Restaurant-Kette Wie Vapiano die Restaurant-Welt erobern will
Während Restaurant-Ketten wie McDonald's, Burger King, Pizza Hut oder KFC an ihre Wachstumsgrenzen stoßen, sucht die Branche nach neuen Wegen. Gregor Gerlach scheint mit seinem Design-Restaurant-Konzept einen guten Pfad gefunden zu haben. Seine Gastro-Kette Vapiano setzt auf mediterrane Speisen, die frisch vor den Augen der Gäste zubereitet werden. Nach Erfolgen in Deutschland strebt Vapiano immer stärker auch ins Ausland. Der Werdegang erinnert an die Anfänge von McDonald's oder Starbucks. Doch die Erfolgsgeschichte ruft Konkurrenten auf den Plan.
Das Leben gelassen angehen
"Chi va piano, va sano e va lontano" heißt es bei Vapiano nach einer italienischen Redensart: "Wer alles im Leben locker und gelassen angeht, lebt gesünder und länger". Das italienische Sprichwort steht genau für dieses Lebensgefühl, das tagtäglich in den neuartigen Restaurants in modischem Ambiente gelebt werden soll. Die Macher von Vapiano wollen entspannte Atmosphäre und südländische Leichtigkeit.
Schnelles Italo-Food live zubereitet
Auf dem Speiseplan stehen mediterrane Gerichte. Ob Pasta, Pizza oder Salate - alle Speisen werden frisch zubereitet. Bestellt und abgeholt wird das schnelle Italo-Food direkt bei den Köchen an den einzelnen Stationen. Sie bereiten alle Gerichte vor den Augen der Gäste zu. Auch die Saucen und Dressings oder Pesto sind hausgemacht, versprechen die Initiatoren der Lifestyle-Restaurants. Wer nach dem Essen noch einen Kaffee oder ein Glas Wein genießen möchte, kann von den Tischen an die Bar oder in die Lounge wechseln. Die Bestellungen werden auf eine Chipkarte gebucht, bezahlt wird an einer Kasse beim Verlassen des Restaurants.
Von der Studentin bis zum Business-Man
Das erste Vapiano-Restaurant öffnete im Jahre 2002 in Hamburg. Mittlerweile betreibt die Kette mit insgesamt rund 7000 Mitarbeitern über 100 Restaurants in 25 Ländern - von den USA über Dubai und Katar bis Südkorea und Australien. Gut 40 Filialen laufen in Deutschland. Ein bunt gemischtes Publikum von der Studentin bis zum Schlipsträger besucht die neuartigen Design-Lokale. Weitere Standorte sind geplant. Nach den jüngsten Neueröffnungen in Rostock und Ingolstadt sollen in diesem Jahr z.B. noch Restaurants in Bielefeld, Wolfsburg, Bochum und Wuppertal entstehen.
Profitable Geschäfte
Allen Vapiano-Restaurants gemein ist, dass sie nahe hochfrequentierter Top-Lagen liegen, mehrere 100 Quadratmeter groß sind und vom Lunch bis etwa Mitternacht geöffnet haben. Im vergangenen Jahr schaffte Vapiano in Deutschland den Sprung in die Top Ten der umsatzstärksten Systemgastronomen. Der Nettoumsatz belief sich zuletzt auf etwa 240 Millionen Euro, das Geschäft ist profitabel. Die Gewinnmarge einer Vapiano-Filiale liegt im Schnitt bei 15 Prozent vor Steuern, schätzen Insider. Vapiano rangiert damit hinter McDonald's und Burger King, aber bereits vor Weltmarken wie Starbucks oder Pizza Hut.
Erfolgsgeschichte lahmt ein wenig
"Vapiano", schrieb der Branchendienst Food-Service im März, "ist die Erfolgsgeschichte in der Systemgastronomie in den vergangenen zehn Jahren." Doch die großen Wachstumszeiten sind offenbar vorbei. In Deutschland findet Firmenchef Gregor Gerlach kaum noch gute Standorte. Zuletzt eröffnete Vapiano auch deshalb weniger Filialen als geplant. Neue Restaurants laufen zum Teil schlechter als die erfolgreichen Pionierbetriebe. Die gewaltigen Zuwächse früherer Jahre gehen zurück. Bleibt der Gang ins Ausland.
Großinvestor eingestiegen
"Unser Expansionstempo hat sich zuletzt etwas verlangsamt", räumte Vormann Gerlach im Gespräch mit dem "Manager-Magazin" ein, "nun wollen wir wieder zur alten Geschwindigkeit zurückkehren." Sein Ziel: Bis 2015 soll sich die Zahl der Vapiano-Lokale auf weltweit 250 mehr als verdoppeln. Neue Länder wie Brasilien, Indien oder China werden ins Auge gefasst. Dazu stieg im vergangenen Jahr die Vermögensverwaltung Mayfair in die Restaurant-Kette ein, hinter der Tchibo-Erbe Günter Herz steht. Der Milliardär erwarb für einen hohen zweistelligen Millionenbetrag 43 Prozent an dem Gastro-Aufsteiger. Auch der Wella-Erbe Hans-Joachim Sander, neben Gerlach und Herz der dritte Vapiano-Eigner, hofft für sein langfristiges Investment auf ein profitables Wachstum.
Dolce Vita in L'Osteria
Doch die Konkurrenz schläft nicht. Von Süddeutschland aus sprießt derzeit die Gastro-Kette L'Osteria. Bereits im Jahre 1999, also noch vor Vapiano in Nürnberg gegründet, expandiert man mit Pasta und Pizza in lässigem Dolce-Vita-Ambiente mehr und mehr auch Richtung Norddeutschland. Mit Friedemann Findeis und Klaus Rader, zwei McDonald's-erprobten Managern und ehemaligen Mitbegründern von Vapiano, will ab August 2012 der Hamburger Gastronom Dirk Block deren Konzept einer modernen Restaurant-Kette in den Norden importieren. Der 37-jährige Spross der alten Steak-Restaurant-Kette "Block House" hat sich von seinem Vater Eugen Block geschäftlich getrennt und geht weitgehend eigene Wege.
Blocks Firma ElbGastro und das Unternehmen von Findeis und Rader haben ein Joint Venture gegründet, an dem jede Partei 50 Prozent hält. Dirk Block ist für die Errichtung von L'Osterias im gesamten norddeutschen Raum zuständig. Medienberichten zufolge bestehen Planungen für Lüneburg, Lübeck, Kiel, Flensburg und Sylt. In Hannover öffnete gerade die zwölfte L'Osteria - mit einem weiteren Joint-Venture um Jan Hausen.
Starkes Wachstum mit Pasta und Pizza
Mit italienischer Küche lässt es sich offenbar verdienen. Die bisherigen L'Osteria-Lokale erwirtschafteten im vergangenen Jahr einen Umsatz von 23,3 Millionen Euro - ein Plus von 50 Prozent gegenüber 2010. Zum Vergleich: Eine Vapiano-Filiale kommt im Schnitt auf jährliche Nettoumsätze von knapp drei Millionen Euro, eine Burger-King-Filiale macht etwa 1,2 Millionen Euro.
Apropos Burger King: Auch die weltweit zweitgrößte Hamburger-Kette schöpft offenbar neue Hoffnung. Zwar stagnieren die Geschäfte. Doch nach dem Einstieg von Karstadt-Eigentümer Nicolas Berggruen wolle man an die Börse zurückkehren. Er habe sich viele Investitionsmöglichkeiten angeschaut, erklärte der Milliardär. "Aber Burger King hat herausgestochen als einzigartiger weltweiter Spieler im wachsenden Fast-Food-Markt."
Vorstand um Vapiano-Gründer erweitert
Auch Vapiano kann sich in ferner Zukunft einen Börsengang vorstellen. Gelingt es dem Vorstand der Vapiano SE, die Restaurant-Kette zu einem professionellen Konzern zu formen, hat das Unternehmen eine vielversprechende Zukunft, schätzen Branchenkenner. Das weltweite Potenzial wird auf 500 bis 1000 Restaurants geschätzt. Dafür wurden gerade zwei wichtige Manager eingestellt: Joachim Gripp erweitert als Chief Operating Officer den Vorstand in Bonn. Gripp (vorher KFC Deutschland und Holland) übernimmt die weltweite operative Verantwortung der Vapianos in allen 25 Ländern auf vier Kontinenten. Der Fokus seiner Aufgaben liegt dabei auf der Vereinheitlichung eines weltweiten Vapiano-Standards sowie auf der Begleitung der Expansion in neue Kernmärkte.
Zudem ist seit 1. April Sven Steinkuhl als Chief Financial Officer an Bord. Er übernimmt die Verantwortung für den Finanz- und IT-Bereich des Unternehmens. Der Fokus seiner Aufgaben liegt dabei auf der Begleitung der internationalen Expansion sowie der weltweiten Integration der internationalen Tochterunternehmen und Gesellschaften.
Vielleicht lässt sich die Vapiano-Story ja tatsächlich zu einer Erfolgsgeschichte wie McDonald's oder Starbucks weiterspinnen. Das Konzept stimmt zumindest.