Nach Widerstand aus Gemeinden LNG-Terminal vor Rügen soll kleiner werden als geplant
Nur zwei schwimmende LNG-Terminals statt vier: Der Protest von Gemeinden und dem Land Mecklenburg-Vorpommern gegen die Regierungspläne zeigt Wirkung.
Nach heftigem Widerstand von Gemeinden und dem Land Mecklenburg-Vorpommern wird Regierungskreisen zufolge das geplante Flüssiggas-Terminal vor Rügen kleiner als vorgesehen. Statt bis zu vier Schiffen sollen bei Mukran nur zwei sogenannte schwimmende LNG-Terminals stationiert werden, hieß es am Montag aus dem Bundeswirtschaftsministerium.
Die Jahreskapazität reduziere sich damit von 18 Milliarden auf rund zehn Milliarden Kubikmeter Gas. So sei das Projekt jetzt mit in das LNG-Beschleunigungs-Gesetz (LNGG) aufgenommen worden. Ziel ist es, dass das Terminal für die Versorgung im Winter Anfang 2024 zur Verfügung steht. Dies sei aber höchst unsicher und hinge vom Start des Projektes und dem Genehmigungsverfahren ab.
LNG
LNG ist die Abkürzung für Liquified Natural Gas. Dabei handelt es sich um tiefgekühltes, unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas. Das Gas muss dafür auf -161 bis -164 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Da Flüssigerdgas nur ein Sechshundertstel des Volumens von gasförmigem Erdgas hat, kann es statt durch Pipelines mit Tankern oder auch mit Lkw und Zügen transportiert werden.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte am Freitag gesagt, dass das Bundeskabinett noch im Mai die Aufnahme Mukrans in das LNGG beschließen müsste, damit auch der Bundestag noch vor der Sommerpause abstimmen kann.
Die Schiffe sollen privatwirtschaftlich von der Deutschen Regas betrieben werden, RWE werde sich aus dem Projekt zurückziehen. Man gehe davon aus, dass dann die Gasversorgung auch im kommenden Winter gesichert sei.
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Feste Terminals an drei Standorten ab 2026 geplant
Schwimmende Terminals sind bereits bei Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin in Betrieb und halfen, einen Gas-Notstand nach dem Ende russischer Lieferungen im vergangenen Winter zu verhindern. Diese sollen durch zusätzliche Schiffe in Lubmin und Wilhelmshaven erweitert werden, dazu kommt ein weiterer Standort vor Stade. Ab 2026 sollen drei Standorte durch feste Terminals ersetzt werden, wo das Flüssiggas nicht auf den Spezialschiffen, sondern an Land in den Gas-Zustand zurückversetzt wird. Sie haben dann auch eine höhere Kapazität.
Der Bund hat aber gerade mit Blick auf kommenden Winter das Projekt vor Rügen als nötig erachtet. Ursprünglich sollten LNG-Schiffe auch vor Sellin ankern, was vor allem in der Tourismusindustrie Rügens auf Widerstand traf. Darauf wird den Regierungskreisen zufolge nun verzichtet. Eines der beiden Flüssiggas-Schiffe der Deutschen Regas soll zudem von Lubmin abgezogen und vor Mukran stationiert werden.
Die Kosten für den Umbau eines großen Teils der Erdgasversorgung auf Flüssiggas soll staatlich mit rund zehn Milliarden Euro finanziert werden. Der Bund erwartet aber über Gebühren zur Nutzung der Schiffe und Leitungen Rückflüsse.
- Nachrichtenagentur Reuters