Starkes Wachstum So deutlich eilt Discounter Lidl der Konkurrenz davon
Verschwiegen und erfolgreich: In der Pandemie hat sich Lidl fast unbemerkt an der Konkurrenz vorbeigeschlichen, wie jüngste Daten zeigen. Doch kann der Discounter Aldi langfristig den Rang ablaufen?
Die Schwarz-Gruppe hinter der Discounter-Kette Lidl ist vor allem für seine Zurückhaltung bekannt. Von dem Firmengründer Dieter Schwarz existieren kaum Fotos, die Öffentlichkeit meidet er. Auch sein Konzern, zudem neben Lidl auch die Supermarktkette Kaufland gehört, ist durch komplexe Verschachtelungen für Außenstehende nur schwer zu durchschauen.
Doch jüngste Daten aus dem Bundesanzeiger geben nun Hinweise auf die Umsätze und Gewinne der wichtigen Tochter Lidl. Und diese zeigen: Lidl eilt in der Corona-Pandemie seinem engsten Konkurrenten Aldi davon – sowohl im Süden als auch im Norden des Landes. Zuerst berichtete das "Handelsblatt" über diese Daten.
Laut den Daten des Bundesanzeigers kann Lidl für das vergangene Geschäftsjahr, das am 28. Februar 2021 endete, ein starkes Wachstum und einen guten Verdienst aufweisen – und schlägt dabei nicht nur den Markt, sondern auch Konkurrent Aldi.
Gewinner der Gewinner
So setzte die Lidl-Stiftung 62,3 Milliarden Euro um, im vorherigen Geschäftsjahr waren es noch 56 Milliarden Euro. Mit diesem Wachstum von 9,7 Prozent liegt Lidl sogar deutlich über dem Marktwachstum der Branche – dabei gilt der Lebensmittelhandel bereits als einer der großen Gewinner der Pandemie.
Geschlossene Restaurants und Cafés sorgten etwa dafür, dass Menschen mehr zuhause kochten, und dafür mehr Lebensmittel kauften. Insgesamt schätzt das Statistische Bundesamt daher, dass die Branche im vergangenen Geschäftsjahr um 5,7 Prozent gewachsen ist. Lidl ist in der Krise beim Umsatz also fast doppelt so stark gewachsen wie die Konkurrenz, Aldi liegt sogar mit 5,5 Prozent (Nord) und 5,3 Prozent (Süd) etwas unter dem Branchendurchschnitt.
Im Ausland konnte Lidl sogar noch mehr punkten, hier steigerte die entsprechende Tochterfirma ihren Jahresüberschuss von 1,57 auf 2,2 Milliarden Euro. Die Lidl Dienstleistung GmbH, die Muttergesellschaft des deutschen Lidl-Geschäftes, erhöhte ihren Umsatz derweil um fast 2 Milliarden Euro, von 19,8 auf 21,1 Milliarden Euro. Das Handelsforschungsinstitut EHI schätzt, dass dies nicht der gesamte Nettoumsatz ist. Sie beziffern den Umsatz für das vergangene Geschäftsjahr auf 21,6 Milliarden Euro.
Nur Edeka kann Lidl trotzen
Damit zieht Lidl laut dem EHI nicht nur an der eigenen Schwester Kaufland vorbei, sondern setzt sich bei den deutschen Supermarktketten auf Platz Zwei hinter Edeka. Rewe sowie der engste Konkurrent Aldi Nord und Süd können da nicht mithalten. Penny, der Discounter der Rewe-Gruppe, bildet das Schlusslicht der deutschen Supermärkte.
Doch die Konzernspitze rechnet nicht mit einer Fortsetzung des grandiosen Jahres. Vielmehr schreibt das Unternehmen in seiner jüngst veröffentlichten Bilanz, dass es für das aktuelle Jahr sogar mit leichten Umsatzrückgang auf dem heimischen Markt rechnet. Grund ist die Öffnung der Gastronomie und eine langsame Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens mit fortschreitenden Impfungen.
Wenn die Abstellkammer also zunehmend von der Prioritätenliste vieler Deutscher verschwindet, dürfte auch der Boom der Lebensmittelhändler schwächeln. Dann zeigt sich, ob Lidl die Position halten kann, die es sich in der Pandemie erkämpft haben – oder ob die Konkurrenz wieder aufholt.
- Eigene Recherche
- Jahresabschluss Lidl Stiftung und Co. KG