Sie zeitlebens die ausreichende Versorgung des Körpers mit Jod sicher. Jodiertes Speisesalz ist eine wichtige Ergänzung. In seltenen Fällen kann eine Extra-Jodzufuhr jedoch ungünstig sein, bitte den Hausarzt fragen. Entwickelt der Schmetterling Knubbel, die sich tasten lassen oder Probleme beim Schlucken machen, ab zum Internisten, Endokrinologen und Nuklearmediziner. Selenmangel gleichen Sie mit Nahrungsergänzungsmitteln oder zwei Paranüssen am Tag aus, nutzen Sie auch Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und bei Mangel im Blut Eisen. Und vor allem: Nicht rauchen.
Hätscheln Sie den Schmetterling und kommen Sie gesund durch die Zeit.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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