Cyberangriff in Südeuropa möglich Massiver Stromausfall – EU-Kommission beunruhigt
Ein massiver Blackout hat die Iberische Halbinsel getroffen. In ganz Spanien blieben Züge stehen, auch Flugreisende sind betroffen. War es ein Cyberangriff? Die EU ist beunruhigt.
In Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs ist der Strom ausgefallen. Das staatliche spanische Eisenbahnunternehmen Renfe teilte auf der Plattform X mit, gegen 12.30 Uhr sei es zu einem "Stromausfall im gesamten nationalen Stromnetz" gekommen. An allen Bahnhöfen blieben demnach die Züge stehen.
Die Ursache des Blackouts ist noch unklar. Im Raum steht unter anderem ein möglicher Cyberangriff. Die spanische Zeitung "El País" meldete, das Nationale Institut für Cybersicherheit (Incibe) untersuche die Situation, sei aber bisher nicht zu einem Ergebnis gekommen. Der Ministerpräsident der Region Andalusien, Juan Manuel Moreno, sagte der Zeitung "ABC" zufolge, momentan deute alles auf eine Attacke von Computerhackern hin. EU-Ratspräsident António Costa glaubt indes nicht an einen Cyberangriff. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, erklärte er im Onlinedienst X
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EU-Kommission eingeschaltet
Die EU-Kommission ist dennoch besorgt und steht nach eigener Auskunft im Austausch mit nationalen Behörden. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit. Es gehe darum, "die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen".
Spanischen Medien zufolge sind Millionen Bürger betroffen. Auch Flughäfen und der Fährverkehr wurden zeitweise lahmgelegt, Ampeln fielen aus, das Mobilfunknetz brach zusammen und Hunderte von Aufzügen blieben stecken. Nur die Inseln waren den Berichten zufolge nicht betroffen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sanchez soll sich zur Zentrale des Stromnetzbetreibers Red Eléctrica begeben haben, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
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Bürger sollen zu Hause bleiben
In Madrid verursachte der Stromausfall ein Verkehrschaos. Auf den Straßen stauten sich die Fahrzeuge. Zudem mussten Teile der U-Bahn in der spanischen Hauptstadt evakuiert werden, berichteten Radiosender. Bürger wurden dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Krankenhäuser seien dank des Einsatzes von Generatoren nicht beeinträchtigt, hieß es. Auch an den Flughäfen sorgten Notstromsysteme dafür, dass der Betrieb schließlich weiterlaufen konnte, auch wenn es zu Verzögerungen kam.
t-online-Leser Torsten Kloxin berichtet von Verwunderung und Ratlosigkeit der Menschen vor Ort. Der 57-Jährige lebt seit zwei Jahren in der 30.000-Einwohner-Stadt Almuñécar in Andalusien und kümmert sich um die Fincas von Ausländern, wenn diese nicht in Spanien sind. Ihm fielen am Mittag zunächst die ausgefallenen Ampeln auf. Dann erfuhr er an einer Tankstelle, an der die Zapfsäulen nicht funktionierten, vom Stromausfall.
"Der Gefrierschrank taut ab, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, das Internet ist weg, der Fernseher bleibt schwarz", zählt Kloxin die momentan für ihn größten Ärgernisse auf. "Und wenn das Handy leer ist, werde ich es wohl erst einmal nicht mehr laden können." Ansonsten sei die Stimmung in der Stadt aber gelassen.
Bis der Strom wieder da ist, soll es bis zu zehn Stunden dauern
Die portugiesische Polizei erklärte unterdessen, im ganzen Land seien Ampeln betroffen. In Lissabon und Porto sei die U-Bahn geschlossen worden. Züge verkehrten nicht mehr. Dem portugiesischen Netzbetreiber zufolge ist "die ganze Iberische Halbinsel" ohne Strom.
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Der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica meldete, Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung seien in die Wege geleitet worden. "Wir beginnen, die Spannung im Norden und Süden der Halbinsel wiederherzustellen", schrieb das Unternehmen gegen 13.30 Uhr auf X. Es könne allerdings bis zu zehn Stunden dauern, bis der Strom im ganzen Land wieder fließe, zitierte "El País" einen Verantwortlichen – "wenn alles gut geht". Eine Situation wie diese habe es in der Geschichte von Red Eléctrica noch nie gegeben: "Es ist ein absolut außergewöhnlicher Vorfall."
- Stromausfall: Spiele bei Tennis-Turnier unterbrochen
Reporterinnen und Reporter der Deutschen Presse-Agentur meldeten unterdessen sowohl aus Madrid als auch aus Barcelona, dass es am Montagmittag keinen Strom gab. Betroffen war auch das Masters-1000-Tennisturnier in Madrid, das unterbrochen wurde.
Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra fiel ebenfalls der Strom aus. Dort dauerte der Blackout allerdings nur wenige Sekunden, meldete der Energieversorger Feda auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.
- Telefonat mit einem t-online-Leser vor Ort
- x.com: Post des staatlichen Eisenbahnunternehmens Renfe und Beiträge von Red Eléctrica (Spanisch)
- elpais.com: "Apagón eléctrico masivo en España y Portugal" (Spanisch)
- abc.es: "Juanma Moreno: 'Lo más probable es que el apagón sea por un ciberataque'" (Spanisch)
- Mit Informationen der Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters