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Systems Sunlight: Diese griechische Firma lockt auch deutsche Fachkräfte


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Diese griechische Firma lockt auch deutsche Fachkräfte

spiegel-online, Spiegel Online

Aktualisiert am 27.06.2012Lesedauer: 4 Min.
Der Batterienhersteller Systems Sunlight ist einer der wenigen griechischen Export-StarsVergrößern des BildesDer Batterienhersteller Systems Sunlight ist einer der wenigen griechischen Export-Stars (Quelle: Hersteller-bilder)

Erfolgreiche Exporteure aus Griechenland, gibt's die überhaupt noch? Der Batteriehersteller Sunlight macht vor, wie "made in Greece" funktionieren kann. Dank Qualität und moderner Fabriken erzielt er das Gros seiner Umsätze im Ausland - und lockt sogar Arbeitskräfte aus anderen EU-Staaten an.

Batterienhersteller mischt international ganz vorn mit

Die Vorstellung, dass ein griechischer Batterienhersteller den deutschen Markt erobert, erscheint ungefähr so abwegig, wie dass ein deutscher Produzent von Olivenöl in Griechenland große Erfolge feiert. Dennoch gibt es eine solche Firma: Systems Sunlight.

Das Athener Unternehmen rangiert in den Top Drei der Hersteller komplexer Batteriensysteme, 2011 machte es einem Umsatz von rund 115 Millionen Euro. Es hat Repräsentanzen in neun Ländern und ein Vertriebs- und Partnernetz, das sich über mehr als hundert Staaten erstreckt. Besonders aktiv ist Sunlight in Deutschland, dort kauft unter anderem das Bundesverteidigungsministerium der Firma seit vielen Jahren U-Boot-Batterien ab.

Politische Misswirtschaft hat Unternehmertum beschädigt

Die Firma ist ein Hoffnungsträger: Sie zeigt, dass es in Griechenland noch Betriebe gibt, die international Erfolg haben können. Sie verdeutlicht, mit welchen Strategien die griechische Wirtschaft wieder wachsen kann und welche Probleme es dabei zu überwinden gilt.

Sie geht zudem den entgegengesetzten Weg der meisten anderen Unternehmen. So hat etwa der größte europäische Einzelhändler Carrefour jüngst angekündigt, sich wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage aus Griechenland zurückzuziehen. Die Sunlight-Chefs gehen jedoch hart mit Griechenland ins Gericht: Sie glauben, dass jahrelange politische Misswirtschaft das Unternehmertum beschädigt hat.

Mehr als 90 Prozent der Produktion geht ins Ausland

Sunlight ist ein untypisches Unternehmen für Griechenland. In einem Staat mit niedriger Wettbewerbsfähigkeit und niedriger Exportquote verkauft es rund 98 Prozent seiner Produktion ins Ausland. In einem Land, das unter Kapitalflucht und sinkenden Investitionen leidet, plant die Firma ein Multi-Millionen-Euro-Projekt in Nordgriechenland. "Viele mögen das für verrückt halten", sagt Firmenchef Konstantinos Lafkas, während er in einem Café einen Käsekuchen vertilgt. Tatsächlich gibt es dafür gute Gründe.

Die meisten griechischen Firmen schneiden im internationalen Markt unterdurchschnittlich ab - und das schon seit Jahren. Sie tun sich schwer, Güter oder Dienstleistungen von hoher Qualität anzubieten, die auch für ausländische Kunden attraktiv sind.

Sinkende Wettbewerbsfähigkeit und starrer Wechselkurs belasten

Gleichzeitig kann das Land nicht mehr über günstigere Preise konkurrieren, da es keine nationale Währung mehr hat, die in Zeiten von Schwäche abwertet und die Güter oder Dienstleistungen so im internationalen Vergleich günstiger macht.

Die Kombination aus sinkender Wettbewerbsfähigkeit und starrem Wechselkurs ließ Griechenlands Handelsdefizit in die Höhe schnellen - und mit ihm die Schulden. Es ist einer der Hauptgründe dafür, dass das Land heute am Tropf von EU und Internationalem Währungsfonds hängt.

Griechen haben den Anschluss verloren

Die Griechen aber merkten davon lange nichts. Denn der Binnenkonsum boomte, angeheizt von niedrigen Kreditzinsen, und auch der Staat war für viele Firmen lange ein guter Kunde. Das Heimatland von Sunlight-Chef Lafkas verlor immer stärker den Anschluss.

Die Griechen sehen sich traditionell als stolze Unternehmer. "Aber sie sind faul geworden", sagt Sunlight-Vorstand Christos Kartalis. Lafkas ist gegenüber seinen Landsleuten nicht weniger kritisch. Es gebe Märkte zu erobern, sagt er, Märkte mit gewaltigem Potential. "Aber was verkaufen griechische Firmen schon in der Türkei oder im Nahen Osten? Fast nichts."

Nicht mal mehr zweite Liga

Nun ist der schuldenbasierte Nachfrageboom vorbei, der Binnenkonsum schwächelt. Damit die griechische Wirtschaft wieder wächst, müssen die Unternehmen deutlich mehr exportieren. Zuletzt trugen die Ausfuhren nur noch rund 20 Prozent zur griechischen Wirtschaftsleistung bei.

Damit belege das Land in Europa eines der hintersten Plätze, sagt Dimitris Lakasas, der Vorsitzende eines Verbands exportorientierter Unternehmen Nordgriechenlands. "Wir spielen nicht einmal mehr in der zweiten Liga." Die Firmen hätten zwei Möglichkeiten: mehr exportieren - oder untergehen.

Unternehmer verzweifeln an Bürokratie

Man könnte nun glauben, dass die griechische Regierung in ihrer Bemühung, neues Wachstum zu schaffen, ein starker Unterstützer der Exportindustrie ist. Doch das stimmt nicht. Griechische Firmen wie Sunlight sind nicht wegen des Staatsapparats erfolgreiche Exporteure - sondern ihm zum Trotz.

"Die Marke Griechenland ist beschädigt", sagt Lakasas. Wie stark das die Geschäfte erschwert, hat die Firma Sunlight selbst erfahren - bei ihrer Expansion in Deutschland. "Es hat lange gedauert, die Deutschen zu überzeugen, dass eine Firma aus dem kleinen Griechenland ein verlässlicher Partner ist", sagt Kartalis. Hinzu kommt: Es ist in Griechenland nicht leicht, ein Unternehmen großzuziehen. Viele Unternehmer verzweifeln an den Behörden. "Die griechische Bürokratie ist so ineffektiv wie eh und je", sagt Lakasas.

Deutsche Top-Managerin wechselte zu Sunlight

Die Firma Sunlight will trotz dieser Probleme weiter in Griechenland investieren. Mehr als 100 Millionen Euro hat sie bereits in ihre heimischen Standorte gesteckt, und gerade bereitet sie den Bau einer Anlage zum Recycling von Batterien nahe der Stadt Komotini vor. Kostenpunkt: gut 20 Millionen Euro. "Wir glauben an den Standort Griechenland", sagt Kartalis. "Unsere Angestellten hier sind zusammen mit der Firma an ihren Aufgaben gewachsen."

Sunlight gelang es sogar, Fachkräfte aus Deutschland abzuwerben. Zum Beispiel Christiane Serger, eine ehemalige Top-Managerin bei einem deutschen Batteriehersteller. Heute leitet sie bei Sunlight das stationäre Batteriegeschäft. Nach eigenen Angaben hat sie der hohe Qualitätsanspruch der Griechen zum Wechseln überzeugt. "Ich habe viele Batteriefabriken in Deutschland, den Niederlanden, Italien und der Schweiz gesehen", sagt sie. "Die Fabrik von Sunlight war moderner und technisch ausgereifter als alle anderen."

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