Nach Beschwerdewelle Lidl zieht sexistisches Bierfass zurück - aber nur aus der Werbung
Man(n) kann sich das Meeting gut vorstellen, auf dem die Designs für die Spezialausgabe von Lidl's Grafenwalder Bier in Fässern zum Auftakt der Grillsaison vorgestellt und verabschiedet wurden: Die männlichen Produktmanager feixten und schlugen sich (eventuell grölend) auf die Schenkel. Die Damen - falls denn welche anwesend waren - blickten betreten zu Boden oder waren zumindest deutlich weniger begeistert. Das Wortspiel an sich ist sogar ein bisschen lustig: Fass ist das Behältnis, aber auch der Imperativ des Verbs fassen.
Immerhin zwei Motive sind den Lidl-Leuten eingefallen: "Fass!" mit einem böse blickenden Hund und "Fass mich an" mit einer leicht bekleideten, kopflosen Dame, die sich auch noch zwei Bierfässchen unter die Arme geklemmt hat. Mit einem der beiden Motive gibt es jetzt Ärger - aber es sind nicht die Tierschützer, die sich aufregen.
Der "Stern" berichtet, dass sich in den sozialen Medien ein Shitstorm - also eine digitale Empörungswelle - über Lidl ergossen hat. Das "Fass-mich-an"-Motiv sei frauenfeindlich, sexistisch, diskriminierend, menschenverachtend und stelle die Frau als verfügbares Objekt dar. Lidl fiel wenig anderes ein, als fast jedem Kritiker persönlich zu versichern, wie ernst man die Kritik nehme und, dass man niemanden beleidigen wolle.
"Fasst" ein bisschen Bedauern
Aber irgendjemandem bei Lidl müssen die Fässer auch leidgetan haben. Das schöne Bier - einfach wegschütten oder umfüllen? Nein! Aus der Werbung wurden die Motive entfernt, schreibt der "Stern" weiter, aber auf Nachfrage habe der Handelskonzern mitgeteilt: "Wir bringen das Bierfass am Dienstag in den Handel."