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Anti-Aging-Cremes für Kinder: TikTok-Trend hat gefährliche Folgen


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Ärztin klärt auf
Ein gefährlicher Trend mit Folgen

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

13.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Wenn die Mutter mit der Tochter...: Eltern sollten ein Vorbild sein – und ihre Kinder von unnötigen Kosmetika fernhalten.Vergrößern des Bildes
Wenn die Mutter mit der Tochter ...: Eltern sollten ein Vorbild sein – und ihre Kinder von unnötigen Kosmetika fernhalten. (Quelle: puckons/getty-images-bilder)
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Anti-Aging-Produkte für Erwachsene werden neuerdings in sozialen Medien auch für Kinder als vollkommen normal propagiert. Eine Entwicklung mit Folgen für ihre Haut, schreibt Kolumnistin Dr. Yael Adler.

Zugegeben, der Gedanke klingt kurios, aber es ist nun mal so, dass wir vom allerersten Tag unseres Erdendaseins an zu altern beginnen. Nur leider wird dieser Umstand, der sich unumkehrbar um den Zeitstrahl unseres Lebens wickelt (dessen Ende ist bekannt), in letzter Zeit gründlich missverstanden. Denn wie anders wäre es zu erklären, dass plötzlich sieben-, acht- oder zwölfjährige Mädchen in den sozialen Netzwerken mit Anti-Aging-Produkten – eigentlich "für die reifere Haut" – hantieren, besonders gern mit solchen, die nicht gerade billig sind. Hier wird nicht etwa ein "Pröbchen" von Muttis letztem Kosmetikeinkauf stibitzt: Die Kinder suchen selbst Kosmetikfilialen auf.

Zu Beginn des Social-Media-Trends waren es vornehmlich die der französischen "Sephora"-Kette, was ihnen den Namen "Sephora-Kids" einbrachte. Dort erwerben sie eine Art Grundausstattung, bei der es allerdings selten unter 100 Euro bleibt. Taschengeld macht's möglich, und schon der Einkauf an sich kann zum sozialen Event werden. Die Kids probieren, malen und pinseln, was das Zeug hält.

Schminken wie die Großen – mit Folgen für die Psyche

Aber dann geht es bei Instagram und TikTok richtig zur Sache – wie im Schminktutorial mit den Großen, nur sind es eben Siebenjährige, die sich da Lipgloss auftragen, das Gesicht mit teurer Antifaltencreme zuspachteln, Gesichtsmasken auflegen oder die Lidschatten für das Abend-Make-up richten. Und das Ganze empfehlen sie wärmstens weiter, ganz nach dem Motto: Liebe Kinder, bitte unbedingt nachmachen!

Kosmetik und Kosmetikprodukte sollen zuweilen auch schon in Grundschulen Pausengespräch sein. Wer aber den theoretischen Erörterungen keine cremigen Taten folgen lassen kann, vielleicht, weil den Eltern das Geld nicht so locker sitzt, der sieht für andere Dritt- oder Viertklässlerinnen dann eben doch ziemlich alt aus.

Schlussendlich wird durch den neuen Beauty-Hype in diesem Alter nicht mehr und nicht weniger als ein Schönheits- und Perfektionsideal verkündet, das die kindliche Persönlichkeitsentwicklung stört. Es kann schädlich für das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein werden, weil es auf reinen Äußerlichkeiten basiert und den Kindern wirksam Mängel oder Defizite einredet, die gar keine sind. So wird sozialer Druck aufgebaut. Wer finanziell nicht mithalten kann, wird soziale Ungleichheit besonders schmerzhaft empfinden. Diese Art von Schönheit ist nicht gut für die junge Seele.

Gefährliche Folgen für die Kinderhaut

Doch mindestens gleichwertig gefährlich mit den psychischen Folgen sind die dermatologischen, quasi die organischen Auswirkungen des Phänomens: Anti-Aging-Produkte, Cremes, Lotionen und andere mindestens für Erwachsene entwickelte Substanzen treffen auf Kinderhaut. Einige davon braucht diese vielleicht (und nicht mal dann wirklich) erst in vierzig Jahren, zahlreiche Inhaltsstoffe und Wirkstoffe können für zehnjährige Kinderhaut sogar gefährlich werden.

Im Netz dagegen erklären ihnen Altersgenossinnen, wie man durch die 10-Schritt-Reinigungsroutine makellos reine Haut erreichen kann. In Wirklichkeit schwächen viele der Produkte die natürliche und vor allem noch in der Entwicklung befindliche Hautbarriere der Kinder. Ihre Haut reagiert weitaus sensibler auf Reizungen durch Kosmetika, die, wenn überhaupt, an der sonnen- und sturmerprobten Fassade einer gestandenen Fünfzigjährigen zum Einsatz kommen sollte.

Das bewirken die Stoffe bei Kindern

Der Anti-Aging-Wirkstoff Retinol etwa steigert die Lichtempfindlichkeit der Haut und versursacht schnell trockene Reizungen. Kollagen soll es stimulieren – das ist in dieser Lebensphase aber noch reichlich vorhanden. Ähnliches gilt auch für Produkte, die AHA-Säure enthalten – etwa Milch-, Mandel-, Glykol- und Zitronensäure – und besonders gilt es für Peelings. Des Weiteren für BHA-Säure (Salicylsäure) und Vitamin C.

Duftstoffe, Farbstoffe, Konservierungsmittel und Emulgatoren schwächen die Hautbarriere, können Kontaktallergien provozieren, die der Körper sich dann für immer merkt. Sie können eine hormonaktive Wirkung entfalten.

Seit dieser "Early-Learning"-Schönheitstrend in den sozialen Medien Fahrt aufgenommen hat, beobachten Dermatologen auch in anderen Ländern ansteigende Fallzahlen von Ekzemen, Hautausschlägen und Reizungen. Zu viel fettige Pflege verursacht zudem Kosmetikakne – und Pickel sind in der Pubertät ja ohnehin öfter ein Thema. Hier sollten Eltern besser über die Ernährung gehen (Kuhmilch, Zucker, Weißmehl, Fastfood meiden) und zum Hautarzt für eine medizinische Therapie.

Das sind die Alternativen für Kinder

Vergegenwärtigen wir uns lieber, dass Kinder vor der Pubertät eigentlich keinerlei kosmetischen Produkte benötigen; selbst bei Erwachsenen ist das meist zu viel. Die Haut als selbsthelfendes und selbstheilendes Organ ist da noch im Aufbau und sollte dabei nicht gestört werden. Deshalb sollten höchstens ganz sanfte Hautreinigungsmittel für die Hände und an schwitzenden Stellen auf Basis milder Zucker- und Kokostenside sowie Sonnenschutzmittel und höchstens (aber nur bei Bedarf) eine rückfettende Creme an trockenen Hautstellen als Schutz und zur Reparatur der Hautbarriere genutzt werden. Das kalt gepresste Naturfett Sheabutter oder Cremes mit hautähnlichen Lipiden sind für Kinderhaut geeignet, wenn die Barriere gestärkt werden muss. Die Kosmetikindustrie freut das natürlich nicht so.

In anderen Ländern erwägen schon einige Apothekenketten, etwa in Schweden, an Kinder unter fünfzehn Jahren keine Kosmetikprodukte mehr abzugeben. Auch in der Schweiz gibt es solche Erwägungen. Das Netz weiß Rat: Eine der betroffenen Skincare-Influencerinnen kündigte an, in diesem Fall flexibel auf den Einkauf im kleinen Grenzverkehr nach Deutschland auszuweichen. Schönheit kennt nun mal keine Grenzen.

Bleiben Sie trendresistent, und kommen Sie gesund durch die Zeit!

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  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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