Erstmals Vermögen offengelegt München ist das reichste Bistum Deutschlands
Nach dem Skandal um den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst und seinen Protzbau hat die katholische Kirche ein Umdenken angekündigt. Die Bistümer wollen ihre Finanzen offenlegen. München hat hat dies nun erstmals getan.
Das Erzbistum München-Freising hat sein Vermögen bewertet und ist auf 5,5 Milliarden Euro gekommen - ein Rekordwert in Deutschland. Die Besitztümer von 750 eigenständigen Pfarrkirchen- und Pfründestiftungen auf dem Gebiet des Erzbistums seien in der Bilanz noch nicht enthalten, sagte Generalvikar Peter Beer.
Einen Großteil des Vermögens - rund zwei Milliarden Euro - hat die Kirche Stiftungen zugewiesen, die dem direkten Zugriff des Erzbistums entzogen sind und von unabhängigen Experten kontrolliert werden. Die Erträge dürfen nur zweckgebunden für Seelsorge, Wohlfahrtspflege und Bildung verwendet werden.
440 Millionen Euro liquide Mittel
Die drei Stiftungen, die etwa Kindergärten und Schulen verantworten oder soziale Einrichtungen inklusive der Flüchtlingshilfe, verfügen nun über jeweils deutlich mehr als 600 Millionen Euro.
Erzbistum Paderborn: Es hatte 2014 ein Vermögen von rund vier Milliarden Euro. Damit liegt das Bistum in Nordrhein-Westfalen noch vor Köln. Der Großteil des Vermögens besteht aus Wertpapieren und Immobilien. Noch nicht veröffentlicht hat das Erzbistum Zahlen zum sogenannten Bischöflichen Stuhl, der nicht Teil des regulären Haushalts ist.
Erzbistum Köln: Das größte Bistum in Deutschland verzeichnete im Finanzbericht 2014 ein Vermögen von rund 3,4 Milliarden Euro. Allein die Finanzanlagen, im Wesentlichen Wertpapier- und Immobilienfonds, beliefen sich auf 2,4 Milliarden Euro.
Bistum Augsburg: Zum 31. Dezember 2014 kam das Bistum auf eine Bilanzsumme von 603 Millionen Euro, der Bischöfliche Stuhl auf 628 Millionen Euro und das Domkapitel auf 3,3 Millionen Euro.
Erzbistum Freiburg: Es bezifferte sein Vermögen auf rund 968 Millionen Euro. Der Großteil, insgesamt 715 Millionen Euro, besteht aus Kapitalrücklagen. Hinzu kommen Grundstücke und Gebäude sowie Kunst- und Kulturgüter.
Bistum Aachen: Es gab sein Vermögen zum Jahresende 2013 mit 639 Millionen Euro an, davon rund 452 Millionen Euro Finanzanlagen. Der Bischöfliche Stuhl verfügte über ein Vermögen von neun Millionen Euro.
Bistum Erfurt: Es hat laut Finanzbericht 2014 ein Vermögen von 323,5 Millionen Euro, der eigenständige Bischöfliche Stuhl einen Besitz von rund 78,2 Millionen Euro.
Bistum Magdeburg: Es verfügte laut Jahresbericht 2014 über ein Vermögen von 9,1 Millionen Euro.
Das eigentliche Erzbistum verfügt nach Übertragung der Vermögenswerte mit insgesamt rund 3,3 Milliarden Euro Bilanzsumme noch immer über den Löwenanteil der 5,5 Milliarden Euro. Die 3,3 Milliarden Euro setzen sich im Wesentlichen aus 1,3 Milliarden Euro vor allem an Immobilienvermögen, 1,5 Milliarden Euro an Finanzanlagen sowie rund 440 Millionen Euro an liquiden Mitteln zusammen.
Den Wert Hunderter kirchlicher Gebäude, Grundstücke, Kunstgegenstände, Verträge, Anlagen und Kapitalrücklagen hat das Erzbistum München und Freising erstmals in einem Jahresabschluss aufgelistet.
München löst Paderborn ab
Nach dem Finanzskandal um Franz-Peter Tebartz-van Elst hatten sich etliche der 27 katholischen Diözesen in Deutschland entschieden, mit den Finanzen transparenter umzugehen. Bisher galten Paderborn (rund 4 Milliarden Euro Vermögen) und Köln (3,4 Milliarden Euro) als die reichsten Bistümer. Jetzt konkurriert München mit Chicago (USA) um den Titel der reichsten Diözese der Welt.
Für den Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx ist das heikel. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz gehört zu den engsten Beratern des Papstes und koordiniert den Wirtschaftsrat im Vatikan. Franziskus fordert dabei immer wieder eine "arme Kirche für die Armen".
Arm sei "ein relativer Begriff", sagte Beer. "Diese Möglichkeiten, die wir haben, sind kein Selbstzweck, dass wir uns das möglichst schön und bequem machen, sondern dass wir unseren Auftrag erfüllen." Das Erzbistum unterstütze die kirchlichen Hilfswerke in den Entwicklungsländern und setze sich insbesondere für das Partnerland Ecuador ein.