Gesetzliche Rente Stärkste Rentenerhöhung seit Jahren
Die rund 20 Millionen Ruheständler können sich im kommenden Jahr auf eine überraschend deutliche Rentenerhöhung einstellen: Im Westen voraussichtlich um 2,3 Prozent, im Osten um 3,2 Prozent. Dies kündigte der Präsident der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund, Herbert Rische, in Würzburg aufgrund von neuen Finanzschätzungen laut Redemanuskript an. Rische bezog sich dabei auf Berechnungen der Fachleute im sogenannten Schätzerkreis.
Rentenbeiträge sinken gleichzeitig
Zugleich stellte er eine Senkung des Rentenbeitragssatzes von derzeit 19,9 auf 19,6 Prozent Anfang 2012 in Aussicht. Damit profitieren die Beschäftigten und ihre Arbeitgeber von den zuletzt deutlichen Einnahmeüberschüssen der Rentenkassen. Nach dem Gesetz muss der Beitragssatz gesenkt werden, wenn die Rücklagen das Anderthalbfache einer Monatsausgabe übersteigen. Dies zeichnet sich für 2012 ab.
Endgültige Rentenanpassung steht erst zum Juli fest
Während die Beitragssatzermäßigung praktisch unter Dach und Fach ist, steht die Rentenanpassung zum 1. Juli 2012 erst im kommenden Monat endgültig fest. Erst dann liegen alle für die Berechnung erforderlichen Wirtschaftsdaten vor.
Einnahmen über den Ausgaben
Vorab sieht's recht gut aus. Der DRV-Präsident äußerte sich erleichtert darüber, dass die Rentenversicherung gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen sei. Insgesamt werde das Beitragsaufkommen für das laufende Jahr auf 188,7 Milliarden Euro geschätzt, was einem Plus gegenüber 2010 von 2,3 Prozent entspreche. Insgesamt lägen die Einnahmen voraussichtlich bei 249,1 Milliarden Euro, die Ausgaben bei 244,7 Milliarden Euro.
Der Überschuss in Höhe von 4,4 Milliarden Euro fließt in die Rücklage und bildet die Grundlage für die wahrscheinliche Senkung des Beitragssatzes. Die genaue Höhe des Satzes wird Mitte November vom Bundeskabinett per Verordnung beschlossen.
Mit Beitragssenkungen gegen Altersarmut?
Skeptisch zeigte sich Rische hinsichtlich eines Vorschlags des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die Mittel aus der Senkung des Beitragssatzes zur Bekämpfung von Altersarmut einzusetzen. Dies müsse mit Steuergeldern gewährleistet werden, nicht mit Beitragsmitteln. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des DGB hatten sich 79 Prozent der Befragten für unveränderte Rentenbeiträge ausgesprochen, wenn die Überschüsse zur Bekämpfung der Altersarmut verwendet würden.
2011 hatten sich die Rentner mit einer bescheidenen Erhöhung von einem Prozent zufriedengeben müssen. 2010 hatte es als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise noch eine Renten-Nullrunde gegeben. Im Jahr davor stiegen die Altersbezüge um rekordverdächtige 2,41 im Westen bzw. 3,38 Prozent im Osten. Die Renten orientieren sich jeweils an der Lohnentwicklung des Vorjahres.