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Trump löst Handelskrieg mit EU aus: Zölle auf Stahl und Aluminium


Trumps Zölle auf Stahl und Aluminium
"Wir sind mit dem blauen Auge davongekommen"


Aktualisiert am 11.02.2025 - 18:59 UhrLesedauer: 5 Min.
«Schöne» Zölle: Was Trumps Pläne für Deutschland bedeutenVergrößern des Bildes
Donald Trump: Der US-Präsident hat seine Drohungen wahr gemacht. (Archivbild) (Quelle: Alex Brandon/AP/dpa/dpa-bilder)
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Donald Trump hat einen Schritt aus seiner ersten Amtszeit wiederholt. Die Folgen seiner Zölle dürften auf beiden Seiten des Atlantiks schmerzhaft werden.

US-Präsident Donald Trump hat Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in die Vereinigten Staaten auf den Weg gebracht. Der Republikaner unterzeichnete dazu zwei Anordnungen im Weißen Haus und sagte, die Zölle sollten für Einfuhren aus allen Staaten gelten. Diverse Ausnahmeregeln würden demnach ab dem 12. März nicht mehr gelten. Betroffene Unternehmen in Deutschland befürchten dadurch massive Auswirkungen auf ihr Geschäft.

Schon in seiner ersten Amtszeit (2017-2021) hatte Donald Trump Zölle auf die beiden Werkstoffe verhängt. Dies führte zu einem Zollkonflikt mit der Europäischen Union, die Gegenmaßnahmen für US-Produkte verhängte. Während Trumps Amtszeit kam es zu keiner Einigung, der Zollstreit blieb ungelöst. Erst unter Trumps Nachfolger Joe Biden wurde ein Kompromiss gefunden, der Teile der Trump-Zölle durch eine quotenbasierte Kontingentlösung ersetzte.

Eine Flut an Drohungen

Seitdem Trump wieder im Amt ist, hat er beinahe täglich neue Zölle angekündigt. Obwohl viele Experten sie für kontraproduktiv halten, beschreibt Trump Zölle regelmäßig als eine Art wirtschaftspolitisches Wundermittel. Nach der Ankündigung hat er nun direkt weitere Zölle in Aussicht gestellt, etwa auf Autos, Computer-Chips und Medikamente. "Das wird großartig für unser Land", kündigte Trump am Montag an – dadurch werde Amerika wieder reich.

Trump will seine früheren 25-Prozent-Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte wieder in Kraft und zudem bestehende Ausnahmen und Schlupflöcher beseitigen. Betroffen von den neuen Zöllen sind bislang von Ausnahmen profitierenden Länder Australien, Brasilien, Kanada, Japan, Mexiko und Südkorea, sowie insbesondere die Europäische Union und Deutschland. Die Zölle sollen laut Angaben des Weißen Hauses am 12. März 2025 um 00:01 Uhr Ortszeit in Kraft treten. Trumps neue Zölle gelten derweil auch für weiterverarbeitete Stahlprodukte, um Umgehungen zu verhindern.

Die EU kündigt bereits eine Gegenreaktion an. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte: "Unrechtmäßige Zölle zulasten der EU werden nicht unbeantwortet bleiben – sie werden entschiedene und verhältnismäßige Gegenmaßnahmen nach sich ziehen." Als wahrscheinlich gilt, dass die EU Gegenzölle auf US-Produkte wie Erdnussbutter, Motorräder und Whiskey erheben wird, die insbesondere Unternehmen in republikanischen Staaten treffen. Diese Maßnahmen, mit denen die EU bereits in der ersten Amtszeit reagierte, sind derzeit nur ausgesetzt. Mehr zu der Strategie lesen Sie hier.

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Der symbolische Sektor

Doch warum verhängt Trump erneut Zölle auf Stahl und Aluminium? Dr. Samina Sultan, Senior Economist für europäische Wirtschaftspolitik und Außenhandel am Institut der Deutschen Wirtschaft, führt das vor allem auf einen oberflächlichen Grund zurück: "Das ist einfach ein symbolisch aufgeladener Sektor", erklärt sie t-online. Insbesondere Stahl würde exemplarisch für den Teil der US-Industrie stehen, der sich in der Krise befindet und Arbeitsplätze abbaut.

Diese Industrie will Trump nun stärken. Doch ob das mit den Zöllen gelingen kann, ist unklar. So hätten die Abgaben in seiner ersten Amtszeit nicht dazu geführt, dass die Stahlindustrie neue Arbeitsplätze schaffen konnte, gibt Sultan zu Bedenken. Zudem hat sich auch nichts am Handelsdefizit geändert: Die USA importieren knapp 18 Millionen Tonnen mehr Stahl, als sie exportieren. Dafür stehen der neuen Regierung jetzt Zolleinnahmen in Milliardenhöhe ins Haus.

Strafzölle zur Unzeit

Deutschland ist der größte Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Die USA beziehen ihren Stahl nach jüngsten Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in den Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Die Stahl- und Aluminiumindustrie in Deutschland zeigt sich von der Aussicht auf Zölle sehr besorgt. Auf Anfrage von t-online betonen die Wirtschaftsvereinigung Stahl sowie der Verband Aluminium Deutschland, dass sich die Industrie ohnehin schon in einer konjunkturell schwierigen Lage befinden würde. Gunnar Groebler, der Präsident des Stahlverbands, erklärte, die Strafzölle würden Deutschland und die EU "in mehrfacher Hinsicht – und zur Unzeit" treffen.

Denn die USA seien der wichtigste Absatzmarkt für die europäische Stahlindustrie. "Allein aus Deutschland wird jedes Jahr rund eine Million Tonnen meist Spezialstähle in die USA exportiert", so Groebler. Der wirtschaftspolitische Verband der Stahlindustrie befürchtet durch die Zölle massive Umsatzeinbußen. Als Trump im Jahr 2018 Zölle verhängte, hätten sich die EU-Exporte Richtung USA halbiert, teilte der Verband mit.

Besonders kritisch sieht die Branche die drohenden Umleitungseffekte: Länder, die bisher in die USA exportiert haben, könnten sich nun verstärkt auf den offenen EU-Markt konzentrieren. Das könnte den Importdruck auf Europa weiter erhöhen – insbesondere durch Überkapazitäten aus China. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl fordert daher eine rasche Anpassung der europäischen Schutzmaßnahmen – also Zölle –, um die heimische Industrie vor Billigimporten zu schützen.

Keine Kompetenzen in den Staaten

Der Verband der Aluminiumwirtschaft erklärt auf Anfrage von t-online, dass aus Deutschland im Jahr 2023 51.000 Tonnen Aluminiumprodukte in die USA exportiert wurden. Gemessen am Produktionsvolumen sei der US-Anteil nur im unteren einstelligen Prozentbereich. Bei den Produkten würde es sich um spezielle Anwendungen wie Aluminium-Zwischenprodukte oder Aluminiumfolie handeln, für die in den USA selbst kaum oder gar keine Kompetenzen und Kapazitäten vorhanden sind, so der Verband.

Deshalb sei der Verband in großer Sorge über die Lieferbeziehungen der deutschen Unternehmen in die Vereinigten Staaten. Diese würden "auf eine harte Probe gestellt", teilt der Verband mit. Denn die US-Unternehmen hätten wohl gar keine Wahl, als den Zollsatz zu entrichten und dafür den Preis für ihre Erzeugnisse zu erhöhen. Es sei unklar, wie die US-Kunden mit dieser Entwicklung umgehen würden.

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"Das wäre viel teurer"

Samina Sultan relativiert die Sorgen der Industrie etwas. Es sei zwar eine zusätzliche Belastung für eine bereits angeschlagene Industrie, doch das Problem falle nicht so groß aus. Insgesamt würden nur vier Prozent der deutschen Stahl- und Aluminiumexporte in die USA gehen, sagt sie. "Es ist ein wichtiger Markt, aber er ist nicht ganz so entscheidend." Denn die deutschen Unternehmen würden hauptsächlich für den eigenen sowie den europäischen Markt produzieren.

Die Expertin stellt fest, dass die beschlossenen Zölle deshalb nicht so gravierend seien. "Wenn es dabei bleibt, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen", sagt Sultan. Doch sie warnt vor den Folgen eines großangelegten Handelskrieges, sollte Trump wie angekündigt generell 10 bis 20 Prozent auf alle Importe verhängen. "Das wäre viel teurer und für beide Seiten sehr schädlich", sagt sie. Wie teuer es werden könnte, lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und afp

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