Schwacher Außenhandel und Konsum Deutsche Wirtschaft schrumpft erstmals seit Jahren
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren geschrumpft. Der Grund liegt vor allem in sinkenden Exporten und zurückhaltendem privaten Konsum.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland ist im dritten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal zurückgegangen, teilte das Statistische Bundesamt mit. Das ist der erste Rückgang seit dem ersten Quartal 2015. Die Statistiker bestätigten damit eine erste Schätzung. Im Vergleich zum Vorjahresquartal erhöhte sich die Wirtschaftsleistung dagegen um 1,1 Prozent.
In der ersten Jahreshälfte 2018 war das BIP noch gestiegen – um 0,5 Prozent im zweiten und um 0,4 Prozent im ersten Quartal. "Die Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im Sommer wird ein Ausrutscher bleiben", kommentiert Jörg Zeuner von der KFW Bank. "Das legt nicht nur die Zunahme bei den Investitionen nahe, sondern auch der relativ starke Zuwachs der Importe, der auf eine anhaltend kräftige Grunddynamik der Binnennachfrage schließen lässt."
Schwacher Außenhandel aber Wachstum bei Investitionen
Geschwächt wurde die deutsche Wirtschaft laut Statistikamt vor allem durch den Außenhandel und den Konsum der privaten Haushalte. Nach vorläufigen Berechnungen wurden im dritten Quartal 0,9 Prozent weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im Quartal zuvor; gleichzeitig legten die Importe um 1,3 Prozent zu.
Der Rückgang beim privaten Verbrauch basiere vor allem auf der Zurückhaltung der Haushalte beim Autokauf, schreiben die Statistiker. Laut Ökonomen ist dies auf Probleme bei der neuen Abgasmessmethode WLTP zurückzuführen, die seit September für alle Neuwagen in der EU gilt. Viele Autobauer kamen mit der Zertifizierung ihrer Autos nicht hinterher, woraufhin der Neuwagenmarkt EU-weit im September deutlich einbrach.
Gestützt wurde das Wachstum dagegen durch die Investitionen der Unternehmen. Darüber hinaus erhöhte sich die Wirtschaftsaktivität am Bau. Auch die Konsumausgaben des Staates erhöhten sich.
Niedrige Zinsen sorgen für Ausgleichseffekte
Zum letzten Mal war die Wirtschaftsleistung in Europas größter Volkswirtschaft im ersten Vierteljahr 2015 rückläufig gewesen. Ökonomen rechnen trotz des schwachen Sommerquartals größtenteils mit einer Fortsetzung des Aufschwungs.
"Es kann eigentlich nur besser werden", kommentiert Thomas Gitzel von der VP Bank. Das neue WLTP-Testverfahren hinterlasse zwar massive Bremsspuren. Das sei jedoch nur ein vorübergehender Einmaleffekt. In den kommenden Quartalen sollten "kompensatorische Effekte auf der Agenda stehen". Dies werde ausreichen, " wird ausreichen, "um das Wachstum wieder in die Spur zu bekommen."
Anders beurteilt Zeuner die Lage: "Im Schlussquartal dürfte es einen deutlichen Rückprall geben, darüber hinaus aber keine Rückkehr zu dauerhaft hohen Quartalswachstumsraten. Die zuvor sehr kräftige Konjunktur mit dem Jahr 2017 als Höhepunkt kühlt ab."
- dpa
- Reuters
- AFP