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Menopause-Tabu brechen: Ärztin fordert Lobby


Meinung
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Prominente Ärztin fordert
Es braucht einen Tabubruch

MeinungEine Kolumne von Dr. med. Yael Adler

10.02.2024Lesedauer: 5 Min.
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Neuer Lebensabschnitt: Wechseljahre und Menopause sind ein hormonelles Großereignis im Leben einer Frau. (Quelle: IMAGO/Julia Cumes/imago-images-bilder)
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Ein Dauerbrenner auf Partys oder im Smalltalk ist das Thema Wechseljahre nicht – dabei spräche die Zahl der Betroffenen sehr dafür. Kolumnistin Yael Adler fordert mehr Öffentlichkeit.

Im Leben der Frau fahren die Hormone ein paar Mal so richtig Karussell. Das erste Mal haben wir alle noch in (un-)guter Erinnerung: In der Pubertät (von lat. Pubertas, Geschlechtsreife) stellt unser Körper befruchtungsfähige Eier zur Verfügung. Gleichzeitig kommen oft auch die Gefühle ein bisschen durcheinander. Viele erleben die Macht der Hormone auch während der Schwangerschaft. Und ein weiteres Großereignis steht bei Frauen so um die 50 ins Haus, diesmal als eine Art "Gamechanger": Die Erzeugung des Sexualhormons Progesteron fährt bereits ab Mitte 40 herunter, parallel wächst der Bauch, die Menstruation wird unzuverlässiger.

Yael Adler
(Quelle: Markus Höhn)

Zur Person

Dr. med. Yael Adler ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Ernährungsmedizin (DGEM). Seit 2007 praktiziert sie in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Ihr Talent, komplexe medizinische Sachverhalte anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, stellt sie seit Jahren in Vorträgen, Veranstaltungsmoderationen und den Medien unter Beweis. Über Prävention und Therapien spricht sie regelmäßig in ihrem Podcast "Ist das noch gesund?". Ihre Bücher "Haut nah" und "Darüber spricht man nicht" standen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Mit ihrem letzten Buch "Genial vital! – Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung" durfte sich die leidenschaftliche Ärztin erneut über diese Spitzenplatzierung freuen.

Sie kommt weniger Regel-mäßig, verläuft mal schwächer, dann wieder heftiger – um irgendwann ganz auszubleiben. Allerdings ist der Begriff Menopause irreführend, geht es doch wirklich nicht um eine Pause, nach der alles wieder funktioniert wie davor: Pause ist in diesem Fall dem griechischen pausis entlehnt, und das heißt nun mal ganz profan Ende!

Viele Frauen stürzt dieser Prozess in starke Krisen – wie gewöhnlich, wenn etwas nicht mehr so funktioniert wie bisher, wenn der Verlust der Fruchtbarkeit sozusagen "persönlich", als Makel genommen wird. Dann können Frauen in tiefe Verstimmungszustände geraten, die manchmal in eine Depression münden.

Jahre der Veränderungen im Körper und im Leben

Dazu können weitere Veränderungen kommen: Die Kinder gehen aus dem Haus, jüngere Frauen besetzen Karriereposten bei der Arbeit. Der Mann in der Midlife-Crisis sucht sich womöglich ebenfalls jüngere Gespielinnen. Dabei sind gerade jetzt die Lebenspartner gefragt, sich in dieser veränderten Situation gemeinsam neu einzurichten. Doch sind es nicht nur die äußeren Umstände. Allein der Hormonmangel kann die Psyche massiv beeinträchtigen. Wie oft erhalten Frauen dann Antidepressiva, anstatt die fehlenden Hormone zu ersetzen …

Und damit nicht genug: Bald gerät der Organismus in eine Art kalten Östrogenentzug. Ein Drittel aller Frauen leidet heftig, ein Drittel mittelstark, ein Drittel nicht.

Typisch sind:

  • Unwohlsein
  • Schlafstörungen
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren
  • Wortfindungsstörungen
  • Missstimmungen, die sich manchmal bis zu Panikattacken steigern
  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Hautrötungen auf Gesicht, Hals und Oberkörper
  • Gelenkschmerzen
  • Schnarchen

Gleichzeitig wird die Haut trockener und schlaffer (schnell!), das Kopfhaar dünner, dafür können Haare jetzt auch am Kinn wachsen. Die Scheide wird trocken, juckt und kann beim Verkehr schmerzen. Und klammheimlich verschlechtert sich auch der Stoffwechsel, der Langzeit-Blutzucker steigt, die Insulin-Resistenz kommt auf den Plan, das Cholesterin steigt, der Bauch wächst, das Gewicht klettert nach oben. Obwohl man nicht mehr isst als früher. Die Knochendichte verringert sich. Auch Blutdruckanstieg, Herzrasen, Herzstolpern und, und, und …

Auch hier kann die Gabe von Hormonen oft heilen, und es muss nicht immer ein Blutdruck- oder Herzmedikament her. Die gute Seite: Das Thema Verhütung hat sich erledigt, an seine Stelle könnte eine neue, große Leichtigkeit treten. In der Tat nehmen viele reifere Frauen ihre Sexualität plötzlich weitaus intensiver wahr als jüngere, andere wiederum beklagen durch den plötzlichen Östrogenmangel und auch durch weniger Testosteron und anderer Hormone eine Abnahme des sexuellen Verlangens.

Es kommt auch auf die Ernährung an

Gegen Schmerzen beim Verkehr helfen Intimpflegecremes für sie und ihn "vor" und "nach" mechanischen Belastungen (steht so auf einem beliebten Produkt), Gleitmittel, Kokosöl oder der schleimige Überstand ausgekochter Leinsamen. Auch liebevoll applizierter Speichel kann kurzfristig helfen. Stärker und nachhaltiger helfen Hormonzäpfchen und Cremes, die übrigens nicht am Brustgewebe wirken, sowie der Intimlaser. So kann die zuvor ausgedünnte brüchige Schleimhaut wieder rosig und saftig werden.

Auch mitten in den Wechseljahren kann man sein Allgemeinbefinden durch Optimierung der persönlichen Lebensweise aufhellen: Bewegung und Sport erhalten die Leistungsfähigkeit, stabilisieren die Psyche und bremsen das Übergewicht.

Nachgewiesenermaßen lässt unsere westliche Ernährung Frauen im Klimakterium stärker leiden: Asiatinnen verspüren weitaus seltener menopausale Beschwerden als Europäerinnen oder Amerikanerinnen. Vermutlich auch deshalb, weil sie über ihre Ernährung mehr Phytoöstrogene aufnehmen als wir und nützlich in den Stoffwechsel einbringen können. Phytohormone sind pflanzliche Stoffe, die östrogenähnliche Effekte entfalten und sich neben Soja auch in Lein- und Sesamsaaten, Kürbiskernen, Kleie, Hülsenfrüchten sowie vielen Gemüsen und Früchten finden – alles Lebensmittel, die auch für uns zugänglich sind.

Hormone? Das ist hier die Frage

Die Frage, an welcher Station auf dem Weg von den Wechseljahren in die Menopause man sich gerade befindet, kann eine Hormonuntersuchung beim Frauenarzt klären. Da dieser Test allgemein nicht unbedingt nötig ist, zahlt die Krankenkasse ihn nur in Ausnahmefällen, wenn zum Beispiel der Verdacht auf vorzeitige Menopause besteht (Ausbleiben der Blutung um das 40. Lebensjahr).

Allerdings tobt unter Medizinern ein Streit – auf der einen Seite die Anhänger, auf der anderen die Kritiker der Hormontherapie: Tut man Frauen mehr Gutes oder mehr Schlechtes, wenn man ihnen Hormone verabreicht? Hormongaben können zwar auch Nebenwirkungen haben, jedoch ist die Art der Verabreichung, die Dosis, die Wahl der Wirkstoffe sowie des Zeitpunkts relevant und hat einen großen Einfluss auf die Sicherheit und die positiven präventionsmedizinischen und therapeutischen Effekte der Hormontherapie.

Am besten beginnt die Therapie eher früher als später in der Zeit um oder nach dem Ausbleiben der letzten Regel. Die Gefäße bleiben so elastischer, die Knochen dichter. Das bioidentische oder auch körperidentische Östrogen Estradiol (E2) wird am besten morgens auf die Haut auftragen. So umgeht es die Leber und steigert nicht die Gefahr von Thrombosen, Embolien, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Lebensqualität in der Menopause

Progesteron wird abends als Kapsel oral eingenommen, hilft beim Schlafen und schützt die Schleimhaut der Gebärmutter vor übermäßiger Stimulation und Krebsentstehung durch das Östrogen. Gerne kombiniert mit Magnesium, es entspannt zur Nacht und ist gut für Verdauung, Muskulatur, Herz und Zellgesundheit. Mit bioidentischen Hormonen gilt das Brustkrebsrisiko zwar leider noch nicht als gleich null, aber als deutlich geringer im Vergleich zur Gabe nichtbioidentischer Hormone.

Auf dem letzten großen Anti-Aging- und Präventionsmedizinkongress traf ich auf unzählige Gynäkologinnen, die alle selber bioidentische Hormone nutzten. Dies auch deutlich länger, als es aktuell in den Leitlinien empfohlen wird, nach denen nach 5 bis 8 Jahren Schluss sein sollte.

Frauen in der Menopause stehen mitten im Leben und möchten nicht verfallen und vertrocknen. Sie wollen keine brechenden Knochen (Osteoporose!) und keine Demenz (starre Blutgefäße!) bekommen und außerdem gut schlafen. Sie wollen Lebensqualität und einen funktionierenden Stoffwechsel.

Forschung, Ausbildung und Öffentlichkeit

Wer Hormongaben vermeiden will oder muss, kann auf pflanzliche, nicht immer effizientere Alternativen ausweichen: Traubensilberkerze gilt als besonders geeignet zur Linderung typischer Wechseljahresbeschwerden, besonders für Frauen, die keine Hormone nehmen, weil sie Brustkrebs hatten. Ebenfalls erhältlich sind Präparate mit Rotklee, Soja, Mönchspfeffer, Hopfen, Yamswurzel, aufgearbeitete Pflanzenpollen, das Anti-Aging-Mittel Resveratrol (aus Weintrauben) oder Johanniskraut.

Für alle kann sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln lohnen, wie Vitamin D3 mit Vitamin K2, Omega-3-Fettsäuren, Selen und anderes. Was genau für jede Frau sinnvoll ist, kann man über Bluttests genauer feststellen.

Es braucht mehr Forschung und Ausbildung zum Thema Menopause und Hormone und es braucht eine weibliche Menopausen-Lobby, die sich bereits erfreulicherweise lautstark formiert. Das ist gut. Dieses Thema ist ganz klar im Umbruch.

Bleiben Sie stark und kommen Sie gesund durch die Zeit!

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Meinung, Recherche der Autorin
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