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Ukraine-Krieg: Ist jetzt die Getreideversorgung der EU in Gefahr?


Ukraine-Krieg
Ist jetzt die Getreideversorgung der EU in Gefahr?

  • Christine Holthoff
Von Christine Holthoff

25.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Traktor auf einem Getreidefeld (Symbolbild): Die EU ist selbst ein großer Lebensmittelproduzent. Doch der Bauernverband fürchtet im Frühjahr Ernteausfälle.Vergrößern des Bildes
Traktor auf einem Getreidefeld (Symbolbild): Die EU ist selbst ein großer Lebensmittelproduzent. Doch der Bauernverband fürchtet im Frühjahr Ernteausfälle. (Quelle: Panthermedia/imago-images-bilder)

Der russische Einmarsch in die Ukraine dürfte auch die Agrarexporte des Landes beeinträchtigen. Für die EU könnte das zum Problem werden – denn zur Selbstversorgung braucht es genug Dünger.

Schon als sie noch Teil der Sowjetunion war, galt die Ukraine als Kornkammer des europäischen Kontinents. Extrem fruchtbare Schwarzerde-Böden ließen sie zu einem der größten Weizenexporteure der Welt aufsteigen – und bis heute bleiben. Doch nun herrscht Krieg im Osten des Landes, die Ukraine droht den Zugang zu ihren wichtigsten Häfen um Odessa zu verlieren.

Dramatisch wäre ein Ausfall des Getreideexports vor allem für Hauptimporteure wie die Türkei, nordafrikanische und asiatische Staaten. Aber auch auf die EU könnten Probleme zukommen.

Bauernverband fürchtet Düngerknappheit und Ernteausfälle

Der Deutsche Bauernverband warnt davor, dass im Frühjahr nicht genug Düngemittel zur Verfügung stehen könnten. Das sei aber eine wichtige Voraussetzung, damit sich die EU-Staaten ausreichend selbst versorgen können.

"Schon jetzt ist Stickstoffdünger exorbitant teuer und knapp verfügbar, diese Situation kann sich noch deutlich verschärfen", sagte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, t-online. Die Gefahr sei groß, dass deshalb Erntemengen zurückgehen.

"Wir gehen davon aus, dass weniger gedüngt wird, was negative Auswirkungen auf die Erntemenge und in Teilen auch auf die Qualität der Erzeugnisse haben wird", so Rukwied weiter.

"Wir machen uns sehr große Sorgen"

Um Stickstoffdünger zu erzeugen, braucht es Erdgas. Und dessen Preis schnellte am Donnerstag rasant nach oben: An der niederländischen TTF-Börse kostete eine Megawattstunde Erdgas zuletzt schon über 130 Euro und legte damit innerhalb von wenigen Stunden um fast 50 Prozent zu. Grund dafür ist die Angst, dass Liefermengen bald sinken könnten.

"Wir machen uns sehr große Sorgen. Wir gehen davon aus, dass dieser Krieg in der Ukraine zu Turbulenzen auch an den Agrarmärkten führen wird", sagte Ruckwied t-online. "Wir befinden uns derzeit in einem Blindflug, da keiner weiß, wie sich die Preise für Betriebsmittel und Getreide entwickeln werden."

Der Preis für einen Scheffel Weizen stieg am Donnerstag bereits um mehr als fünf Prozent auf knapp 935 US-Cent und damit auf das höchste Niveau seit dem Jahr 2012. Bei welchen Rohstoffen die Preise derzeit noch stark steigen, lesen Sie hier.

Deutschland importiert vor allem Ölfrüchte

Für Deutschland ist die Weizenfrage weniger relevant. Nach Daten des Statistischen Bundesamts macht der ukrainische Anteil an den gesamten Weizenimporten an die Bundesrepublik gerade einmal 0,3 Prozent aus. Bedeutsamer ist der Anteil von Ölfrüchten wie Raps oder Sonnenblumen mit 8,4 Prozent und Mais mit 5 Prozent.

Mais wird unter anderem auch dafür genutzt, Zucker wie Glukosesirup, Maltose und Fructose herzustellen, die in Getränken, Süß- und Backwaren zum Einsatz kommen. Maisstärke findet sich beispielsweise als Bindemittel in Fertigsuppen und Soßen.

t-online hat Anfragen an große Agrarhändler wie Agravis Raiffeisen und Cargill Deutschland gestellt, welche Folgen ein Ausfall der Produkte für die Herstellung von Süßungsmitteln, Stärken und Ölen hätte – und letztlich auch für den Preis von Endprodukten wie Brot im Supermarkt. Eine Sprecherin von Cargill ließ dazu lediglich wissen, dass man noch nicht sagen könne, ob der Einmarsch russischer Truppen den Betrieb in der Region stört.

Landwirtschaftsminister sieht keinen Engpass

Das Bundeslandwirtschaftsministerium gibt derweil Entwarnung, was die Versorgung mit Agrarprodukten angeht. Die Ukraine und Russland seien zwar bedeutende Exporteure auf dem internationalen Weizenmarkt, die EU habe aber einen hohen Eigenversorgungsanteil.

"Für die Versorgung der Getreide- und Ölsaatenmärkte in Deutschland wären keine direkten Auswirkungen zu erwarten", heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums. "Weitere Agrarmärkte oder Agrarprodukte dürften wegen eines geringen Handelsvolumens nicht betroffen sein."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage an Destatis
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