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Facebook als Wahlkampf-Waffe: Millionen missbrauchte Nutzerdaten


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Millionen missbrauchte Nutzerdaten
Wie Facebook zur Wahlkampf-Waffe wurde

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 19.03.2018Lesedauer: 3 Min.
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Manipulationsvorwürfe: Ein neuer Skandal bringt Facebook und Cambridge Analytica in Erklärungsnot. (Quelle: t-online)
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Facebook gerät unter Druck, weil eine undurchsichtige Firma Persönlichkeitsprofile von Millionen Wählern erstellt und damit den US-Wahlkampf beeinflusst hat. Die Politik nimmt Firmenchef Zuckerberg ins Visier.

Bei den Enthüllungen über den massenhaften Missbrauch von Facebook-Daten im US-Wahlkampf geht es, vereinfacht gesagt, um folgendes: Eine undurchsichtige Firma erstellt, ohne das Wissen der Nutzer, Persönlichkeitsprofile aus den bei Facebook hinterlegten Daten. Anschließend werden den Nutzern maßgeschneiderte Anzeigen für die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ausgespielt – und Facebook schaut zu.

Die Berichte beleuchten das Vorgehen der umstrittenen Firma Cambridge Analytica. Und sie rücken Facebook wieder einmal in ein schlechtes Licht: Seit 2015 wusste das mächtigste soziale Netzwerk der Welt demnach davon, dass diese Persönlichkeitsprofile unrechtmäßig angelegt wurden – und tat so gut wie nichts, außer eine höfliche Bitte um Löschung zu übermitteln.

Erst jetzt, auf Druck von Journalisten, räumt der Konzern ein: Die Firma konnte 50 Millionen Persönlichkeitsprofile von Facebook-Nutzern erstellen – und diese lagern noch immer auf deren Servern.

"Wir wollen so etwas in der EU nicht"

Die Enthüllung ist ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr Facebook zur Waffe in politischen Auseinandersetzungen geworden ist. Deshalb steht der Konzern seit Jahren im Visier der Politik. Parlamentsausschüsse in London und Washington untersuchen die Rolle der Plattform bei Manipulationen von Wahlkämpfen. Nach den neuen Enthüllungen gerät jetzt Firmenchef Mark Zuckerberg persönlich ins Visier.

In Washington verlangen zwei demokratische Abgeordnete, Zuckerberg persönlich solle dem US-Kongress Fragen beantworten. Ähnliches fordert die Vorsitzende eines Ausschusses in London. EU-Justizkommissarin Vera Jourova, gerade auf dem Weg nach Washington, verlangt Antworten von der Facebook-Spitze. "Wir wollen so etwas in der EU nicht", twitterte sie.

Facebook betont, man sei selbst getäuscht worden und der Schaden sei geringer, als es die Berichte nahelegten. Doch erst kurz vor Veröffentlichung der Berichte von "New York Times" und "Observer" schmiss der Konzern die Cambridge-Analytica-Mutterfirma SCL von der Plattform.

Wie kann man Tech-Giganten regulieren?

Für Facebook ist der neuerliche Unmut gefährlich, denn dahinter steht das Bestreben der Politik, die mächtigen Technologiekonzerne zu regulieren, die es mit der Selbstkontrolle offenbar nicht so genau nehmen. Der Facebook-Aktienkurs brach zum Handelsbeginn in New York um knapp fünf Prozent ein.

In Deutschland ist mit dem umstrittenen Netzwerkdurchsetzungsgesetz ein erster Schritt zur Regulierung gegangen worden. Der Hintergrund ist, dass Facebook es nicht geschafft hat, konsequent gegen illegale Inhalte auf seiner Plattform vorzugehen.

In den USA steht Facebook unter hohem Druck, weil der Konzern den politischen Missbrauch seiner Plattform jahrelang systematisch kleingeredet hat. Im Kongress liegt bereits ein Gesetz bereit, das Firmen wie Facebook, Google und Twitter zwingen soll, die Hintergründe politischer Anzeigen offenzulegen.

Fake News, Fake-Profile, Datenklau

Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 wurde Facebooks Algorithmus etwa genutzt, um massenhaft Falschmeldungen über Hillary Clinton zu verbreiten. Russen benutzten gefälschte Profile auf Facebook und Twitter, um Spannungen in der amerikanischen Gesellschaft zu verschärfen, etwa indem sie Anhänger von Clinton und Trump aufeinanderhetzten.

Facebook-Gründer Zuckerberg hatte Analysen, seine Plattform könne deshalb einen Einfluss auf die Wahl gehabt haben, zunächst als "ziemlich verrückte Idee" abgetan. Später gestand er ein, das Problem unterschätzt zu haben und thematisierte Facebooks Verantwortung mehrfach. Einer öffentlichen Befragung, wie es sich Politiker wünschen, hat sich der Facebook-Gründer allerdings noch nie stellen müssen.

Auch Cambridge Analytica, das von den Trump-Unterstützern Robert Mercer und Steve Bannon finanziert und gelenkt wurde, steht im Fokus. Eine von der Firma entwickelte App diente angeblich Forschungszwecken und versprach Nutzern, ihr Persönlichkeitsprofil anhand von Facebook-Likes zu bestimmen. Cambridge Analytica nutzte die Nutzerdaten sowie die der Facebook-Freunde aber, um daraus Psychogramme zu erstellen. Eine unzulässige Abkürzung, um aus den Nutzerdaten Geld zu machen.

Trump belohnt seinen Digital-Guru

Stark personalisierte Daten sind in den USA zentral für das sogenannte "voter targeting" in Wahlkämpfen. Marketingfirmen verfügen über sensibelste persönliche Daten wie Einkommen, Vermögensverhältnisse, Wahlverhalten. Cambridge Analytica ging noch weiter und versprach, den Ton zu kennen, in dem man die Person ansprechen muss, um sie zu überzeugen.

Das überzeugte zumindest offenbar die Trump-Kampagne. Die Empörung über die Praktiken von Cambridge Analytica und das Wegsehen von Facebook hat auch eine politische Ebene. Donald Trump setzte im Wahlkampf stärker als seine Konkurrentin Hillary Clinton auf digitale Mobilisierung. Sein Wahlkampfteam hat Cambridge Analytica für deren Dienste sechs Millionen Dollar gezahlt.

Offenbar ist Trump mit dem Ergebnis hochzufrieden. Seinen damaligen Digitalwahlkampfleiter Brad Parscale, der die Zusammenarbeit mit Cambridge Analytica koordinierte, hat er nun befördert. Parscale ist Ende Februar zum Gesamtwahlkampfchef für die Kampagne 2020 ernannt worden.

Zugleich interessiert sich auch der Sonderermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller, für die Zusammenarbeit von Trump-Kamagne und der undurchsichtigen Firma. Er hat bereits Einsicht in Dokumente verlangt: Mueller will die E-Mails jener Cambridge-Analytica-Mitarbeiter lesen, die für den Trump-Wahlkampf gearbeitet haben.

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