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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ein Großteil ist betroffen Diese Jobs führen zu jahrzehntelangen Schlafproblemen
Sechs Millionen Deutsche leiden unter Schlafstörungen. Nun kommt eine US-Studie zu dem Ergebnis: Das könnte mit ihrem Job zu tun haben.
Menschen, die überwiegend im Sitzen arbeiten, sind häufiger von Schlaflosigkeit betroffen als andere Berufsgruppen: US-Wissenschaftler haben herausgefunden, dass diese Personen ein um 37 Prozent höheres Risiko für entsprechende Symptome aufweisen. Damit wären 80 Prozent der US-amerikanischen Erwerbsbevölkerung betroffen.
In Deutschland gab 2020 etwa die Hälfte der Männer und Frauen an, bei der Arbeit vorwiegend zu sitzen. Laut dem Report der Deutschen Krankenversicherung 2023 sitzen die Bundesbürger pro Tag im Schnitt 554 Minuten pro Werktag, also über neun Stunden.
Drei Gruppen von Schläfern
In der US-Studie wurden über einen Zeitraum von zehn Jahren die Daten von mehr 1.000 Arbeitnehmern analysiert, die zu Beginn im Schnitt 46 Jahre alt waren. Besonderes Augenmerk galt der Frage, wie sich die Arbeitsplatzgestaltung auf die Schlafmuster auswirkte. Dabei ging es in der Befragung um die sechs Kategorien Schlafdauer, Regelmäßigkeit, Probleme mit Schlaflosigkeit, Nickerchengewohnheiten, Tagesmüdigkeit und die Zeit, die sie zum Einschlafen brauchten.
Die Umfrageteilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt.
- Gute Schläfer wiesen optimale Schlafmuster auf, hatten regelmäßige Schlafzyklen und waren am Tag selten oder kaum müde. Sie machten in der Studie etwa 57 Prozent aus.
- Menschen, die unter Schlafstörungen litten, hatten nur kurze Schlafzyklen und berichteten über Tagesmüdigkeit. Betroffen waren 18 Prozent.
- Nachholschläfer hatten unregelmäßige Schlafmuster und brauchten am Tag öfter Nickerchen und zusätzlichen Schlaf am Wochenende. Sie bildeten den Rest von etwa 25 Prozent.
Besonders Schichtarbeiter betroffen
Bei Arbeitnehmern mit sitzender Tätigkeit traten 37 Prozent mehr Symptome von Schlaflosigkeit auf. Sie zeigten Auffälligkeiten wie Einschlafschwierigkeiten, unterbrochenen Schlaf und Tagesmüdigkeit. Menschen mit unkonventionellen Arbeitszeiten, etwa bedingt durch Nachtschichten, hatten ein um 66 Prozent gesteigertes Risiko, in die Kategorie der Nachholschläfer zu fallen.
Das Besondere: Die überwiegende Zahl der Menschen (60 bis 90 Prozent) behielt ihre Schlafmuster über das Jahrzehnt des Beobachtungszeitraums bei. 90 Prozent der an Schlaflosigkeit leidenden Teilnehmer gaben zum Beispiel auch zehn Jahre später an, dass dieser Zustand anhielt.
Das bedeutet gesunder Schlaf
Die Teamleiterin der Forscher, Claire Smith, erklärte: "Die Art und Weise, wie wir die Arbeit gestalten, birgt ernsthafte, langfristige Gefahren für einen gesunden Schlaf. Gesunder Schlaf bedeutet mehr, als nur acht Stunden Schlaf zu bekommen. Dazu gehört auch, leicht einzuschlafen, die Nacht durchzuschlafen und einen gleichmäßigen Schlafrhythmus einzuhalten. Unternehmen sollten sich der spezifischen Schlafrisiken ihrer Belegschaft bewusst sein, um sie besser erkennen und eingreifen zu können."
- Wie Sie Ihren Schlaf verbessern können, lesen Sie hier.
Sie räumte ein, dass ein Berufswechsel, der besser auf die Schlafbedürfnisse abgestimmt ist, für die meisten Menschen unrealistisch sei. Wenn möglich, empfiehlt sie jedoch, den Job zu verändern – also kleine Anpassungen während des Arbeitstags vorzunehmen, um ihn besser auf die persönlichen Bedürfnisse abzustimmen –, um Schlafprobleme anzugehen.
Kurze Bewegungspausen machen
Für sitzende Arbeitnehmer könnten diese Anpassungen kurze Bewegungspausen über den Tag hinweg beinhalten. Kurze körperliche Aktivitäten wie ein kurzer Spaziergang durch das Büro können dazu beitragen, dass sie sich vor dem Schlafengehen müder fühlen, und manchen Menschen helfen, schlafstörende Muskel-Skelett-Probleme zu vermeiden, so Smith bei CNN.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- American Psychological Association: "Designing work for healthy sleep: A multidimensional, latent transition approach to employee sleep health" (7.1.2025, englisch)
- University of South Florida: "Your work habits may be threatening your sleep, USF-led study shows" (7.1.2025, englisch)
- News Medical Life Science: "Sedentary jobs linked to increased risk of insomnia symptoms" (7.1.2025, englisch)
- CNN: "Sedentary work linked to 37% higher risk of insomnia-like symptoms, new study finds" (15.1.2025, englisch)