Bundesagentur für Arbeit Viele Flüchtlinge wollen keine Berufsausbildung
Wer in Deutschland Zuflucht sucht, will oft schnell Geld verdienen, scheut aber meist den Weg der Berufsausbildung. Die meisten Flüchtlinge sind erpicht auf Hilfsjobs, vermeldet der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. Für Industrie und Handwerk ist das ein Problem.
Viele Flüchtlinge treten nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) lieber einen unterbezahlten Hilfsjob an, als eine Ausbildung zu beginnen. "Wir stellen fest, dass viele Flüchtlinge möglichst schnell Geld verdienen wollen", sagte BA-Vorstandsmitglied Raimund Becker der "Süddeutschen Zeitung".
Jobs in Hotels und Gaststätten oder im Reinigungsgewerbe sind bei vielen arbeitssuchenden Migranten begehrt. Denn nach Angaben von Becker sind Flüchtlinge oft dazu gezwungen, ihre Angehörigen in der Heimat finanziell zu unterstützen. Auch "horrende Schulden an Schlepperbanden" tragen dazu bei, zukünftige Beschäftigungs- und Karrierechancen auszublenden.
Berufsausbildung lohnt sich
Der hohe Stellenwert von beruflicher Ausbildung ist den wenigsten Migranten bekannt, da es ihnen an Vorbildern dafür fehlt, sagte Rauch der SZ. Die duale Ausbildung in Deutschland unterscheidet sich deutlich von anderen Ländern.
In die Lehre zu gehen, zahle sich langfristig finanziell aus: Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung verdienen laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) über ihr Erwerbsleben hinweg knapp 250.000 Euro mehr als Ungelernte, wie die Zeitung weiter berichtete.
Flüchtlinge von Lehre überzeugen
Die Bundesagentur setzt jetzt auf eine intensive Beratung, um Flüchtlinge von einer Lehre zu überzeugen. Helfen soll dabei die berufsbegleitende Qualifizierung mit Sprachkursen.
Das Problem ist auch bei den Handwerks- sowie den Industrie- und Handelskammern bekannt. "Gut ausgebildete Fachkräfte haben deutlich bessere Verdienstaussichten", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Eric Schweitzer, der SZ. Deshalb ist es wichtig, Flüchtlinge ohne Berufs- und Studienabschluss frühzeitig über die Chancen einer beruflichen Ausbildung zu informieren.
20.200 unbesetzte Ausbildungsstellen
"Wir brauchen qualifizierte Fachkräfte, und das in einer sehr, sehr großen Zahl", zitiert die Zeitung den Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer.
Die Zahl der noch offenen Ausbildungsstellen überstieg im Vorjahr zum achten Mal in Folge die Anzahl der noch unversorgten Bewerber um 20.200 Stellen (Stand: 19.10.2015). Davor lag die Zahl bei 16.200 unbesetzten Ausbildungsplätzen, 2013 waren es magere 12.700.