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Cortison: Neue Studie räumt mit Vorurteil zu Nebenwirkungen auf


Veraltete Vorurteile
Rheuma-Studie: So verträglich ist Cortison tatsächlich

Von dpa
Aktualisiert am 16.08.2023Lesedauer: 2 Min.
Ein Tiegel Creme: In einer Studie wurden der Einfluss von geringen Cortison-Mengen auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten untersucht.Vergrößern des Bildes
Ein Tiegel Creme: In einer Studie wurden der Einfluss von geringen Cortison-Mengen auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten untersucht. (Quelle: Lolkaphoto/getty-images-bilder)

Wenn von Cortison die Rede ist, dürften vielen Menschen an Nebenwirkungen denken. Forscher haben sich das bei Rheuma-Patienten genauer angeschaut.

Geringe Cortison-Mengen haben einer Studie zufolge auch bei längerfristiger Einnahme weniger Einfluss auf den Blutdruck und das Gewicht von Rheuma-Patienten als oft befürchtet.

Erkrankte, die zwei Jahre hinweg eine solche Therapie erhielten, nahmen im Schnitt gut ein Kilo mehr zu als nicht damit behandelte Patienten, berichten Forscher im Journal "Annals of Internal Medicine". Ein Effekt auf den Blutdruck habe sich nicht gezeigt. Cortison kann allerdings auch eine Reihe weiterer Nebenwirkungen haben, die hier nicht untersucht wurden.

Nebenwirkungen abhängig von Dosis

Die Wissenschaftler von unter anderem der Charité in Berlin analysierten Daten von insgesamt mehr als 1.100 Betroffenen mit rheumatoider Arthritis aus fünf früheren Studien. Die Autoren der Studie schreiben, dass es zweifellos bei mittleren bis hohen Cortison-Dosen verschiedene Nebenwirkungen geben könne.

Der Begriff Cortison wird umgangssprachlich oft auch stellvertretend für Substanzen verwendet, die die Wirkung von Cortisol oder Cortison nachahmen. Fachleute sprechen auch von der Gruppe der Glukokortikoide. Derartige Präparate werden unter anderem gegen entzündliche Erkrankungen angewendet.

Heute wird geringere Menge Cortison genutzt

Weil Cortison-Präparate "so gut gegen die rheumatoide Arthritis helfen, nehmen 30 bis 50 Prozent der Betroffenen sie auch zwei Jahre nach der Diagnose noch – und zwar entgegen den aktuellen medizinischen Leitlinien und Empfehlungen", schilderte Erstautor Andriko Palmowski in einer Charité-Mitteilung.

Erkenntnisse zu vielen Nebenwirkungen stammten jedoch häufig aus früheren Zeiten, in denen höhere Dosen üblicher waren. Für die heute genutzten geringeren Mengen seien die Daten weniger eindeutig, hieß es.

Für die Analyse richtete das Team den Blick gezielt auf abgeschlossene Arbeiten mit besonders hochwertiger Methodik: Bei sogenannten randomisierten kontrollierten Studien werden Probanden nach dem Zufallsprinzip auf Gruppen verteilt, die entweder ein Medikament oder ein Placebo erhalten. Die Ergebnisse werden dann verglichen.

"Die Ergebnisse unserer Studie machen die Leitlinien nicht obsolet, denn Glukokortikoide können auch andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie Osteoporose, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine Neigung zu Infektionen mit sich bringen", sagte Studienleiter Frank Buttgereit (Charité) laut Mitteilung.

Falsche Vorstellungen und Fehlinformationen

Für viele Rheuma-Patienten und ihre Ärzte seien aber die Sorge vor einem Anstieg des Blutdrucks und einer Gewichtszunahme wichtige Entscheidungskriterien. Laut der Analyse hätten sie aber keine große Relevanz. "Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen", so Buttgereit.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hält auf einer Info-Webseite allgemein zu Cortison fest, dass die Angst vor einer Cortisonbehandlung auch heute noch verbreitet sei. "Sie beruht jedoch häufig auf falschen Vorstellungen oder Fehlinformationen."

Das Risiko für Nebenwirkungen sei bei richtiger Dosis und nicht zu langer Einnahmedauer kleiner als die meisten Menschen glauben. Risiken und Nebenwirkungen hingen aber auch von der Darreichungsform ab. Tabletten hätten vor allem bei längerer Einnahme deutlich stärkere Nebenwirkungen als etwa Cremes.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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