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FTI-Insolvenz: Tui und Co. locken mit Sparangeboten


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Reisekonzerne schlagen Profit aus FTI-Pleite


04.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Europas drittgrößter Reisekonzern FTI hat beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt.Vergrößern des Bildes
Europas drittgrößter Reisekonzern FTI hat beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag gestellt. (Quelle: Sven Hoppe/dpa, Imago/t-online)

Europas drittgrößter Reisekonzern ist pleite, darunter leiden auch Reisende, die ihren Urlaub gebucht hatten. Andere Anbieter reagieren schnell – und schlagen jetzt Profit aus der FTI-Insolvenz.

Der Reiseanbieter FTI hat am Montag Insolvenz angemeldet, und das spüren auch seine Kundinnen und Kunden mit sofortiger Wirkung. "Leider sind wir gesetzlich gezwungen, alle gebuchten Leistungen zu stornieren", teilt FTI auf der Internetseite mit (mehr dazu lesen Sie hier). Für all jene, die schon unterwegs in den Urlaub sind, werden Lösungen gesucht, wie die Reise entweder fortgesetzt werden kann – oder aber es wird ein Flieger zurück in die Heimat organisiert. Aktuell befinden sich etwa 65.000 Menschen mit FTI auf Reisen.

Für viele Kundinnen und Kunden bedeutet das: Der bald anstehende Urlaub ist geplatzt, die Enttäuschung groß. Und genau in diese Kerbe schlägt nun die Konkurrenz – etwa der Reisekonzern Tui.

Stefan Baumert, Deutschland-Geschäftsführer von Tui, sagte laut einer Mitteilung: "Wir wissen, wie wichtig die Vorfreude auf den Sommerurlaub ist, und gerade deshalb wollen wir den FTI-Gästen ein sehr gutes Angebot machen." Tui sei "vielversprechend in den Sommer gestartet" und werde in den nächsten Tagen "zusätzliche attraktive Angebote mit den Hoteliers in den Zielgebieten zusammenstellen".

Tui bietet Preisnachlass an

Für FTI-Urlauber entfällt bei Tui etwa bei allen Buchungen bis zum 30. Juni und für Reisen bis zum 31. Oktober die Anzahlung. Zusätzlich gibt es einen Aktionscode, mit dem die Urlauberinnen und Urlauber mehrere Hundert Euro sparen können.

Dass Tui von der Insolvenz des Konkurrenten profitiert, zeigte sich beinahe sofort. Schon am Montagabend stieg die Aktie um rund 7,3 Prozent. Aber nicht nur Tui wird wohl Gewinne daraus schlagen können. Tourismusexperte Torsten Kirstges sagt: "Die Leute werden trotz der FTI-Insolvenz reisen, und der Milliardenkuchen wird unter den anderen Veranstaltern aufgeteilt." Zumal die Aussicht für die Reisebranche trotz gestiegener Preise und aktueller Krisen gut ist. Die verbleibenden Konzerne könnten sich nach Einschätzung von Kirstges spätestens im kommenden Jahr von den Corona-Turbulenzen erholen.

FTI habe zuletzt an Vertrauen in der Branche verloren, unter anderem wegen der sehr schwachen Bilanz 2022, so Kirstges. "FTI war eher preisaggressiv und hat relativ wenig verdient pro Reise bei einer vergleichsweise schwachen Eigenkapitalausstattung."

Vor allem die Reiseverbote in der Corona-Pandemie hätten das Unternehmen schließlich in große Schwierigkeiten gebracht. Der drittgrößte europäische Reisekonzern nach Tui und DER Touristik war in der Pandemie auf staatliche Hilfe angewiesen, die zurückgezahlt werden muss. Das Unternehmen erhielt insgesamt knapp 600 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.

Davon hat FTI laut "Handelsblatt" bisher aber nur eine mittlere zweistellige Millionensumme an den Bund überwiesen. Und wahrscheinlich ist, dass "nur geringe Rückflüsse aus den noch offenen Forderungen des Bundes zu erwarten seien", wie eine Sprecherin des Finanzministeriums mitteilte.

Rettungsversuch bei FTI gescheitert

Mit weiteren staatlichen Mitteln der Bundesregierung konnte der Konzern derweil nicht rechnen. Das Auswärtige Amt schließt zudem aus, Gelder für eine große Rückholaktion der sich im Ausland befindlichen Reisenden bereitzustellen. Die meisten FTI-Kunden hätten eine Pauschalreise gebucht, die über den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRS) gegen Zahlungsunfähigkeit abgesichert sei.

Eigentlich wollte ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares die FTI-Gruppe für einen symbolischen Euro übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen. Den Angaben des Konzerns zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte", hatte FTI mitgeteilt.

Das Amtsgericht München hat in der Folge am Montagnachmittag eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Damit solle das Schuldnervermögen vor nachteiligen Veränderungen geschützt werden, teilte das Gericht mit. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte es den Münchner Rechtsanwalt Axel Bierbach.

Verwendete Quellen
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