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Karl Lauterbach will zu TikTok – darum ist die App umstritten


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Videoplattform aus China
Lauterbach will zu TikTok – darum ist die App umstritten


Aktualisiert am 07.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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TikTok: Die Social-Media-Plattform steht oft wegen Datenschutzbedenken in der Kritik. (Quelle: Dan Kitwood)

Die umstrittene App TikTok zählt zu den beliebtesten Diensten der vergangenen Jahre – auch Politiker zieht es vermehrt auf die Plattform. Das sollten Sie wissen.

Die Popularität der chinesischen App TikTok ist vor allem bei Jugendlichen ungebrochen. Mit der Anwendung können Nutzer Handyvideos musikalisch untermalen und mit einer großen Fangemeinde teilen. TikTok verspricht schnelle Unterhaltung, aber auch schnellen Ruhm – und das alles kostenlos.

Jetzt will auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach über die Videoplattform junge Menschen erreichen und der AfD damit etwas entgegensetzen, wie er in einem Interview mit t-online sagte. Denn vor allem diese Partei ist auf der Plattform erfolgreich. Darum hatte sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz dafür ausgesprochen, dass die Bundesregierung künftig auf der chinesischen Plattform präsent sein soll.

Trivial ist das nicht. Denn immer wieder gerät die Online-Videoplattform des chinesischen Unternehmens ByteDance wegen möglicher Gefährdung ihrer zumeist jungen Nutzer ins Visier von Behörden. Auch Nichtregierungsorganisationen wie AlgorithmWatch sehen den Dienst kritisch und untersuchen, wie die Plattform die Daten seiner Nutzer auswertet.

App-Verbot auf dem Diensthandy

Auch zahlreiche Staaten stehen TikTok inzwischen kritisch gegenüber. Sie bezweifeln, dass die Spaß-App aus China sicher ist. Denn sie gehen davon aus, dass TikTok die Daten seiner Nutzer sammelt und dem Mutterkonzern ByteDance zukommen lässt. Dieser könne sie dann seinerseits weiterleiten, verkaufen oder anderweitig verwerten, so die Bedenken von Sicherheitsexperten.

Politiker der EU-Kommission dürfen die Social-Media-App daher auf ihren Dienstgeräten nicht installieren. Auch Österreich hat seinen Staatsbediensteten die Nutzung der App verboten. Für deutsche Politiker gibt es keine offizielle Anordnung. Die Nutzung sei allerdings auch ohne ein direktes Verbot blockiert, hatte der "Tagesspiegel" im vergangenen Jahr berichtet. Die App könne nicht auf den Geräten installiert werden.

Deutschland sehe vor allem die TikTok-Nutzer selbst in der Verantwortung, so Bundesinnenministerin Nancy Faser. Jeder solle darauf achten, welche Informationen er teile. Schließlich stehe hinter der Social-Media-App ein chinesischer Konzern, "der staatlich gehalten wird und wo die Daten natürlich auch abfließen können".

TikTok erstellt Nutzerprofile

Wie andere Social-Media-Apps misst TikTok das Verhalten seiner Nutzer. Vorwiegend, so heißt es, um den Inhalt anzuzeigen, den sich der Anwender wünscht. Das bedeutet, dass die App zum Beispiel auswertet, welche Videos wie lange und wie oft angesehen wurden, welche Clips der User ignoriert oder auf welche Inhalte er reagiert hat.

Dadurch kann das Unternehmen ByteDance ein genaues Nutzerprofil erstellen und Informationen über den Anwender sammeln – Vorlieben, Abneigungen, Interessen, Wünsche –, die sonst kaum einer kennt.

Gezielte Manipulation

Gefährlich kann das werden, wenn Plattformen mit diesem Wissen ihre Nutzer manipulieren. So geschehen beim US-Wahlkampf 2020 – damals allerdings auf Facebook. Mehr dazu in diesem Artikel.

Die Gefahr gibt es auch bei TikTok, indem das Unternehmen die Inhalte theoretisch so ausspielt, dass es die politische Einstellung eines Anwenders verändert und zum Beispiel nur noch pro-chinesische Inhalte anzeigt.

Weitere Risiken durch TikTok

Doch die gezielte Manipulation ist nicht das einzige Problem, das Sicherheitsexperten mit der App haben. Das zeigt der Datenskandal, von dem mehrere US-Journalisten betroffen waren, die kritisch über den Mutterkonzern ByteDance berichtet hatten. Demnach nutzte der Riesenkonzern die Daten aus der TikTok-App, um die Aufenthaltsorte der Journalisten herauszufinden und zu erfahren, ob sie sich mit TikTok-Mitarbeitern treffen.

Was TikTok noch über seine Nutzer weiß

Neben dem Nutzerverhalten und den Standorten greift die Video-App aber auch noch auf andere Daten aus dem Smartphone des Nutzers zu oder fordert den Zugriff aktiv und ununterbrochen ein, wenn der User nicht zustimmt. Dazu gehören unter anderem der Zugriff auf alle Kontakte aus dem Telefonbuch, auf den Ortungsdienst, den Kalender, die Daten aus der Zwischenablage, Informationen zu den aktuellen und zurückliegenden WLAN-Verbindungen sowie die Telefon- und Voicemail-Nummer des Smartphones.

Diese Daten sammelt TikTok

  • Profilinformationen wie Handynummer und/oder E-Mail-Adresse
  • Kontaktinformationen der Personen aus dem Adressbuch
  • eingetippte Kommentare und Reaktionen (Likes)
  • eigene hochgeladene Videos und Texte
  • Standortinformationen
  • Werbe-ID (Jeder TikTok-Nutzer erhält eine eigene Identifikationsnummer. Dadurch können Werbetreibende, die Inhalte auf TikTok geschaltet haben, den User genau identifizieren)

Das raten Sicherheitsexperten

Nutzer, die TikTok verwenden, sollten in den Sicherheitseinstellungen ihrer Handys unbedingt kontrollieren, welche Rechte sie der Video-App gegeben haben und hinterfragen, ob die App diese wirklich alle braucht oder ob sie bestimmte Zugriffsrechte nicht lieber verweigern sollten.

Lohnt sich ein TikTok-Auftritt für Politiker?

Mitte vergangenen Jahres hatte eine Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung ein zwiespältiges Bild ergeben. "Für eine Präsenz der politischen Mitte auf TikTok sprechen die Online-Aktivitäten der politischen Ränder", heißt es dort. "Es kann ein Wert an sich sein, ihnen etwas entgegenzustellen."

Allerdings wurden die Grenzen des Einflusses betont: So belohne der Algorithmus eben nicht die abwägenden Positionen gemäßigter Parteien, sondern extreme Reaktionen radikaler Kräfte. Diese seien dadurch sichtbarer.

Verwendete Quellen
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