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Frauen in Führungspositionen: So abgehängt ist Deutschlands Wirtschaft


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Führungskräfte
So abgehängt ist Deutschlands Wirtschaft


Aktualisiert am 08.03.2023Lesedauer: 4 Min.
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Zwei Frauen arbeiten am Computer (Symbolbild): In Deutschland ist der Anteil von weiblichen Führungskräften deutlich geringer als in anderen europäischen Ländern. (Quelle: IMAGO/Bartek Szewczyk)

Der Anteil von Frauen auf dem Arbeitsmarkt nimmt zu. Doch das heißt nicht, dass sie auf allen Ebenen repräsentiert wären – Deutschland liegt dabei weit hinter anderen Ländern zurück.

Exportweltmeister und Land der Hidden Champions: Deutschland präsentiert gerne seine wirtschaftliche Stärke. Doch in einem Bereich landet das Land in Rankings regelmäßig am unteren Ende der Tabelle. In kaum einem anderen Land entwickelt sich der Anteil weiblicher Führungskräfte so zurückhaltend wie hier – und das selbst in Branchen mit ansonsten hohem Frauenanteil.

Eine exklusive Datenauswertung der Karriereplattform LinkedIn für t-online zeigt, wie schlecht Deutschland dabei im internationalen Vergleich dasteht.

Nur knapp vor Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Der Anteil von Frauen in hochrangigen Führungspositionen ist in Deutschland zwar seit 2016 von damals 21 Prozent auf aktuell 23 Prozent angestiegen. Doch im Vergleich von 19 Ländern landet Deutschland auf dem 17. Platz. Weniger Frauen in hohen Positionen gibt es noch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (20 Prozent) und in Indien (19 Prozent). Wenig anders sieht die Lage in Österreich und der Schweiz aus, wo der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei 24 und 27 Prozent liegt.

"Diese Daten sind besorgniserregend, zeigen aber auch, wo Fortschritt möglich ist", sagt Barbara Wittmann, LinkedIn-Managerin für die DACH-Region, t-online. Unternehmen sollten flexible Arbeitsmodelle zur Norm machen und ihre Beförderungs- und Einstellungsverfahren überprüfen.

Datenbasis

LinkedIn erhebt im sogenannten LinkedIn Economic Graph Daten von weltweit 900 Millionen Plattformnutzern und 61 Millionen Unternehmen. Dazu arbeitet die Plattform mit Organisationen wie dem World Economic Forum oder dem Ifo Institut zusammen.

Spitzenreiter Finnland legte im Untersuchungszeitraum um zwei Prozentpunkte zu und hat mit einem Frauenanteil von 47 Prozent fast die Parität erreicht. Auch andere europäische Länder schneiden im Vergleich deutlich besser ab als Deutschland, so liegen Frankreich und Schweden mit 36 und 37 Prozent Frauenanteil wie auch in den vergangenen Jahren weiter vorne. Gerade auf den vorderen Plätzen gab es dabei im Untersuchungszeitraum wenig Veränderung um jeweils nur einen Prozentpunkt. Es bleibt also abzuwarten, ob damit in den Ländern jeweils ein Plateau erreicht wurde.

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Wenige Frauen an Konzernspitzen

Besonders wenige Frauen finden sich dabei an der Spitze von deutschen Großkonzernen, wie die Allbright Stiftung Anfang März meldete. Bei den 160 börsennotierten Unternehmen hatten die Vorstände insgesamt einen Frauenanteil von 17,1 Prozent. Bei den Dax-Konzernen lag der Anteil dabei verhältnismäßig hoch mit 23,3 Prozent.

Aber auch, wenn alle Rollen mit Führungsverantwortung miteinbezogen werden, also nicht nur höheres Management und Konzernspitze betrachtet werden, ergibt sich für Deutschland ein ernüchterndes Bild: Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes war 2021 nur rund jede dritte Führungskraft weiblich (29,2 Prozent). Der Anteil war unter jüngeren Frauen höher als unter älteren. Während bei den 25- bis 34-Jährigen 36,3 Prozent der Führungskräfte weiblich sind, waren es unter den 45- bis 54-Jährigen 27,5 Prozent und bei den 55- bis 64-Jährigen 27,2 Prozent.

Langsamer Wandel

Doch es tut sich etwas: Immer häufiger werden Frauen in Führungspositionen eingestellt, wie die LinkedIn-Daten im Vergleich zu früheren Jahren zeigen. Weltweit stieg der Anteil von Frauen, die in Führungspositionen eingestellt werden, von 33 Prozent im Jahr 2015 auf 37 Prozent im Jahr 2022.

In Frankreich etwa stieg der Anteil von 36 Prozent im Jahr 2015 auf aktuell 41 Prozent. In den USA entfallen derzeit 40 Prozent von neu vergebenen Führungspositionen auf Frauen (2015: 37 Prozent).

Deutschland, Österreich und die Schweiz hingegen liegen auch hier unter dem Durchschnitt. Während 2015 22 Prozent der neuen Führungspositionen in Deutschland an Frauen vergeben wurden, waren es 2023 27 Prozent, im Vorjahr hatte der Wert bei 28 Prozent gelegen. In Österreich lag der Wert zum Jahresbeginn bei 29 Prozent, in der Schweiz bei 32 Prozent.

Deutschland liegt gleich auf mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Von den untersuchten Ländern weist nur Indien mit 24 Prozent einen geringeren Anteil auf (2016: 18 Prozent). Bei diesen Zahlen ist klar, dass so eine paritätische Verteilung der Führungspositionen nicht erreicht werden kann.

Anders sieht es beim Spitzenreiter Finnland aus. Fast sechs von zehn neu zu besetzenden Führungspositionen wurden hier zuletzt an Frauen vergeben. Seit 2015 stieg die Einstellungsquote von Frauen in Führungspositionen von 47 auf 58 Prozent.

Betreuungslücke verschärft Problem

Gründe für die großen Unterschiede zwischen den Ländern gibt es viele. An mangelnden Qualifikationen kann es in Deutschland aber kaum liegen, denn seit einigen Jahren machen in Deutschland mehr Frauen Abitur und schließen ein Studium ab als Männer.

Stattdessen spielen vor allem Umfang und Zugang zu Betreuungsmöglichkeiten von Kindern eine Rolle. Denn fehlt diese oder ist nicht in ausreichendem Maße verfügbar, übernehmen zumeist die Frauen diese Aufgabe.

Unter den erwerbstätigen Müttern arbeiteten 2020 66 Prozent in Teilzeit. Bei den Vätern waren es nur sieben Prozent. Auch bei der Elternzeit zeigt sich ein großer Unterschied: Erwerbstätige Frauen mit mindestens einem Kind unter drei Jahren nehmen zu 45,1 Prozent Elternzeit. Bei den erwerbstätigen Vätern sind es hingegen gerade einmal 2,6 Prozent. Gleichzeitig hat Deutschland eine der niedrigsten Fremdbetreuungsquoten von Kindern unter drei Jahren in Europa.

Verwendete Quellen
  • Auswertung von LinkedIn
  • Statement von Barbara Wittmann (LinkedIn)
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