Erschreckende Studie Vier von fünf Demenzkranken wissen nichts von ihrer Erkrankung
![Symptome einer Demenz: Viele Betroffene bekommen keine Diagnose. Symptome einer Demenz: Viele Betroffene bekommen keine Diagnose.](https://images.t-online.de/2025/02/soEGy4jC8Isi/0x209:4000x2250/fit-in/1920x0/symptome-einer-demenz-viele-betroffene-bekommen-keine-diagnose.jpg)
Die Zahl der an Demenz Erkrankten steigt steil an. Und das, obwohl viele Betroffene nicht einmal eine Diagnose erhalten, wie aus einer neuen Studie hervorgeht.
Vier von fünf Demenzkranken in den USA haben nie eine offizielle Diagnose ihres Leidens erhalten und werden daher auch nicht behandelt. Das geht aus einer Studie der University of Michigan hervor.
Untersucht wurden 652 ältere Erwachsene (Durchschnittsalter: 76 Jahre), die betreut wurden – meist von einem Verwandten. 322 von ihnen wurden als "wahrscheinlich demenzkrank" eingestuft. Sie zeigten auffällige kognitive Beeinträchtigungen.
Ärzte scheuen offenbar die Diagnose
Bei einer Befragung der Betroffenen und der sie Pflegenden gaben über 80 Prozent an, niemals die Diagnose Demenz bekommen zu haben. Damit wurden sie auch nicht behandelt. Die Rate derjenigen, die keinen Hausarzt hatten, lag bei unter sieben Prozent. Sie gingen also regelmäßig zum Arzt, bekamen aber nie die entsprechende Diagnose.
"Es kann sein, dass der Arzt bei dem Patienten keine Diagnose stellt oder die Diagnose Demenz verschweigt", vermutet der Studienautor und Gesundheitswissenschaftler Josh Martins-Caulfield.
In der Praxis zögerten Ärzte oft, Demenz zu diagnostizieren. Martins-Caulfield: "Als Gründe werden beispielsweise genannt, dass ihnen nicht genügend Zeit für die Durchführung des Screening-Prozesses mit den einzelnen Patienten bleibt oder sie keine spezielle Ausbildung für Demenz haben. Das Unbehagen bei der Diagnosestellung kann sie auch dazu verleiten, darauf zu warten, dass Patienten oder Familienmitglieder Bedenken hinsichtlich Gedächtnisproblemen äußern, anstatt proaktiv Gespräche zu führen."
Diese Symptome zeigt eine Demenz
Frühe Anzeichen für eine Demenz sind unter anderem Gedächtnisprobleme, Wortfindungsstörungen und Orientierungslosigkeit. Typisch sind auch Persönlichkeitsveränderungen und Probleme dabei, Alltagsaufgaben zu bewältigen. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu schweren kognitiven und körperlichen Beeinträchtigungen.
Medikamente müssen möglichst früh eingesetzt werden
Bereits im Jahr 2023 hatte eine Studie ergeben, dass weniger als acht Prozent der acht Millionen Amerikaner mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen eine tatsächliche Diagnose erhalten hatten.
Im vergangenen Jahr wurde in der EU das erste Medikament gegen Alzheimer (die häufigste Form der Demenz) zugelassen.
- Mehr dazu lesen Sie hier.
Es zeigt jedoch – wie auch andere Anti-Demenz-Medikamente – die besten Erfolge, je früher es eingesetzt wird.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- springer.com. "Dementia Diagnosis Unawareness and Caregiver Burden in a Multi-ethnic Cohort" (14.10.2025, englisch)
- sciencealert: "80% of Americans With Dementia May Not Even Know They Have It" (3.2.2025, englisch)
- University of Michigan: "85% of Mexican Americans with dementia unaware of diagnosis, outpacing overall rate" (14.1.2025, englisch)