Protest gegen Katar Scheinheilig? Diskussion um Statement der Nationalelf
Das Teamfoto der Nationalmannschaft sah am Donnerstag anders aus. Arm in Arm standen die Spieler nebeneinander und präsentierten den Schriftzug: "Human Rights." Dafür gab es nicht nur Lob, sondern auch Kritik.
Die WM 2022 in Katar sorgt weiter für viele Diskussionen. Gerade zum Beginn der Qualifikationsspiele kocht in vielen Ländern eine Diskussion hoch, ob das Turnier nicht boykottiert werden sollte. Zu groß ist die Zahl der Menschenrechtsverletzungen in diesem Land. Seit der WM-Vergabe 2010 sind laut "Guardian" über 6.500 Gastarbeiter gestorben. Auch eine Mehrzahl der deutschen Fußballfans sprach sich für einen Boykott aus.
Ein Zeichen in Richtung Katar
Die Diskussion kam offenbar auch bei den Spielern an. Am Donnerstag stellte sich die Startelf vor dem Anpfiff nebeneinander auf. Jeder trug ein Shirt mit einem Buchstaben darauf. Zusammen ergaben die T-Shirts den Schriftzug "Human Rights", zu Deutsch "Menschenrechte". Ein Zeichen in Richtung Katar.
Bayerns Leon Goretzka erklärte nach dem Spiel: "Wir möchten der Gesellschaft klar sagen, dass wir das nicht ignorieren, sondern ganz klarmachen, welche Bedingungen da herrschen müssen. Die Buchstaben haben wir selbst draufgeschrieben."
"Sonst sind das nur leere Worte"
Doch im Internet gab es dafür nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch Kritik. Besonders die Spieler des FC Bayern standen unter Beschuss. Denn der Ärmelsponsor des Klubs ist "Qatar Airways", die nationale Fluglinie des WM-Gastgeberlandes. Vor kurzer Zeit waren Joshua Kimmich und Leroy Sané sogar in einem Werbespot zu sehen. Dazu reist der Rekordmeister regelmäßig zu Trainingslagern nach Katar.
Als "scheinheilig" wurden die Spieler nun im Netz bezeichnet, das Verhalten sei der Inbegriff einer "Doppelmoral". "Jetzt noch dem Statement nach handeln und die WM boykottieren wäre super, sonst sind das nur leere Worte", hieß es an anderer Stelle.
Dabei ist ein WM-Boykott nicht unbedingt die Lösung, um die Situation für die Gastarbeiter zu verbessern, meint Regina Spöttl von Amnesty International. Im Interview mit "watson" sagte sie: "Katar hat sich durchaus gesprächsbereit gezeigt und Reformen angestoßen. (...) Es gibt Fortschritte und mit einem Boykott würden diese um Jahre zurückgeworfen werden."
Eine Absage des Turniers von Seiten des DFB ist ohnehin unwahrscheinlich. Doch die Aktion vor dem Island-Spiel wird bestimmt nicht die letzte gewesen sein.