Verdacht auf Betrug Justiz ermittelt gegen Flexstrom-Hauptaktionäre
Im Zusammenhang mit der Insolvenz des Strom- und Gasanbieters Flexstrom hat die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen frühere Führungskräfte des Unternehmens aufgenommen. "Wir ermitteln gegen Verantwortliche der Unternehmensgruppe, unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung", sagte ein Sprecher der Behörde. Einem Bericht der "Bild" zufolge richten sich die Untersuchungen unter anderem gegen die beiden ehemaligen Flexstrom-Hauptaktionäre Thomas und Robert Mundt.
Ehemalige Kunden warten immer noch auf Prämien
Der Berliner Stromdiscounter Flexstrom hatte im April Insolvenz angemeldet, das Verfahren wurde am 1. Juli eröffnet. Flexstrom hatte Kunden mit Stromtarifen gelockt, die die Kosten meist erst im zweiten oder dritten Jahr nach Vertragsschluss deckten. Ein großer Teil der Kunden kündigte aber schon nach einem Jahr. Viele von ihnen warten noch immer darauf, dass das Unternehmen zugesagte Prämien und andere Vorauszahlungen erstattet.
Eines der größten Insolvenzverfahren Deutschlands
Die Unternehmensgruppe, zu der außer Flexstrom auch die Gesellschaften Optimalgrün, Löwenzahn Energie und Flexgas zählen, hat insgesamt rund 835.000 Gläubiger. Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger geht davon aus, dass der Fall damit das größte Insolvenzverfahren in der deutschen Geschichte ist. Die durchschnittliche Forderung dürfte aber lediglich bei etwa 140 Euro pro Gläubiger liegen, sagte er.
Flexstrom hatte als Hauptgrund für die Insolvenz die schlechte Zahlungsmoral zahlreicher Kunden genannt, die ihrerseits durch "schädigende Berichterstattung vereinzelter Medien" irritiert worden seien. Eine Zeitung hatte von angeblichen Finanzproblemen berichtet. Berichten zufolge soll aber auch eine Rolle gespielt haben, dass die Bundesnetzagentur kurz davor stand, das Geschäftsmodell mit Vorkasse-Zahlungen zu stoppen.
Vertrauen in Billig-Stromanbieter stark gesunken
Im Sommer 2011 war bereits der Flexstrom-Konkurrent Teldafax pleite gegangen. Viele Kunden hatten dem Billiganbieter für ihren Strom Vorauszahlungen geleistet, für die sie dann keine Gegenleistung mehr erhielten. In diesem Fall erhob die Staatsanwaltschaft in Bonn inzwischen Anklage gegen drei frühere Vorstandsmitglieder wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs und anderer Vorwürfe. Die Pleite beschäftigt auch die Zivilgerichte. Die Zahl der Gläubiger liegt bei mehr als 700.000.
Bei den Verbrauchern genießen Billigstromanbieter nach den beiden spektakulären beiden Pleiten inzwischen keinen allzu guten Ruf mehr. Bei einer im Sommer von dem Ökostromanbieter Lichtblick in Auftrag gegebenen Umfrage lehnten 71 Prozent einen Vertrag mit einem Discounter ab. Nur 18 Prozent konnten sich einen Vertragsschluss vorstellen.