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Griechenland: Bürger heben massenweise Bargeld ab


Konjunktur
Griechen bringen Geld in Sicherheit

Von t-online, dpa, dpa-afx
Aktualisiert am 16.05.2012Lesedauer: 3 Min.
Viele Griechen stürmen zur Bank, um ihr Geld abzuhebenVergrößern des Bildes
Viele Griechen stürmen zur Bank, um ihr Geld abzuheben (Quelle: AFP-bilder)

Die Angst vor einem Euro-Austritt von Griechenland hat zu einem Bankensturm in dem kriselnden Land geführt. Allein am Montag dieser Woche zogen die Griechen 900 Millionen Euro von ihren Konten ab, wie die dpa aus Bankenkreisen erfuhr. Die Notenbank hatte von 700 Millionen Euro gesprochen. Damit spannt sich die Lage für die ohnehin schwer gebeutelten Banken in Griechenland weiter an. Der Notenbank-Präsident Georg Provopoulo warnte bereits, die Situation könne in Panik umschlagen - ein durchaus denkbares Szenario.

Notenbanken fürchten Kapitalflucht

Aufgrund der desolaten politischen Situation und der zunehmenden Sorgen um die heimische Wirtschaft sinkt das Vertrauen der Bürger in die Regierung, die Schuldenkrise doch noch lösen zu können. Deshalb ziehen sie ihre Ersparnisse ab. Sie befürchten einen enormen Kapitalverlust, falls Athen die Eurozone verlassen und wieder zur Drachme zurückkehren müsste.

Nach Angaben von Provopoulos fürchten die Notenbanken deshalb, dass die Kapitalflucht weiter anhalte. Der Notenbank-Präsident wird in einem Protokoll eines Spitzentreffens der Parteien zitiert, dass die vorhandene Angst sich noch in Panik verwandeln könnte.

Aderlass bei griechischen Banken

Seit Monaten heben Griechen hohe Summen an Bargeld ab oder überweisen Erspartes auf ausländische Konten. Sie befürchten, dass die Banken zusammenbrechen könnten oder das Geld bei einer Umwandlung in die alte Währung Drachme stark an Wert verlieren würde.

Laut offiziellen Zahlen der staatlichen Notenbank verringerten sich die Einlagen der griechischen Privathaushalte bei den Banken seit Anfang 2010 von 195 Milliarden Euro auf 140 Milliarden Euro im März 2012. Experten gehen aber davon aus, das deutlich mehr Gelder ins Ausland geflossen sind. Vieles von dem Geld gelangte über dunkle Quellen in die Schweiz und nach Deutschland. Zum Teil warben deutsche Banken sogar aktiv mit griechischen Anzeigen um die wohlhabenden Devisenflüchtlinge.

Für die Banken sind die Abhebungen höchst problematisch. Die griechischen Geldhäuser sollen nach früheren Berichten über einen nationalen Bankenrettungsfonds mit bis zu 50 Milliarden Euro rekapitalisiert oder in Einzelfällen fusioniert und abgewickelt werden. Dabei stammen 25 Milliarden Euro aus Mitteln des Euro-Rettungsfonds EFSF, die auch bereits zur Verfügung stehen.

Davon will die Regierung 18 Milliarden Euro auch an die Banken weiterreichen. Zuvor hatte es Medienberichten zufolge wenig Fortschritte gegeben, weil es Unklarheiten mit Blick auf den Beitrag privater Geldgeber - etwa über Kapitalerhöhungen - gab.

Expertenkabinett abgelehnt

Der griechische Präsident Karolos Papoulias hatte bis zuletzt versucht, eine neue Regierung zu bilden. Sein Vorschlag, ein Expertenkabinett zu bilden, wurde aber abgelehnt. Nun müssen die Griechen am 17. Juni erneut wählen. Bis dahin wird das Land von einer Übergangsregierung unter dem Richter Panagiotis Pikramenos geführt, die keinerlei international bindende Vereinbarungen treffen soll.

Falls die radikalen Parteien weiter zulegen sollten, droht dem Land ein Stopp der internationalen Hilfen und damit automatisch der Staatsbankrott. Denn die Radikalen lehnen das Sparpaket der bisherigen Regierung ab. Ob die Griechen dann noch den Euro behalten könnten oder doch die Drachme wieder einführen müssten, gehört zu den diskutierten Optionen. Der Präsident warnte bereits vor einer "Tragödie".

Ankündigung von Neuwahl sorgt für Unsicherheit

Der Euro stürzte wegen der anhaltenden Probleme in Griechenland unter die Marke von 1,27 US-Dollar: "Das Horrorszenario mit dem wenig wohlklingenden Namen "Grexit" - ein griechischer Zahlungsausfall und Austritt aus der Eurozone - macht die Runde", so Devisenexpertin Carolin Hecht von der Commerzbank. In diesem Szenario würde das linksradikale Bündnis Syriza die Wahl gewinnen, die neue Regierungskoalition dem europäischen Spardiktat entsagen und die Troika den Geldhahn abdrehen.

"Die schlechte Nachricht ist, dass dies ein durchaus denkbares Szenario ist", so Hecht. "Die gute ist, dass jeder Komponente dieser Wirkungskette noch Alternativen gegenüberstehen, die diesen vermeintlichen Teufelskreis unterbrechen könnten." Für den Euro verheiße die massive Verunsicherung jedoch zunächst nichts Gutes.

Zinsen der Schuldenstaaten stiegen bedrohlich

Auch an den Anleihenmärkten in Europa kam es wegen des politischen Chaos in Griechenland zu Verwerfungen. In Italien stieg die Rendite für zehnjährige Staatspapiere am Mittwoch kurzzeitig wieder über die Marke von sechs Prozent. Diese Marke gilt als kritisch, weil eine dermaßen teure Staatsrefinanzierung auf Dauer nicht tragbar ist. In Spanien liegt die Zehnjahresrendite mit aktuell 6,48 Prozent schon deutlich über der Sechs-Prozent-Schwelle.

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