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Corona-Krise: Diese Produkte aus dem Supermarkt könnten teurer werden


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Steigende Rohstoffpreise
Hersteller alarmiert: Diese Produkte könnten jetzt teurer werden


Aktualisiert am 16.05.2021Lesedauer: 5 Min.
Ein Mann steht an der Tiefkühltheke eines Supermarkts: Die Preise für Produkte wie Fertigpizza könnten bald steigen.Vergrößern des Bildes
Ein Mann steht an der Tiefkühltheke eines Supermarkts: Die Preise für Produkte wie Fertigpizza könnten bald steigen. (Quelle: Martin Wagner/imago-images-bilder)
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Teurer Einkauf:

Beim Blick ins Supermarktregal dürften sich viele Kunden bald wundern: Denn verarbeitete Lebensmittel wie Brot, Kuchen, Kekse, Tortilla-Chips oder auch Fertigpizza könnten bald teurer sein. Hintergrund sind die steigenden Preise für Grundprodukte wie Weizen, Raps, Mais und Zucker in den vergangenen Monaten der Krise.

Gerade die Großindustrien planen lange im Voraus und teils mit großen Margen, starke Preisverschiebungen auf dem Markt zeigen sich – wenn überhaupt – also nur mit einer deutlichen Verzögerung. Doch langsam werden die Großproduzenten hellhörig. "Vereinzelt sind schon Lieferanten an uns herangetreten und haben 'vorgewarnt', dass Sie aufgrund der hohen Rohstoffpreise die bisherigen Einkaufspreise erhöhen müssen", sagt etwa Patrick Schöwe, Pressesprecher bei Tiefkühl-Heimservice Eismann, auf Anfrage von t-online.

Nicht verwunderlich, denn die Preissteigerungen sind enorm: Laut Daten der Börse Frankfurt hat sich der Weizenpreis im vergangenen Jahr um 45 Prozent erhöht und war im April so teuer wie zuletzt vor acht Jahren. Kostete eine Tonne Weizen im Mai 2020 noch 185 Euro, waren es Ende April 2021 schon 251 Euro.

"Produzenten werden geringe Margen weiterreichen"

Noch höher stieg der Preis für Zucker: Innerhalb eines Jahres verteuerte er sich um 77 Prozent. Sojabohnen sind gar doppelt so teuer wie vor einem Jahr und beim Mais müssen die Einkäufer 113 Prozent mehr bezahlen als im Mai 2020.

Kann das spurlos an den Verbrauchern vorüberziehen? Wohl eher nicht. "Die Produzentenpreise sind in den vergangenen Monaten sehr gestiegen, da sie stark von den Vorprodukten abhängen. Die Produzenten werden nun versuchen, die geringe Marge an die Verbraucher weiterzureichen", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank.

Das bestätigt auch die Branche selbst. "In manchen Bereichen ist absehbar, dass es zu Erhöhungen kommt", sagt Peter Feller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) im Gespräch mit t-online. "Es wäre schön, wenn dann nicht Verbraucherschützer als erstes Mogelpackung rufen, sondern wenn die Verbraucher auch Verständnis dafür aufbringen", ergänzt er.

Patrick Schöwe von Eismann glaubt dagegen nicht an Preiserhöhungen – vorerst: "Für 2021 haben wir bereits geplant und können eine Preiserhöhung für den Endverbraucher ausschließen", sagt er. Gleichzeitigt fügt er hinzu: "Wie es in den kommenden Jahren aussieht, hängt aber natürlich von der Preisentwicklung bei den Rohstoffen ab."

Hersteller sprechen nur hinter vorgehaltener Hand

Damit ist Eismann eines der wenigen Unternehmen, die wenigstens im Ansatz über die Rohstoff-Inflation sprechen. Viele andere Großkonzerne wollen sich öffentlich nicht dazu äußern. Zu groß ist die Sorge, Kunden oder große Supermarktketten zu verprellen. Der Kekshersteller Bahlsen etwa wollte auf Anfrage von t-online keine Informationen zur möglichen Preisentwicklung geben, der Süßwarenhersteller Ferrero ließ eine Anfrage gänzlich unbeantwortet.

Hinter vorgehaltener Hand geben einige Großhersteller aber sehr wohl zu erkennen, dass die aktuelle Lage zu Spannungen führe. "Solche Preisanstiege bereiten uns immer Sorgen", heißt es seitens eines großen deutschen Lebensmittelherstellers im Gespräch mit t-online.

Denn ganz so frei seien selbst die großen Betriebe in ihrer Preisgestaltung nicht: "Der Handel übt auf uns Produzenten einen riesigen Druck aus." Gemeint sind damit vor allem große Supermarktketten wie Rewe, Edeka, Lidl oder Aldi, die immer wieder in der Kritik stehen, ihre Marktmacht bei den Verhandlungen zu nutzen, um die besten Bedingungen zu erzielen.

Das Problem kennt auch die BVE. "Die Preisverhandlungen zwischen Ernährungsindustrie und Handel werden häufig hart und intensiv geführt. Aber sie müssen fair sein, den Herstellern ein Auskommen ermöglichen und Planungssicherheit geben", fordert Feller.

Auch Fleischpreise könnten steigen

Dabei gilt: Ein Großteil der Produkte, die in den Supermarktregalen um unsere Aufmerksamkeit buhlen, sind direkt oder indirekt von den Agrarpreisen abhängig: Mehl, Pflanzenöl, Brot, Cracker oder Kuchen bis hin zur Fertigpizza. Wenn die Preise langfristig auf diesem hohen Niveau bleiben, muss das Konsequenzen haben. "Die Hersteller, die Händler oder die Verbraucher: Einer wird die höheren Kosten tragen müssen – oder alle drei", heißt es von einem bekannten Hersteller.

Und das könnte nicht nur die klassischen Weizen- und Zuckerprodukte oder den Mais aus der Dose betreffen. Die hohen Agrarproduktpreise könnten bald sogar die Kosten für Fleisch in die Höhe treiben.

Denn Weizen und Soja sind auch beliebte Futterstoffe – was die Preise weiter antreibe, erklärt Rohstoffexperte Weinberg: "China spielt hier eine wichtige Rolle." Denn der steigende Wohlstand führe auch zu einer veränderten Ernährung und immer höheren Importquoten im Reich der Mitte. "80 Prozent des Bedarfs an Sojabohnen importiert China, ähnlich hoch ist die Quote bei Mais."

Chinas Hunger auf Fleisch treibt die Preise

Die aufsteigende Mittelklasse will mehr Fleisch in der Ernährung – und die Viehzucht braucht im Gegenzug immer mehr Soja, Mais und Weizen. Konnte China hier laut Experte Weinberg bis in die letzten Jahre sogar einen Weizenüberschuss exportieren, sind sie nun bei diesem Rohstoff auf Importe angewiesen und treiben so den Preis in die Höhe. Der schwache Dollar hat den Einkauf im vergangenen Jahr für Importeure zudem besonders günstig gemacht – diese haben dann womöglich mehr geordert als bei einem starken Dollarkurs.

Doch nicht nur der steigende Wohlstand in China hat Mais und Weizen auf das höchste Preisniveau seit fast zehn Jahren getrieben – auch die Corona-Krise hat hier ihren Anteil. Denn viele Investoren haben ihr Geld nicht nur in Aktien oder Immobilien angelegt, um es so vor der Inflation durch die lockere Geldpolitik der Zentralbanken zu schützen. Auch Rohstoffe seien laut Weinberg ein beliebtes Anlageobjekt.

In Deutschland spüren das vor allem Großindustrielle. Ihre Gewinnmargen sinken, sie verdienen weniger Geld. Hunger leiden muss jedoch hierzulande wohl niemand, wenn das Brot im Regal um ein paar Cent teurer wird.

Arme Länder spüren die Preisanstiege deutlicher

Doch in anderen Ländern sind die Lebensmittelpreise deutlich stärker an die Kosten für Vorprodukte wie Weizen oder Mais gebunden, sagt Weinberg. Das bedeutet: Steigende Rohstoffpreise verschärfen auch den Welthunger in Entwicklungs- und Schwellenländern. "Hier geben die Bürger teilweise bis zu einem Drittel ihres Einkommens für Lebensmittel aus und Inflationen schlagen teilweise zweistellig zu."

Das kann weltweite Folgen haben: 2012/2013 – als der Weizenpreis zuletzt ähnliche Höhen erreicht hatte wie dieses Jahr – trieb der Hunger viele Menschen auf die Straße. Eine der Folgen war damals der arabische Frühling.

Diese Gefahr sieht Weinberg aktuell nicht. "Die Gehälter sind seit dieser Zeit ebenfalls stark gestiegen, die Belastung ist daher in diesen Ländern nicht vergleichbar mit den Jahren 2012 und 2013", sagt er. Im Zusammenhang mit einer politischen Instabilität und den Corona-Maßnahmen könnten aber anhaltend steigende Preise bei den Grundnahrungsmitteln als Katalysator wirken – und damit neue Proteste entfachen.

Investoren spekulierten in der Krise auf steigende Lebensmittelpreise

Marita Wiggerthale von der Entwicklungsorganisation Oxfam ergänzt, dass auch die Lagerbestände an Weizen aktuell noch deutlich höher als 2012/2013 sind und die Lage daher noch nicht so angespannt wie vor 8 Jahren ist.

Sie sieht bei den steigenden Rohstoffpreisen auch einen Zusammenhang mit Investoren und Spekulanten. "Finanzspekulanten spielen mit dem Essen, um Profite zu machen. Ihr Anteil am Handel mit Weizen-Futures steigt seit Anfang März", sagt Wiggerthale. Sie verweist darauf, wie sich große Lebensmittelkonzerne wie Nestlé mit Futures (mehr dazu hier) gegen Preissteigerungen absichern könnten – arme Menschen könnten dagegen nur hungern.

Rohstoffanalyst Weinberg weist diese Kritik ab: "Wir blicken aktuell einer Inflation von 3 Prozent entgegen. Das ist ein enormer Verlust und höher als die aktuell viel diskutierte Vermögenssteuer." Wenn sich Anleger gegen diesen Wertverlust mit Rohstoff-Investitionen absichern, seien vielmehr die Zentralbanken mit ihrer lockeren Geldpolitik in die Verantwortung zu nehmen, findet Weinberg.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Telefonat mit Eugen Weinberg
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