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ZDF-"WiSo" zeigt Konsequenzen eines EU-Austritts von Deutschland


Erschreckendes Szenario
Deutschland raus aus der EU? Lieber nicht!

Von t-online
Aktualisiert am 13.05.2014Lesedauer: 3 Min.
Chaos vor VW-Werk: ZDF-Sendung untersuchte mögliche Konsequenzen eines Deutschland-Austritts aus EUVergrößern des Bildes
Chaos vor VW-Werk: ZDF-Sendung untersuchte mögliche Folgen eines Deutschland-Austritts aus EU (Quelle: Screenshot ZDF)

Was wäre, wenn Deutschland aus dem Euro aussteigt und die EU verlässt? Die ZDF-Sendung "WiSo" hat gemeinsam mit Wirtschaftsexperten ein Zukunftsszenario entwickelt, bei dem den Zuschauern die dramatischen Konsequenzen eines deutschen EU-Austritts vor Augen geführt wurden - fiktiv, aber sehr realistisch und beängstigend.

Das Szenario: Im Juni 2014 braucht Griechenland unverhofft neue Milliarden, Deutschlands Steuerzahler sollen für die neuen Schulden aufkommen, die Krise kehrt zurück. Ein umfassender Schuldenerlass für die Krisenstaaten im Süden soll her. Die Bundesregierung lenkt widerwillig ein. Kanzlerin Angela Merkel erklärt, dies sei der Preis für sozialen Frieden in Europa.

Massendemonstrationen und Rebellion

Doch die Deutschen haben es satt, noch länger der Zahlmeister Europas zu sein. Befeuert von der Boulevardpresse gehen die Menschen auf die Straße. Die Stimmung in Deutschland ist gekippt. Im Frühjahr 2015 folgen Massendemonstrationen und Rebellion.

Die neue Eurokrise hat sich innerhalb weniger Monaten so zugespitzt, dass die Bundesregierung sich gezwungen sieht, das deutsche Parlament über einen Verbleib in der EU abstimmen zu lassen, ohne Fraktionszwang.

In Form einer Sondersendung berichten nun mehrere Reporter und Korrespondenten darüber, dass offenbar bereits massenhaft neue D-Mark (NDM) gedruckt werden - Vorbereitungen für den Ausstieg aus dem Euro. Am Vorabend der Abstimmung im April 2015 werden Wirtschaftsexperten und Bürger zu den Folgen eines deutschen EU-Austritts befragt.

"Euro adé, Stark-Mark juchee"

Die Folgen: Anfangs sind Deutschlands Verbraucher Gewinner: Das Land wird zum Einkaufsparadies, denn die NDM dürfte etwa 50 Prozent mehr wert sein als der Euro - eine kräftige Aufwertung der Währung. Alles kostet außerhalb Deutschland dann nur noch die Hälfte. Der US-Dollar fällt um etwa 30 Prozent, Sprit wird billiger, auch die China-Währung fällt stark.

Doch die Freude über die starke Mark wäre sehr kurzfristig. Die Finanzmärkte würden gnadenlos reagieren und das Exportland Deutschland abstrafen. Eine massive Kapitalflucht würde einsetzen, die die Folgen der Lehman-Krise aus dem Jahr 2008 überträfe.

Deutsche Waren werden im Ausland extrem teuer

Namhafte Wirtschaftsexperten, etwa Marcel Fratzscher vom DIW, sagen: Die Konsumenten werden leiden. Weil deutsche Waren für andere Europäer deutlich teurer werden, gehen hierzulande die Umsätze zurück, Preise müssten fallen. Dadurch verdienen die Unternehmen weniger, Lohnkürzungen dürften folgen, Arbeitsplätze wegfallen, im Extremfall würden ganze Standorte in das dann günstigere Ausland verlagert.

Beispiel Automobil-Industrie: Ein deutsches Auto wird sich nach dem Euro-Austritt im Ausland um etwa 50 Prozent verteuern. Statt im Werk Wolfsburg würde VW wohl verstärkt in Spanien oder Tschechien produzieren.

Ohne Exporte ist Deutschland verloren

"Deutschland ist eine zutiefst vom internationalen Waren-Austausch abhängige Volkswirtschaft", erläutert Friedrich Heinemann vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Mit einem Austritt aus der Europäischen Union hätten wir auch keinen Binnenmarkt mehr, die Handels- und Zollfreiheit könnte vorbei sein. Als Industrieland sind wir viel abhängiger von Exporten als etwa die Schweiz mit ihren Banken, Uhren und Kräuterbonbons.

ZDF-Korrespondent Udo von Kampen ergänzt: "Ein Austritt wäre der Super-Gau. Deutschland hätte politisch keine Stimme mehr." Deutschland war immer eine Konjunktur-Lokomotive in Europa. Diese Funktion wäre nicht mehr erfüllt. Europa würde zerfallen, wirtschaftlich und politisch in die Bedeutungslosigkeit abrutschen.

Nachteile für Urlauber

Zu Ende wäre auch weitgehend die deutsche Reisefreiheit. Derzeit profitiert Deutschland von Offenheit, wir können innerhalb der EU problemlos überall hinreisen, Bürger aus Nachbarländern uns besuchen. Nach einem EU-Austritt würden die Grenzregelungen aufgehoben, deutsche Grenzen wären wieder Außengrenzen. Grenzposten müssten besetzt und dafür etwa 12.000 zusätzliche Grenzschützer eingestellt werden, um die Sicherheit Deutschlands zu garantieren.

Zudem droht durch den Wegfall des Euro ein Rückfall in die Schwarz-Weiß-Zeit. Bei jedem Besuch im europäischen Ausland müssten wir uns in Schlangen stellen, Koffer-Kontrollen und Schikanen ertragen. Und Geld wechseln. Unkomplizierte Reisen sind nur in der EU zu haben.

Kapitalgedeckte Rentenversicherungen verlieren

Wenn man sich das Reisen überhaupt noch leisten kann. Denn die ZDF-Reportage deckte auch auf, dass große Teile unseres angelegten Geldes weniger wert sein werden. Vor allem Rentner wären betroffen. Rentenexperte Stefan Sell: "Private Rentenverträge wurden in Euro abgeschlossen, müssen nun in D-Mark umgerechnet werden." Er rechnet mit einem Wertverlust von einem gutem Drittel.

Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm ergänzt: "Leidtragende werden diejenigen sein, die ihre Alterssicherheit auf Kapitaldeckung gesetzt haben." Die Rente, die auf Arbeit basiert, die an die Löhne gekoppelt sei, ist immer sicherer als die, die den weltweiten Spekulationen ausgeliefert ist.

Deutschland ohne Euro wäre schlechter für alle

Auch wenn die Stimme eines Euro-Skeptikers dem Beitrag gut getan hätte, ist das Fazit der "WiSo"-Sendung glaubhaft: Aus der EU rausgehen und genauso profitieren wie bisher, ist unmöglich. Wenn Abgeordnete gegen die EU entscheiden, wäre der Euro gescheitert und wahrscheinlich auch Europa. Und bei aller Liebe zur alten D-Mark: Die damaligen Verhältnisse können aufgrund der wirtschaftlichen Veränderungen nicht zurückkommen. Eine "Neue D-Mark" hätte für Deutschland und seine Bürger wesentlich negativere Folgen als die Eurokrise.

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