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Trump: Neueste Zoll-Drohung des US-Präsidenten gefährdet Deutschland


Trumps Zollpläne
Fast beiläufig lässt er die Bombe platzen


10.02.2025Lesedauer: 5 Min.
Donald Trump im Wahlkampf 2024: Unterstützung von amerikanischen Stahlarbeitern.Vergrößern des Bildes
Donald Trump im Wahlkampf 2024: Er erfuhr Unterstützung von amerikanischen Stahlarbeitern. (Quelle: Elizabeth Frantz)
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Donald Trump kündigt massive Strafzölle gegen Stahl- und Aluminiumimporte an und setzt damit Europa und besonders Deutschland unter Druck. Droht ein globaler Wirtschaftskrieg?

Bastian Brauns berichtet aus Washington

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Eher selten lädt Donald Trump die mitreisenden Reporter an Bord der Präsidentenmaschine Air Force One während des Fluges in sein Büro. Als er am Sonntag allerdings über den Golf von Mexiko auf dem Weg zum Super Bowl flog, dem Endspiel der Football-Saison in New Orleans, machte Trump eine Ausnahme. Er lud die Journalisten zu sich ein, zeigte aus dem Fenster auf das Meer unter sich und erklärte, dies sei der "Golf von Amerika."

Dann unterzeichnete er eine Erklärung, demzufolge fortan am 9. Februar der "Tag des Golfs von Amerika" gefeiert werden solle. Denn an diesem Tag habe er das umbenannte Gebiet zum ersten Mal per Überflug besucht. "Ich fordere öffentliche Amtsträger und alle Menschen der Vereinigten Staaten auf, diesen Tag mit entsprechenden Programmen, Zeremonien und Aktivitäten zu begehen", so Trump.

Dann ließ Trump in typischer Weise fast beiläufig eine Bombe platzen, welche die globalen Märkte sofort in Aufruhr versetzte. "Ich werde am Montag Stahlzölle ankündigen", sagte er so beiläufig, als wäre das weltweite Verhängen von Handelsbeschränkungen in Milliardenhöhe nicht bedeutsamer als das Bestellen einer Cola light. "Jeder Stahl, der in die Vereinigten Staaten kommt, wird mit einem 25-prozentigen Zoll belegt. Aluminium ebenfalls. … Fünfundzwanzig Prozent", sagte Trump. Treffen dazu würden am Montag stattfinden.

Mit dieser Bemerkung leitet Trump erneut globale wirtschaftliche Turbulenzen und Unsicherheiten ein, insbesondere für Europa – und ganz besonders für Deutschland, einen der größten Stahlexporteure in die Vereinigten Staaten. Ausgerechnet in der Woche, in der sein Vize-Präsident J. D. Vance zum Gipfel für Künstliche Intelligenz nach Paris gereist ist und dort auch die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen treffen soll. Ausgerechnet in der Woche, in der J. D. Vance anschließend gemeinsam mit Trumps Ukraine-Sonderbeauftragten Keith Kellogg und einer Delegation von US-Senatoren und Kongressabgeordneten zur Münchner Sicherheitskonferenz fliegen wird.

Beginnt nun der bereits befürchtete Handelskrieg der USA mit Europa? Und was würde dieser für Deutschland bedeuten?

Was die Zölle für Deutschland bedeuten würden

Deutschland ist so etwas wie die industrielle Export-Machtzentrale der Europäischen Union und wird darum von Trumps angekündigten Zöllen besonders stark betroffen sein. Laut der sogenannten COMTRADE-Datenbank der Vereinten Nationen zum internationalen Handel beliefen sich die Importe der Vereinigten Staaten aus Deutschland im Jahr 2024 auf insgesamt 163,39 Milliarden US-Dollar.

Im Jahr 2024 importierten die USA aus Deutschland Eisen- und Stahlwaren im Wert von 2,68 Milliarden US-Dollar, Rohstahl im Wert von 1,54 Milliarden US-Dollar und Aluminium im Wert von 614 Millionen US-Dollar. Das macht Deutschland zum größten europäischen Exporteur in die USA. Aber auch andere EU-Staaten wären betroffen, darunter besonders die Niederlande, Schweden und Italien.

Bei der Fernsehdebatte gegen Friedrich Merz (CDU) gab Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schon bevor Trumps Ankündigung bekannt wurde, eine klare Warnung ab: "Wir können innerhalb einer Stunde als Europäische Union handeln." Seine Aussage sollte offenkundig als deutlicher Hinweis an Trump verstanden werden, dass die EU im Zweifel schnell und entschieden Gegenmaßnahmen ergreifen würde. Ob das gelingt, muss sich wahrscheinlich jetzt zeigen. Handelsfragen und damit auch die möglichen Gegenmaßnahmen liegen im Hoheitsbereich der EU, weshalb diese und auch eine künftige Bundesregierung auf eine einheitliche Position der übrigen Staats- und Regierungschefs angewiesen sein wird.

Eine Wiederholung des vergangenen Handelsstreits von 2018

Trumps jüngster Schritt erinnert an seine Zölle auf Stahl und Aluminium in seiner ersten Amtszeit. Schon damals führten diese zu massiven Vergeltungszöllen seitens der EU. Die wirtschaftlichen Folgen waren erheblich. Europäische Stahlhersteller erlitten bereits damals deutliche Umsatzeinbußen, während US-Industrien, die auf importierte Metalle angewiesen waren – darunter Bauwesen und Automobilindustrie –, mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen hatten. Die EU reagierte damals mit Vergeltungszöllen auf amerikanischen Whiskey, Harley-Davidson-Motorräder und Jeans.

In Deutschland waren die Auswirkungen von Trumps früheren Zöllen besonders in der Automobilbranche spürbar, weil die Konzerne vielfach auch in den USA produzieren und stark von Stahlimporten abhängig sind. Deutsche Automobilhersteller wie Volkswagen und BMW sahen sich in der Folge höheren Produktionskosten ausgesetzt. Das Problem ist dabei immer: Entweder die Firmen nehmen Verluste oder Gewinneinbußen in Kauf – oder sie geben die höheren Preise an die Verbraucher weiter, was schließlich zur gleichen Konsequenz führen kann. Klar ist: "Made in Germany" ist 2025 so sehr in Gefahr wie lange nicht.

Auswirkungen auf die US-Industrie

Doch auch für die US-Wirtschaft sind die angedrohten Zölle gefährlich. Die langfristigen Auswirkungen von Importbeschränkungen für Stahl sind gut dokumentiert. So ergab schon im Jahr 1985 ein umfassender Bericht der US International Trade Commission (USITC), dass gerade die amerikanischen stahlverbrauchenden Industrien – also das Bauwesen, der Maschinenbau und die Automobilproduktion – aufgrund höherer Materialkosten erhebliche Einbußen erleiden könnten.

Das Handelsdefizit der USA bei Stahlprodukten besteht schon lange. Die politischen Bemühungen, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren, sind groß, doch dabei handelt es sich um einen langwierigen Prozess. So sind die US-Importe zwischen 2015 und 2023 immerhin um 27,8 Prozent zurückgegangen. Gerade unter dem vorigen US-Präsidenten Joe Biden gab es noch einmal einen deutlichen Rückgang, und zwar ganz ohne globale Strafzölle. Im Jahr 2023 betrug das US-Handelsdefizit bei Stahl 17,4 Millionen Tonnen, was einem Rückgang von 15,0 Prozent gegenüber 20,4 Millionen Tonnen im Jahr 2022 entspricht. Aber noch immer ist die US-Wirtschaft auf die Importe angewiesen und wird daher entsprechend stark getroffen, wenn sich diese nun derart verteuern.

Trumps Ansatz, den er auch im Präsidentschaftswahlkampf immer wieder betont hat: Er will mit aller Gewalt die heimische Stahlproduktion ankurbeln. Darum sprach er sich auch vehement gegen eine Übernahme von US-Produktionsstätten durch die japanische Firma Nippon Steel aus. Ob der Präsident allerdings sein Ziel damit erreicht, dass er Investitionen verhindert, ist unklar.

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Globaler Handel aus dem Gleichgewicht

Die Reaktionen auf Trumps weitere Zolldrohungen dürften auch über Europa hinaus heftig ausfallen. China, ebenfalls ein Stahlexporteur, hatte bereits vergangene Woche als Vergeltung für die bereits von Trump verhängten Zölle eine 15-prozentige Abgabe auf US-Energieimporte und eine 10-prozentige Abgabe auf amerikanische Öl- und Agrarprodukte verhängt. Peking dürfte im nächsten Schritt weiter eskalieren.

Gleichzeitig setzen sich Kanada und Mexiko – die beiden größten Stahllieferanten der USA – intensiv dafür ein, von den neuen Zöllen ausgenommen zu werden. Beide Regierungen hatten bei Trump einen Aufschub von 30 Tagen erwirkt, als er zuletzt allgemeine Zölle auf alle Waren aus diesen Staaten verhängen wollte. Inwiefern Trump die Stahlzölle nun getrennt betrachtet, ist unklar.

Klar ist aber schon jetzt: Trumps Entscheidung, weitreichende Zölle auf Stahl und Aluminium zu verhängen, wird auf beiden Seiten des Atlantiks und auch weltweit tiefgreifende wirtschaftliche Konsequenzen nach sich ziehen. Das Weltwirtschaftswachstum könnte nach der Covid-19-Pandemie und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit einem globalen Handelskrieg den dritten Bremser in Folge erleiden.

Während die Welt am Montag auf die offizielle Ankündigung aus dem Weißen Haus wartete, war eines klar: Dies ist erst der Anfang eines weiteren turbulenten Kapitels im globalen Handel.

Verwendete Quellen

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