Fernsehen & HIFI Umsteigen auf Digital-TV: Das sollten Sie wissen
Wer sein TV-Programm noch analog empfängt, schaut womöglich bald in die Röhre. Der analoge Fernsehempfang per Satellit steht vor dem Aus, dem Digital-TV gehört die Zukunft. Für Zuschauer heißt das: besseres Bild, mehr Programme, aber auch einige Tücken im Detail. Wir erklären, was Sie bei der Umstellung auf Digital-TV beachten sollten – das Wichtigste kompakt in der Klick-Show.
Das analoge Antennensignal ist bald Vergangenheit. Denn im April 2012 werden die analogen Satellitensignale abgeschaltet, Fernsehzuschauern mit analogem Satellitenempfang bleibt noch bis dahin Zeit, auf Digitalempfang umzustellen, sonst bleibt der Bildschirm schwarz. Gut 2,5 Millionen deutsche Haushalte nutzten Ende 2011 noch analoge Sat-Technik. Wer sich nicht sicher ist, ob er von der Abschaltung betroffen ist, kann dies unter anderem im ARD-Videotext über die Seite 198 überprüfen. Allein die Analog-Kabelkunden sind besser dran – die Anbieter wollen auch über April hinaus noch analoge Signale senden. Trotzdem werben sie für Ihr Digital-Angebot.
Welche Vorteile bietet Digital-TV?
Zu den Vorzügen des Digital-TVs zählen unter anderem eine klar bessere Bildqualität – grundsätzlich bei jeder Empfangsart und mit jedem Fernseher. Das digitale Bild wirkt schärfer und knackiger. Am deutlichsten ist der Unterschied bei LCD-Fernsehern, denn die Flachmänner sind für digitale Signale entwickelt worden. Digitale Signale sind außerdem die Voraussetzung für den Empfang von HDTV, dem hochauflösenden Fernsehen, und von zusätzlichen Kanälen. Eine Reihe von Spezialkanälen sind nur im Digital-TV zu empfangen. Gleiches gilt für eine Vielzahl unterschiedlicher Bezahl-Sender (Pay-TV), die gegen eine monatliche Gebühr Sport, Spielfilme, Dokumentationen oder Erotik-Programme ausstrahlen. Diese Programme werden digital verschlüsselt ausgestrahlt und verlangen zum Entschlüsseln eine Smartcard vom Anbieter. Das Programmangebot hängt beim Digital-TV allerdings von der Empfangsart ab. Schließlich bringt Digital-TV mit dem EPG (Electronic Program Guide) eine Art elektronische Programmzeitschrift mit sich, die für Orientierung sorgt und dem ziellosen Zappen ein Ende macht.
Welche Nachteile bringt Digital-TV?
Je nach Empfangsart und vorhandenen Geräten kann einiges an Zusatzausstattung nötig sein, da jeder Fernsehplatz im Haus, an dem Digital-TV empfangen werden soll, einzeln digital-tauglich gemacht werden muss. Oft ist eine zweite Fernbedienung nötig, was den Bedienkomfort senkt. Beim Aufzeichnen von Programmen lauern ebenfalls Tücken. Der Videorekorder erweist sich als untauglich, VPS ist abgeschafft, und die Aufzeichnungen moderner Festplattenrekorder lassen sich oft nicht so ohne weiteres auf anderen Geräten nutzen, wie dies noch in Zeiten der Videokassette selbstverständlich war. Anbieter von verschlüsselten Kanälen können zudem den Mitschnitt von Programmen einschränken.
Was brauche ich für Digital-TV?
Für den Empfang von TV-Signalen ist kein neuer Fernseher, aber ein digitaltauglicher Empfänger (Tuner) nötig, und zwar für jeden Bildschirm. Röhrenfernsehern fehlt dieser praktisch immer, so dass Besitzer solcher Geräte ein separates Empfangsteil, auch Set-Top-Box oder Receiver genannt, benötigen. Die Box wird zwischen TV-Gerät und Wandanschluss geschaltet. Das Programm muss über die Box gewählt werden. Der Fernseher dient nur noch als Ausgabeschirm. Das bedeutet auch eine zusätzliche Fernbedienung auf dem Tisch. Flachbildfernsehern bieten hingegen einen integrierten Digitaltuner, der allerdings oft nicht für jeden Empfangsweg geeignet ist. Die meisten Fernseher können ohne Zusatzgerät Digital-TV über Antenne (DVB-T) und Kabel (DVB-C) empfangen. Beherrscht der Fernseher nicht explizit DVB-S oder den Nachfolgestandard DVB-S2, müssen auch Schüssel-Besitzer zu einem externen Receiver greifen.
DVB-T: Digital-TV über Haus- oder Zimmerantenne
Von einigen ländlichen Flecken Deutschlands abgesehen, lässt sich Digital-TV bundesweit einfach über eine gewöhnliche Haus- oder Zimmerantenne (terrestrisch) empfangen – das ist der einfachste und günstigste Weg. Externe DVB-T-Receiver gibt es in großer Auswahl schon ab 40 Euro, und praktisch jeder Flachbildfernseher bringt einen DVB-T-Tuner bereits mit sich. Die Empfangsqualität variiert jedoch stark und ist von lokalen Gegebenheiten abhängig. Zudem ist das Programmangebot begrenzt, bestenfalls 30 Kanäle sind drin, Pay-TV Fehlanzeige. In ländlichen Regionen lassen sich mitunter nur eine Handvoll öffentlich-rechtlicher Programme empfangen. Schließlich bleiben DVB-T-Zuschauer bei HDTV außen vor. Insgesamt trüben die vielen Einschränkungen den TV-Genuss, so dass sich DVB-T allenfalls für Gelegenheits-Gucker lohnt, die die monatlichen Gebühren für den Kabelanbieter und die Schüssel-Montage scheuen.
DVB-C: Digital-TV über Kabel
Ist der Haushalt mit einem entsprechenden Anschluss versorgt, kommt Digital-TV auch via Kabel ins Wohnzimmer. Vorteile von DVB-C gegenüber DVB-T: eine garantiert gute Empfangsqualität, HDTV und ein weitgehend komplettes Programmangebot. Das gibt es allerdings nur gegen monatliche Gebühren, die der zuständige Kabelnetzbetreiber der Region verlangt.
Das deutsche Netz ist im Wesentlichen in der Hand von vier Betreibern, die unterschiedliche Programmpakete ab etwa 17 Euro monatlich feil bieten. Mittlerweile können auch meist die HD-Kanäle der Privatsender gebucht werden. Beim Kabelanbieter lässt sich auch der Digital-Receiver mieten. Auf dem freien Markt hinkt das Angebot an DVB-C-Receivern dem an Satelliten-Empfängern hinterher. Vor allem bei Receivern mit Festplatte könnte die Auswahl größer sein. Wer kein Problem mit Monatsgebühren und der Abhängigkeit von einem bestimmten Anbieter hat, bekommt via Kabel Digital-TV auf hohem Niveau. Andernfalls lautet die Alternative Satelliten-TV.
IPTV: Digital-TV über das Internet
Fernsehsignale über den Internetanschluss – auch das geht seit einigen Jahren. Eine schnelle DSL-Anbindung, mindestens 16 Mbit/s, für HDTV 25 Mbit/s (VDSL), ist Voraussetzung. Auf den ersten Blick drängt sich der Vergleich mit Kabel-TV auf. Wie beim Kabel-TV ist gleichbleibende, witterungsempfindliche Empfangsqualität garantiert, und auch bei IPTV führt der Weg über einen Anbieter, der monatliche Gebühren verlangt und Programmangebot wie Kostenstruktur bestimmt. Noch enger gefasst als bei Kabel- oder Satelliten-TV ist das Hardware-Angebot – hier ist man vollständig auf den Provider angewiesen. Doch der kann dafür seine Hardware optimal auf die technischen Möglichkeiten zurechtschneidern.
So bietet die Verknüpfung aus TV und Internet etwa bei Entertain, dem IPTV-Angebot der Deutschen Telekom, eine ganze Reihe zusätzlicher Komfortfunktionen, zum Beispiel ein Archiv mit ausgestrahlten Sendungen und den Zugriff auf eine Online-Videothek mit tausenden von Spielfilmen. Neue, längst noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten eröffnet auch der Rückkanal vom TV-Zuschauer zum Sender. Mitraten bei Quizshows, direkte Teilnahme bei Umfragen – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
DVB-S: Digital-TV über Satellit
Maximales Programmangebot, überall empfangbar, größte Auswahl an Geräten, keine Abhängigkeit von einem Anbieter – das sind einige der Vorteile des digitalen Satellitenfernsehens. Zudem fallen keine monatlichen Gebühren an, wenn man sich auf die frei empfangbaren Kanäle beschränkt. Demgegenüber stehen die höheren Startkosten. Parabolspiegel samt Empfangsteil (LNB) und Receiver liegen zusammen bei mindestens 150 bis 200 Euro. Hinzu kommen unter Umständen die Kosten für die Montage und das Ausrichten der Schüssel durch eine Fachwerkstatt. Auf Dauer kommen Satelliten-Nutzer aber billiger weg als bei Kabel-TV, und das auf mindestens gleichem Niveau. Die Bildqualität ist einwandfrei – es sei denn, es gewittert oder schneit heftig. Dann müssen sich Schüsselnutzer schon mal auf Bildausfälle einrichten.
Die Deutsche Telekom bietet mit Entertain Sat ein Komplett-Angebot aus digitalem Satelliten-TV, kombiniert mit interaktiven Diensten, Internet- und Festnetzflatrate an.
PVR: Digital-TV aufnehmen
Beim Umstieg von Analog-TV auf Digital-TV sollte man sich endgültig von seinem VHS-Videorekorder verabschieden. Videorekordern fehlt der digitale Tuner, so dass diese Geräte selbst keine digitalen Programme mehr empfangen und nur noch stumpf das mitschneiden, was gerade über den Bildschirm flimmert. Digitale Programm nimmt man daher am besten auf Festplatte auf. Die komfortabelste Lösung sind Digital-Receiver mit integrierter Festplatte. Festplattenrekorder zeichnen nicht nur Sendungen auf, sondern gestatten auch das zeitversetzte Fernsehen (Timeshift) – wenn's Telefon klingelt, einfach im laufenden Programm auf Pause drücken, und später weiterschauen. Satelliten-Receiver sollten einen Twin-Tuner besitzen, um beim Aufzeichnen eines Programms gleichzeitig ein anderes anzeigen zu können. Alternativ lassen sich an vielen Receivern und Fernsehern externe Festplatten anschließen, die Funktion heißt PVR. Bei den IPTV-Angeboten gehört eine Aufnahmefunktion samt Timeshift zum guten Ton.
Fazit: Jetzt umsteigen!
Digital-TV bedeutet schon heute eine ganz andere Qualität des Fernsehens. Wer mit dem Umstieg wartet, bis sich auch das letzte analoge Signal versendet hat, verpasst einiges. Ob von HDTV, dem Senderangebot für noch so spezielle Vorlieben oder dem komfortablen EPG – fast jeder profitiert von Digital-TV. Bei der Empfangsart spricht bis auf die Kosten nichts für die einfache Antenne. Dagegen sind Kabel, Satellit und IPTV klar die bessere Wahl.
Sicher ist mit der Digitalisierung auch manches komplizierter geworden. Am meisten hakt es beim Mischbetrieb mit analogen Geräten (Röhrenfernseher, Videorekorder). Wohingegen das gesamte System von Anschluss bis Aufnahme auf Digitalbetrieb ausgelegt ist, mag man auf den einmal gewonnenen Komfort nicht mehr verzichten. Aber: Die Digital-Technik gibt auch den Programmanbietern weitreichende Freiheiten, die nicht immer zum Vorteil des Kunden sind. Die Einschränkungen, die manche Sender ihren Zuschauern bei der Aufnahme zumuten, sind mehr als nur ein Wermutstropfen.