Fragwürdige Geschäfte vor Pleite Flexstrom-Gründer sollen Millionen Euro zahlen
Die Insolvenz des Berliner Stromdiscounters Flexstrom ist eine der größten Pleiten in Deutschland. Hunderttausende Kunden haben von dem Unternehmen noch Geld zu bekommen. Jetzt bittet der Insolvenzverwalter die Flexstrom-Gründer zur Kasse: Unter anderem wegen eines fragwürdigen Firmenverkaufs sollen die Brüder Robert und Thomas Mundt Millionen Euro zahlen. Und auch die Luxuskarossen im Firmenfuhrpark fielen dem Juristen auf.
Millionen durch Firmenverkauf vor der Pleite
Die Brüder Mundt sollen kurz vor der Insolvenz gemeinsam mit zwei weiteren Eigentümern sechs Millionen Euro eingestrichen haben, nachdem sie die verlustreiche eigene Firma Optimal Grün GmbH an die Flexstrom AG verkauft hatten, wie aus einem Bericht des Insolvenzverwalters Christoph Schulte-Kaubrügger hervorgeht.
Flexstrom hatte im April wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Nach Teldafax legte der Stromanbieter die zweite große Pleite auf dem deutschen Energiemarkt hin. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen die Verantwortlichen wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Betrug. Einem Bericht der "Bild" zufolge richten sich die Untersuchungen ebenfalls unter anderem gegen Thomas und Robert Mundt.
Versicherung müsste Schäden decken
Nach dem Bericht an die Gläubiger vom 27. September geht Schulte-Kaubrügger davon aus, dass die Mundts eine Versicherung für Pflichtverletzungen von Vorständen für seine Forderung in Anspruch nehmen können. Diese decken Schäden von bis zu fünf Millionen Euro ab.
Der Insolvenzverwalter hält zudem eine Prämie von 1,7 Millionen Euro für ungerechtfertigt, die das Unternehmen wenige Monate vor der Insolvenz einem seiner Topmanager zubilligte. Zudem erregte der Fuhrpark der Firma und seiner Gründer die Aufmerksamkeit des Rechtsanwalts.
Bentley-Cabrio im Fuhrpark
Zu den Firmenfahrzeugen zählten mehrere geleaste Luxuswagen, darunter ein Bentley-Cabrio mit dem Kürzel RM im Kennzeichen. Robert Mundt kaufte seinem Unternehmen nach dem Bericht unter anderem einen Geländewagen und ein Motorrad ab, konnte sein Eigentum jedoch belegen.
Von der Pleite sind 835.000 Kunden betroffen. Bis Ende September machten 130.000 von ihnen ihre Forderungen mit einer Summe von 70 Millionen Euro geltend. Flexstrom hatte Verbraucher mit niedrigen Einstiegspreisen gelockt. Viele kehrten dem Anbieter aber den Rücken, bevor die kostendeckenden höheren Preise fällig wurden.
Mögliche Investoren winkten ab
Nach Schulte-Kaubrüggers Angaben hatten etwa 90 Unternehmen überlegt, Flexstrom zu kaufen und zu sanieren - nach Einblick in die Bücher blieb jedoch kein Interessent übrig. Ende Oktober räumt das Unternehmen seine Zentrale am Reichpietschufer in Berlin. Der Stromanbieter ist dort Mieter und schuldet dem Vermieter nach dem Bericht noch rund 187.000 Euro.