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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Doch nicht so gesund? Beliebtes Nahrungsergänzungsmittel fördert offenbar Herzerkrankungen
Fischöl ist eine gute Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Doch offenbar sind die Kapseln nicht für alle wirklich gesund.
Omega-3-Fettsäuren gelten als besonders gesund. Es handelt sich um mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die zur Aufrechthaltung der Körperfunktionen beitragen und besonders zur Vorbeugung von Herz-Kreislauferkrankungen empfohlen werden. Dafür nehmen viele Menschen täglich Fischölkapseln zu sich. Doch die könnten nicht für jeden empfehlenswert sein.
Was sind ungesättigte Fettsäuren?
Fettsäuren bestehen aus Ketten von bis zu 26 Kohlenstoffatomen, die durch einfache oder doppelte Bindungen chemisch verknüpft sind. Liegen eine oder mehrere Doppelbindungen vor, so spricht man von einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren, andernfalls von gesättigten. (Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung)
Forscher werteten jetzt die Daten von über 415.000 Personen im Alter von 40 bis 69 Jahren aus, die zwischen 2006 und 2010 befragt wurden unter anderem auch zu ihrer Nahrungsaufnahme von Fisch und Fischölpräparaten. Der Gesundheitszustand der Teilnehmer wurde bis Ende März 2021 oder bis zu ihrem Tod, je nachdem, was zuerst eintrat, anhand der Daten der Krankenakten verfolgt.
Risiko für Vorhofflimmern steigt
Fast ein Drittel der Probanden – über 130.000 – gaben an, regelmäßig Fischölpräparate einzunehmen. Während eines durchschnittlichen Überwachungszeitraums von fast zwölf Jahren entwickelten 18.367 Teilnehmer Vorhofflimmern, 22.636 erlitten einen Herzinfarkt/Schlaganfall oder entwickelten eine Herzinsuffizienz und 22.140 starben – 14.902 ohne Vorhofflimmern oder schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Bei anfangs gesunden Probanden war die Einnahme von Fischölkapseln mit einem um 13 Prozent höheren Risiko für Vorhofflimmern und einem um fünf Prozent höheren Risiko für einen Schlaganfall verbunden.
- Mehr zum Vorhofflimmern lesen Sie hier.
Umgekehrt zeigte sich aber auch: Menschen, die bereits unter Vorhofflimmern litten und regelmäßig Fischölergänzungsmittel nahmen, hatten ein um 15 Prozent geringeres Risiko für einen Herzinfarkt. Und bei Patienten mit einer Herzinsuffizienz war ein um neun Prozent geringeres Risiko für einen Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beobachten.
Nutzen besteht für Herzkranke
Das würde bedeuten: Die regelmäßige Einnahme von Fischölergänzungsmitteln könnte bei Menschen mit guter Herz-Kreislauf-Gesundheit das Risiko einer erstmaligen Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls eher erhöhen als verringern. Bei bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten sie das Fortschreiten jedoch verlangsamen und das Sterberisiko senken.
Die Forscher schränken jedoch ein: Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, könnten keine Rückschlüsse auf kausale Faktoren gezogen werden. Auch lagen weder zur Dosierung noch zur Zusammensetzung der Fischölergänzungsmittel genaue Informationen vor.
Sie kommen jedoch zu dem Schluss: "Die regelmäßige Einnahme von Fischölergänzungsmitteln könnte bei der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine andere Rolle spielen. Weitere Studien sind erforderlich, um die genauen Mechanismen für die Entwicklung und Prognose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei regelmäßiger Einnahme von Fischölergänzungsmitteln zu bestimmen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- eurekalert: "Regular fish oil supplement use might boost first time heart disease and stroke risk" (21.05.2024, englisch)
- Studie: auf BMJ: "Regular use of fish oil supplements and course of cardiovascular diseases: prospective cohort study" (abgerufen am 24.05.2024, englisch)
- Aponet: "Herzrhythmusstörungen durch Fischöl-Präparate?" (22.05.2024)