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Zum journalistischen Leitbild von t-online.50 Prozent Erfolgsquote Ärzte feiern Durchbruch bei Krebstherapie

Seit Jahrzehnten forschen Mediziner an der Behandlung von Krebs. Jetzt konnte eine Therapie bei drei Krebsarten bahnbrechende Erfolge erzielen.
Allein in Deutschland erhalten jedes Jahr rund 500.000 Menschen die Diagnose Krebs – Tendenz steigend. Und trotz medizinischer Fortschritte endet die Krankheit für viele immer noch tödlich. Nun haben spanische Ärzte mit einer Immuntherapie bei drei Krebsarten bahnbrechende Ergebnisse erzielt. Mehr als 50 Prozent der Patienten waren nach der Behandlung krebsfrei.
Genmanipulierte Immunzellen zur Tumorbekämpfung
Die Hospital Clínic de Barcelona hat eine relativ neue Art der Immuntherapie, die sogenannte CAR-T-Zell-Therapie, an über 500 Patienten eingesetzt. Die behandelten Patienten litten an verschiedenen Krebsarten wie lymphatischer Leukämie (Blutkrebs), dem multiplen Myelom (Knochenmarkkrebs) und dem Non-Hodgkin-Lymphom (Lymphdrüsenkrebs). Alle Patienten hatten zuvor nicht auf konventionelle Behandlungen angesprochen.
Die Ergebnisse zeigen: Je nach Krebsart konnte bei 50 bis 90 Prozent der Patienten der Krebs vollständig verdrängt werden. Besonders beeindruckend sind die Ergebnisse bei lymphatischer Leukämie, wo 90 Prozent der Patienten auf die Therapie ansprachen. Beim multiplen Myelom lag die Erfolgsquote bei 60 Prozent, und beim Non-Hodgkin-Lymphom bei 50 Prozent.
Gut zu wissen
Bei einer ersten Beseitigung aller Krebszellen im Körper sprechen Ärzte noch nicht von einer Heilung, sondern von einer sogenannten Remission. Erst wenn über fünf Jahre lang kein Rückfall auftritt, ist von Heilung die Rede.
Wie funktioniert die CAR-T-Zell-Therapie?
Die CAR-T-Zell-Therapie soll dabei helfen, dem Immunsystem des Patienten klarzumachen, dass es die Krebszellen bekämpfen soll, obwohl es eigentlich körpereigene Zellen sind. Für diese Therapie werden dem Patienten körpereigene Immunzellen (Leukozyten; auch T-Zellen genannt) entnommen und im Labor mit dem Antigenrezeptor "CAR" versehen. Über den CAR-Rezeptor können die Immunzellen die Tumorzellen besser erkennen und an ihnen andocken. "CAR" ist dabei die Abkürzung für "chimärer Antigenrezeptor". Anschließend werden dem Betroffenen die manipulierten Immunzellen wieder zugeführt. Dort vermehren sich die CAR-T-Zellen und bekämpfen die Tumore. Der Nachteil: Diese Therapie muss für jede Person individuell vorbereitet werden, was Zeit und Geld kostet.
Ein großer Schritt für die Krebsforschung
Die CAR-T-Zell-Therapie ist besonders vielversprechend für Patienten, deren Krebs auf herkömmliche Behandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlung nicht reagiert hat. Laut Dr. Álvaro Urbano-Ispizua, dem Koordinator des CAR-T-Programms an der Klinik in Barcelona, gibt es für diese Patienten nun eine neue Hoffnung. "Viele dieser Patienten sind heute geheilt", so der Experte in einer Pressemitteilung der Klinik. Dr. Manel Juan, Leiter der immunologischen Abteilung am Klinikum, bezeichnet die Therapien als "medizinischen Durchbruch".
Erfolgreiche Therapie soll ausgeweitet werden
Die Hospital Clínic de Barcelona geht noch einen Schritt weiter. In Zusammenarbeit mit 13 weiteren Krankenhäusern in Spanien wird die CAR-T-Zell-Therapie nun auch landesweit verfügbar gemacht. Die dezentrale Produktion und Verabreichung der Therapie soll den Zugang für Patienten verbessern und den Zeitraum zwischen der Entnahme der Zellen und der Infusion nach der Herstellung der manipulierten Immunzellen verkürzen. Zudem arbeiten die Forscher daran, die Therapie auch für andere Krebsarten wie Brustkrebs weiterzuentwickeln.
- clinicbarcelona.org: "Hospital Clínic-IDIBAPS, pioneer in CAR-T cell therapies for cancer with over 500 patients treated" (Stand: April 2025; Englisch)
- krebsinformationsdienst.de: "Krebszahlen – Daten und Fakten zur Häufigkeit von Krebserkrankungen in Deutschland". (Stand: Dezember 2023)
- destatis.de: "Todesursachen - Statistisches Bundesamt". (Stand: Dezember 2023)
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.