Laut Insidern VW-Stammwerk droht schlechteste Produktion seit Jahrzehnten
VW muss auf Wunder hoffen: Laut einem Insider produziert der größte Autobauer in seinem Stammwerk in Wolfsburg so wenig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das führt zu Streit zwischen Betriebsrat und Management.
Volkswagen gerät wegen der durch den Chipmangel verursachten Produktionsunterbrechungen in seinem Stammwerk Wolfsburg massiv unter Druck. In den ersten neun Monaten seien in der weltweit größten Automobilfabrik der Hauptmarke VW gerade einmal etwas mehr als 300.000 Fahrzeuge von den Bändern gerollt, sagte ein Insider am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters.
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Volkswagen wollte sich nicht dazu äußern. Zuerst hatte "Die Zeit" darüber vorab berichtet. "Es müsste schon ein Wunder geschehen, wenn wir das Vorjahresniveau bis Jahresende erreichen sollten", zitierte die Wochenzeitung einen Insider. Im vergangenen Jahr waren in Wolfsburg erstmals seit über 60 Jahren weniger als eine halbe Million Autos der Modelle Golf, Tiguan, Touran und Tarraco gebaut worden. 2021 könnten es weniger als 400.000 werden.
Die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo warf dem Management um Konzernchef Herbert Diess Konzeptlosigkeit vor: "Wir können aus der Unternehmensleitung noch keinen Plan erkennen, wie diese Krise gemanagt werden kann", sagte sie der Zeitung.
2018 plante VW noch mit einer Million Fahrzeugen
Der Ende 2016 von Betriebsrat und Unternehmensleitung vereinbarte "Zukunftspakt" sah vor, dass Wolfsburg im Jahr 2020 mindestens 820.000 Fahrzeuge bauen sollte. Noch Mitte 2018 war VW perspektivisch von einem Produktionsvolumen von etwa einer Million Fahrzeugen ausgegangen. Seinen bisherigen Produktionsrekord erreichte das Werk zu Käfer-Zeiten 1964 mit knapp 960.000 Fahrzeugen.
Die schwache Auslastung des Hauptwerks hat schon wiederholt für Streit zwischen Betriebsrat und Management gesorgt. Zuletzt hatte Konzernchef Diess die Arbeitnehmervertretung mit Aussagen über mögliche Stellenstreichungen provoziert.
Stammwerk steht schon länger in der Kritik
Insidern zufolge warnte er Ende September im Aufsichtsrat vor dem Szenario eines Abbaus von bis zu 30.000 Stellen in Deutschland. Der Betriebsrat ging daraufhin auf die Barrikaden. Danach stellte VW klar, dass es keine Pläne zum Stellenabbau in der genannten Größenordnung gebe.
Das Stammwerk des Konzerns steht schon länger wegen niedriger Produktivität in der Kritik. Mehrere Konzernchefs haben dies beklagt, sind wegen der starken Stellung der IG Metall einem Streit aber ausgewichen.
Diess und VW-Markenchef Ralf Brandstätter wollen das Wolfsburger Werk nun modernisieren. Zum Vorbild für das Traditionswerk haben sie die Fabrik erklärt, die Tesla derzeit in Brandenburg baut.
- Nachrichtenagentur Reuters