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Corona-Lockdown: Betroffene Selbstständige äußern sich zu der Lage


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Vom Lockdown betroffene Selbständige
"Corona kann uns nichts anhaben"


Aktualisiert am 27.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Giuseppe und Cinzia Vicari: "Corona kann uns nichts anhaben."Vergrößern des Bildes
Giuseppe und Cinzia Vicari: "Corona kann uns nichts anhaben." (Quelle: Privat/Da Vicari)

Der Lockdown dauert deutlich länger als ursprünglich geplant. Für Selbständige ist das eine niederschmetternde Nachricht. Oder stimmt das gar nicht? Wer sich umhört, bekommt zumindest erstaunlich hoffnungsvolle Antworten.

Anfang November, als der zweite Lockdown in Deutschland begann, wollte t-online von mehreren betroffenen Selbständigen wissen, wie sehr sie die Maßnahmen treffen. Das Fazit von Hoteliers, Restaurantbetreibern und einem DJ lautete: Unsere Lage ist ernst, aber solange der Zeitraum überschaubar ist, kommen wir schon irgendwie durch.

Gilt das immer noch? Denn das wirtschaftliche Leben bleibt länger begrenzt als ursprünglich geplant. Der Lockdown wird bis mindestens zum 20. Dezember verlängert. Und dass es danach zu umfassenden Lockerungen kommt, ist aus heutiger Sicht unrealistisch.

Hier die erstaunlich optimistischen Antworten:

Die Restaurantbetreiber: "Corona kann uns nichts anhaben"

Was es heißt, ein Restaurant vollständig umzukrempeln, wissen Vincenza, Cinzia genannt, und Giuseppe Vicari genau. Die beiden, die eine Pizzeria im kleinen Westerwald-Dorf Kölbingen betreiben, sind zufrieden – auch nach mehr als drei Wochen Teil-Lockdown. Die Gäste könnten zwar derzeit nicht kommen, sagt Cinzia Vicari, "aber der Lieferservice boomt."

Das Ehepaar hatte bereits im März erkannt, dass das klassische Restaurantgeschäft erst einmal passé ist. "Wir haben voll auf den Lieferservice gesetzt und diesen stark ausgebaut", sagt Giuseppe Vicari. Im Sommer fuhren sie Pizza, Schnitzel und Nudeln mit zehn Fahrzeugen aus. Vor Corona waren sie nur mit einem Wagen unterwegs.

"Im Teil-Lockdown haben wir zwei weitere Fahrer angestellt, weil wir sonst mit den Lieferungen nicht hinterhergekommen wären", so Cinzia Vicari. Besonders ältere Menschen hätten mittlerweile erkannt, dass Lieferservice "einfach und sicher" sei. "Wir sind ihr Stammlokal – und bringen ihnen das Schnitzel sonntagmittags eben nach Hause", sagt ihr Mann.

Das Ehepaar rechnet damit, dass die Nachfrage vor Weihnachten noch größer wird. "Die Weihnachtstage aber haben wir unseren Mitarbeitern vollständig freigegeben. Da machen wir das Restaurant dicht. Wir brauchen alle mal eine Pause."

Zukunftsangst haben sie nicht – im Gegenteil: "Corona kann uns nichts anhaben."

Die Hoteliers: "Alles in allem können wir nicht klagen"

"Der November war ganz, ganz schlecht", erzählt Ute Wicke, die mit ihrem Mann Horst das Hotel "Der Schwan" in Einbeck führt. Ein paar Monteure und ein paar Geschäftsleute seien da gewesen, der Rest des Geschäfts sei seit Beschluss der Corona-Maßnahmen Anfang November weggebrochen. "Auch der Restaurantbetrieb fällt flach", sagt die 78-Jährige. "Ein Lieferservice ist einfach zu viel Aufwand für unser kleines Haus."

Sollten sich die Maßnahmen bis ins neue Jahr ziehen, wäre das fatal, nicht nur für das Unternehmen. "Wir würden auch so gern in Urlaub fahren, wir müssen ja irgendwann mal raus, hatten schon alles gebucht." Das alles greife natürlich die Rücklagen an, von ein bisschen Rente seien Leben und Betrieb nicht zu bezahlen. Alles in allem, könne "Der Schwan" aber nicht klagen.

"Uns geht es noch gut, wir haben zu essen und das Haus", sagt Wicke. Andere Gastronomen, die Pacht und Kredite bezahlen müssten, treffe die Krise viel härter. Nun hoffe das Betreiberpaar aber erneut auf den Staat. Der Antrag auf Unterstützung ist schon geplant.

Der Hochzeits-DJ: "Die Impfungen machen Hoffnung"

Seit 27 Jahren arbeitet John O’Gallagher hauptberuflich als Veranstaltungs-DJ vor allem bei Familienfesten. Noch weiß er nicht, wann er wieder einmal auflegen kann. "Ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, zum Sommer 2021 wieder etwas loslegen zu können", sagt er. Buchungen seien rar bis gar nicht vorhanden. Bis zum Sommer müsse etwas passieren, "sonst wird unsere Branche noch mehr Insolvenzen erleiden."

Die Wochen im Lockdown light seien für ihn kaum anders verlaufen als die anderen Wochen davor. "Die Tage rauschen einfach nur so an mir vorbei." In Zeiten vor Corona habe er 80-Stunden-Wochen gehabt – und das mit Begeisterung, sagt O'Gallagher. Mit jeder Verlängerung des Lockdowns verlagere sich auch der Neustart weiter nach hinten. Das drücke aufs Gemüt.

Zwei Dinge machen ihm ein wenig Hoffnung: die steigende Bereitschaft der Regierung, der Kultur- und Veranstaltungsbranche zu helfen und die absehbare Einführung von Impfstoffen. "Meine Hoffnung ist, dass es schnell vorangeht und eine flächendeckende Impfung erfolgen kann", sagt O'Gallagher, selbst Risikopatient. Wenn viele geimpft seien, könne auch wieder gefeiert werden.

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