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Engel & Völkers makelt für Putins Freunde: Wie lange geht das Geschäft noch?


Rückzug beschlossen
Deutscher Nobelmakler macht Geschäfte mit Putins Elite


Aktualisiert am 11.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Luxusimmobilie: Die protzige und wenig geschmackvoll ausgestattete Wohnung der Frau, die als Putins Geliebte zu großem Reichtum gekommen ist, auf den Seiten von Engel & Völkers.Vergrößern des Bildes
Luxusimmobilie: Die protzige und wenig geschmackvoll ausgestattete Wohnung der Frau, die als Putins Geliebte zu großem Reichtum gekommen ist, auf den Seiten von Engel & Völkers. (Quelle: Screenshot evspb.ru)

Sie sind die Maklerfirma der Reichen: Engel & Völkers war gerade erst Partner für Putins Ex-Geliebte. Wie lange geht das Geschäft im Land der Oligarchen noch?

Erst wurde bekannt, dass der Nobelmakler Engel & Völkers in St. Petersburg eine vierstöckige Luxuswohnung für Wladimir Putins Ex-Geliebte Svetlana Krivonogikh vermarktet. Nun zieht die Hamburger Unternehmensgruppe selbst aus Russland weg. Der Makler der Reichen ist dort seit 2008 vertreten, will aber dort keine Geschäfte mehr machen. Jetzt laufen Verhandlungen darum, wie ein Rückzug aussehen könnte, teilt das Unternehmen t-online mit.

Wer in Russland viel Geld hat und ein Haus sucht, in dem er auch seine lebenden Krokodile unterbringen könnte, wendet sich gerne mal an Alexander Belyaev und seine Mitarbeiter. Tatsächlich hatte der geschäftsführende Gesellschafter von Engel & Völkers St. Petersburg mal diesen Kundenwunsch, berichtete er 2018.

Riesenwohnung in nobelster Lage

In die Öffentlichkeit geraten ist Belyaevs Unternehmen in der vergangenen Woche aber mit einer anderen Klientin: Svetlana Krivonogikh, eine Mittvierzigerin aus dem engsten Umfeld von Wladimir Putin. Die BBC enthüllte, dass sie über Engel & Völkers die exklusivste Wohnung an einer der exklusivsten Adressen vermieten wollte: 450 Quadratmeter auf vier Etagen mit ziemlich geschmacklos zusammengestelltem Protz und Prunk auf einer der Kamenny Inseln, "im privatesten Komplex von St. Petersburg", wie die BBC schrieb. Für Sicherheitspersonal gibt es einen eigenen Raum. Monatsmiete: gut 8.000 Euro.

In dem Gebäude haben etliche Personen aus dem Umfeld Putins eine der 21 Wohnungen erworben. Krivonogikh kaufte sich 2004 ein – kurz nachdem sie ein Mädchen zur Welt gebracht hatte, das Putin erstaunlich ähnlich sieht, wie es in Russland heißt. Aktuell soll Putin eine Verbindung mit Alina Kabajewa pflegen, die in der Schweiz ein Luxusleben führt.

Errichtet hatte den Bau der BBC zufolge ein Unternehmen, das mit der Bank Rossiya verbunden ist – eine Privatbank und laut US-Behörden das Institut des inneren Zirkels des russischen Präsidenten. Drei Prozent der Anteile gehören Krivonogikh, enthüllte im vergangenen Jahr eine russische Organisation.

Plötzlicher Reichtum für die Reinigungskraft

Das ist erstaunlich für eine Frau, die einem Bericht zufolge in einem Haus aufgewachsen ist, in dem sich fünf Familien Küche, Toilette und Badezimmer teilten, und die beruflich Reinigungskraft war. Es ist weniger erstaunlich, wenn man weiß, dass auch Sergej Roldugin, ein Cellist und Taufpate von Putins erster Tochter Maria, einen größeren Anteil erhielt.

Engel & Völkers in Hamburg wollten mit der Transaktion offiziell zunächst nichts zu tun haben: Auf Fragen der BBC teilte das Unternehmen mit, man kommentiere nicht, wenn es um Informationen zu Kunden gehe. Zu t-online sagte das Makler-Imperium dann: "Die Immobilie wird seit Mittwoch nicht mehr von uns vermarktet." Tatsächlich ist sie von der Webseite verschwunden.

In der Vergangenheit hatte sich Engel & Völkers bei problematischen Geschäften auch darauf zurückgezogen, dass diese von rechtlich und wirtschaftlich selbständigen Unternehmen getätigt worden seien. Das Immobilienunternehmen arbeitet im Franchisesystem, viele der Makler zahlen eine Gebühr dafür, den Namen und das Netzwerk nutzen zu dürfen.

Verhandlungen über Vertragsauflösung

Allerdings: Kann es sich der Premium-Makler im Mehrheitsbesitz der britischen Beteiligungsgesellschaft Permira leisten, weiter mit seiner klangvollen Marke als Dienstleister der russischen Elite wahrgenommen zu werden? Offenbar nicht: Der Lizenzvertrag mit dem russischen Partner Alexander Belyaev soll aufgelöst werden, man sei deshalb in Verhandlungen. Das Unternehmen teilte t-online am Montag weiter mit, man habe mit Kriegsbeginn den vollständigen Rückzug aus dem russischen Markt beschlossen.

Allerdings las sich das am 9. März, gut zwei Wochen nach Beginn des russischen Angriffskriegs, noch nicht so eindeutig. Dem "Abendblatt" erklärte Engel & Völkers da, man habe sämtliche in Russland gelegenen Immobilien von der Webseite genommen und vermittele keine Immobilien an Personen, die auf den Sanktionslisten stehen. Weitere Schritte würden geprüft, hieß es da. Andere große Franchiseunternehmen wie McDonald's (850 Filialen) oder Starbucks (150) hatten da schon die Schließung der Niederlassungen verkündet (Lesen Sie hier, welche anderen Unternehmen sich aus Russland zurückgezogen haben).

Vermögende Russen waren in der Vergangenheit eine attraktive Zielgruppe für Luxusimmobilien. 2008 wurde die Engel & Völkers Russia GmbH gegründet, die Lizenzen an Dritte zur Vermittlung von Immobilien insbesondere im Gebiet der Russischen Föderation vergeben soll. Plan damals: etwa 20 Lizenznehmer in den Metropolen Sankt Petersburg und Moskau zu finden, dann das Netzwerk auf andere russische Ballungsräume auszuweiten. Jetzt dürfte die Chefetage bei Engel & Völkers froh sein, dass die hochtrabenden Pläne sich nicht so erfüllt haben: "Engel & Völkers hat [in Russland] lediglich einen Franchisenehmer, der in St. Petersburg drei Standorte betreibt."

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