Forschung aus Japan Neuer Trick gegen Reiseübelkeit entdeckt

Ganz ohne Tabletten: Forscher haben einen neuen Ansatz gegen Reiseübelkeit entwickelt. Helfen soll ein einfacher Ton.
Reisezeit ist für viele Menschen die schönste Zeit des Jahres. Doch wenn sich das Auto durch Serpentinen schlängelt oder das Flugzeug wackelt, leiden Millionen Menschen unter Schwindel, Übelkeit und Unwohlsein. Jetzt haben Forscher aus Japan eine überraschend einfache Methode getestet, die den Beschwerden entgegenwirken kann: ein einminütiger Brummton.
Einfache Methode, große Wirkung
Das Team der Universität Nagoya hat entdeckt, dass ein tiefer, 100 Hertz lauter Ton helfen kann, das Gleichgewichtsorgan im Innenohr zu stabilisieren. Die Idee dahinter: Der Ton löst Vibrationen aus, die die sogenannten Otolithen, winzige Kalksteinchen im Innenohr, stimulieren. Diese reagieren normalerweise auf Schwerkraft und Beschleunigung und geben dem Gehirn Informationen über Lage und Bewegung.
"Vibrationen in dieser Tonhöhe stimulieren die otolithischen Organe im Innenohr", erklärte Studienleiter Masashi Kato. Diese seien maßgeblich für unser Gleichgewicht zuständig und bei Reiseübelkeit aus dem Takt.
So liefen die Tests ab
Um die Wirksamkeit zu prüfen, setzte das Forschungsteam 82 Teilnehmer mit unterschiedlicher Anfälligkeit für Reiseübelkeit einem Härtetest aus. Die Probanden mussten Texte lesen – während sie auf Schaukeln saßen, im Fahrsimulator waren oder in einem Auto fuhren. Das Lesen bei Bewegung bringt das Gleichgewichtssystem besonders durcheinander.
Bei einem Teil der Versuche spielten die Forscher über Lautsprecher für eine Minute einen lauten 100-Hertz-Ton ab. Die Teilnehmer wussten dabei nicht, welchen Zweck der Ton hatte. Anschließend prüften die Forscher per EKG die Herzaktivität, machten Balancetests und befragten die Personen zu ihren Beschwerden.
Das Ergebnis: Diejenigen, die vor dem Test den Ton gehört hatten, litten deutlich weniger unter Übelkeit und Gleichgewichtsstörungen. Auch die EKG-Werte zeigten positive Effekte – insbesondere auf den sogenannten Sympathikusnerv, der bei Reiseübelkeit oft aus dem Gleichgewicht gerät.
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Trotz seiner Lautstärke gilt der Ton als unbedenklich. "Die Lautstärke und Dauer liegen unter den Grenzwerten für Arbeitsplätze", sagte Studienautor Takumi Kagawa. Laut Weltgesundheitsorganisation dürfen am Arbeitsplatz täglich bis zu 480 Minuten 85 Dezibel auf das Gehör einwirken. Der Testton lag bei 80 Dezibel für eine Minute.
Noch ist unklar, wie lange die Wirkung des Tons anhält. Die Forscher arbeiten bereits daran, die Methode alltagstauglich zu machen – etwa durch mobile Lautsprecher oder spezielle Kopfhörer. Ihr Ziel: eine sofort einsetzbare, nebenwirkungsfreie Hilfe für Reisende.
Was außerdem gegen Reiseübelkeit helfen kann
Bis der Ton als Mittel gegen Reiseübelkeit breit einsetzbar ist, können Betroffene auf bekannte Hausmittel und Tricks zurückgreifen. Viele schwören auf Ingwer oder Vitamin C, andere nutzen spezielle Apps mit Bewegungssymbolen auf dem Display, die das Gleichgewichtssystem unterstützen.
Und: Auch ohne Hilfsmittel kann oft ein einfacher Blick nach vorn auf die Straße Linderung verschaffen. Wer selbst fährt oder bewusst aus dem Fenster schaut, verwirrt sein Gleichgewichtsorgan weniger.
- jstage.jst.go.jp: "Just 1-min exposure to a pure tone at 100 Hz with daily exposable sound pressure levels may improve motion sickness" (Englisch)
- tagesschau.de: "Neuer Trick gegen Reiseübelkeit entdeckt"
- helios-gesundheit.de: "Reiseübelkeit: So beugen Sie vor"
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.