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Beste Idee für Euro-Ausstieg prämiert


Konjunktur
Beste Idee für Euro-Ausstieg prämiert

Von dpa-afx, dapd, dpa
Aktualisiert am 05.07.2012Lesedauer: 3 Min.
Roger Bootle wurde mit dem Wolfson-Economic-Prize 2012 ausgezeichnetVergrößern des Bildes
Roger Bootle wurde mit dem Wolfson-Economic-Prize 2012 ausgezeichnet (Quelle: imago-images-bilder)

Längst ist ein Euro-Austritt kein Hirngespinst mehr. Jetzt wurde der Ökonom Roger Bootle für sein Krisenszenario unter dem Titel "Praktische Anleitung zum Euro-Austritt" mit dem Wolfson Economic Prize 2012 ausgezeichnet. Die Fragestellung des Wettbewerbs lautete: Wie schafft es ein Mitglied der Eurozone, aus der Gemeinschaftswährung auszusteigen? In seinem Beitrag hat Bootle gezeigt, wie ein geordneter Transformationsprozess aussehen könnte.

Politik muss Notfallplan parat haben

Die Thesen des Preisträgers sind schwere Kost für Euro-Befürworter. "Die größte Gefahr der Ansteckung wird es geben, wenn Griechenland den Euro verlässt und damit Erfolg hat", sagte Bootle. "Es wäre eine Alternative zu schmerzlichen Sparmaßnahmen." Die Politik müsse schon einen Monat im Voraus einen Plan in der Schublade haben, dürfe diesen aber nicht öffentlich machen.

Ausstieg für verbleibenden Länder sogar günstiger

"Die Menschen mögen ja bezweifeln, dass das Verlassen der Eurozone etwas Gutes ist", erklärte der 60-Jährige. "Aber mein Beitrag zum Wolfson-Preis war, zu zeigen, dass es überhaupt geht." Am Ende wäre es für die in der Eurozone verbleibenden Länder sogar günstiger. "Vor sechs Monaten war das noch eine verbotene Diskussion", erklärte Preisstifter Simon Wolfson.

"Der Preis wurde in dem unerschütterlichen Glauben gestiftet, dass je mehr Gedanken und je mehr Vorbereitungen in einen Aufbruch der Eurozone investiert werden, desto geringer der Kollaps sein wird", sagte Wolfson. "Die zahlreichen Versuche, den Euro zu stabilisieren, scheinen wenig mehr bewirkt zu haben, als die untragbaren Schulden der schwächeren Euromitglieder zu refinanzieren", sagte er. Aber es sei nichts getan worden, um "die strukturellen Probleme dieser geplagten Volkswirtschaften zu lösen".

Neue Währung soll Euro ersetzen

Technisch müsse zunächst eine neue Währung eingeführt werden, die zum Kurs 1:1 gegen den Euro getauscht werde, erläutert Bootle in seiner 112-seitigen Expertise. Auch Bankeinlagen, Kredite und Löhne sollten zu diesem Kurs gewechselt werden.

Abschied vom Euro am besten freitags

Schrittweise werde es aber unweigerlich zu einer Geldentwertung "um 30 bis 50 Prozent" kommen, betonte Bootle, ehemals Chefvolkswirt der Großbank HSBC. Gleichzeitig müsse eine Inflationskontrolle und ein striktes, unabhängig überwachtes Schuldenmanagement geschaffen werden.

Die Pläne des Ökonoms werden an manchen Stellen ungewöhnlich konkret. So schlägt er etwa vor, dass der Euro-Ausstieg am besten an einem Freitag verkündet werden solle. Am Anfang der darauffolgenden Woche solle der Plan dann in die Tat umgesetzt werden. Dazu sollten die Banken und Kapitalmärkte des Ausstiegslandes vorübergehend geschlossen werden, um weitere Kapitalflucht zu verhindern.

So weit liegt Bootle damit im Ergebnis nicht von einem seiner Kontrahenten im Wettbewerb entfernt, einem elfjährigen Jungen. Der hatte vorgeschlagen, Griechenland solle einfach die Drachme wieder einführen und seine Schulden bezahlen. Roger Bootle zählt auch durch seine Medienauftritte zu den bekanntesten Londoner Volkswirten und ist Autor mehrerer Bücher, darunter "Das Ende der Inflation" (1996).

400 Beiträge bei der Jury

Insgesamt waren bei der Jury 400 Beiträge von Bewerbern eingegangen, von denen zehn in die engere Auswahl gelangten. "Als Sieger wurde der Beitrag ausgezeichnet, der die besten Antworten auf die gestellte Problematik bot", teilte die Jury mit. Die Preisvergabe solle aber nicht als Bekräftigung der Inhalte des Gewinnerbeitrages durch die Jury oder durch Lord Wolfson oder seine Organisation selbst verstanden werden, hieß es.

Nur der Nobelpreis ist noch höher dotiert

Der Preis ist nach seinem Stifter Lord Simon Wolfson benannt. Mit 250.000 Pfund (rund 300.000 Euro) ist die Auszeichnung der am zweithöchsten dotierte Wirtschaftspreis der Welt, nach dem Nobelpreis für Wirtschaft. Das Preisgeld wird vom Charles Wolfson Charitable Trust der Familie Wolfson und von der Londoner Denkfabrik Policy Exchange bereitgestellt.

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