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FC Bayern: Uli Hoeneß nannte Ralf Rangnick einst einen "Besserwisser"


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Bayerns Wunschtrainer
Kann das wirklich gutgehen?


Aktualisiert am 24.04.2024Lesedauer: 5 Min.
Uli Hoeneß: Der Ehrenpräsident des FC Bayern hat eine besondere Vergangenheit mit Ralf Rangnick.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß: Der Ehrenpräsident des FC Bayern hat eine besondere Vergangenheit mit Ralf Rangnick. (Quelle: IMAGO/Ulrich Wagner)
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Ralf Rangnick gilt als Favorit auf den Trainerposten beim FC Bayern. Der 65-Jährige hat aber eine pikante Vergangenheit mit so manchem Münchner.

Die Trainersuche beim FC Bayern geht weiter. Xabi Alonso und Julian Nagelsmann haben sich gegen den Rekordmeister entschieden, nun gilt Ralf Rangnick als Favorit auf den Posten. Der Nationaltrainer Österreichs soll im Idealfall noch in dieser Woche in München unterschreiben, berichten neben "Münchner Merkur/tz" auch andere Medien übereinstimmend. Entsprechende Gespräche laufen. Sein Management wollte sich auf t-online-Anfrage zu der Thematik nicht äußern. Rangnick selbst bestätigte aber dem Onlineportal "90 Minuten" inzwischen, dass es "eine Kontaktaufnahme von Bayern München" gab. Im Laufe des Mittwochs meldeten dann sowohl die "Süddeutsche" als auch der "Kicker": Rangnick müsse den Bayern "nur noch Ja sagen".

Wird also ausgerechnet der als "Fußball-Professor" bekannte Rangnick nun tatsächlich neuer Bayern-Coach? Es wäre zumindest eine passende Schlusspointe in der an Wirrungen und Wendungen ohnehin nicht armen Trainersuche des Rekordmeisters.

Schließlich hatte der 65-Jährige in der Vergangenheit jahrzehntelang stets die Rolle des Bayern-Gegners und -Herausforderers eingenommen: unter anderem als Trainer des VfB Stuttgart, von Hannover 96, Schalke 04 und vor allem als Macher bei der TSG 1899 Hoffenheim und RB Leipzig.

Rangnick und Hoeneß: ziemlich beste Feinde

Dabei entwickelte er sich zu einer Art Lieblingsgegner von Uli Hoeneß. Die beiden wurden sozusagen ziemlich beste Feinde. Verbale Spitzen flogen da regelmäßig hin und her. "Wenn das ein Western wäre, geht es darum, uns deren Skalp zu sichern", tönte Rangnick zum Beispiel, nachdem er sich im Aufstiegsjahr mit Hoffenheim 2008 die Herbstmeisterschaft gesichert hatte, vor dem direkten Duell und sagte: "Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, dann müssen Sie nach München gehen. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, dann sind Sie hier richtig."

Hoeneß konterte im Sport1-Doppelpass: "Rangnick ist ein Besserwisser, der im ersten Jahr super Leistung bringt und im zweiten entlassen wird. Rangnick versteht nicht, mit Höhenluft umzugehen." Kann das mit Hoeneß als Klubpatron und Rangnick als Chefcoach also wirklich gutgehen? Kann es schon. Denn all diese Scharmützel gehören der Vergangenheit an und sind längst abgehakt. Hoeneß würdigte Rangnick erst kürzlich öffentlich als "tollen Mann".

Bayern wollte Rangnick schon einmal

2017 dachte der Rekordmeister sogar schon einmal über Rangnick als Sportdirektor nach. Und es ist auch nicht das erste Mal, dass er als Chefcoach in München im Gespräch ist. Vor dem Pokalfinale mit Leipzig gegen Bayern mit dem damals umstrittenen Niko Kovač, habe Rangnick "gewusst oder wenigstens geahnt: Wenn ich heute gewinne, bin ich am Montag Trainer von Bayern München". Die Münchner entschieden das Endspiel aber mit 3:0 für sich. Als Kovač dann wenige Monate später trotzdem entlassen wurde, verhandelte der damalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge konkret mit Rangnick.

Hoeneß verriet dazu im Februar 2023 der "Leipziger Volkszeitung": "Ich hatte auch nach der Beurlaubung von Niko Kovač das Gefühl, dass Karl-Heinz Rangnick will." Sportdirektor Hasan Salihamidžić und er hätten sich aber "für Hansi Flick ausgesprochen". Mit ihm gewannen die Bayern anschließend das Sextuple.

Ein brisantes Detail: Wie "Bild" berichtet, sollen sich auch die damaligen Bayern-Profis gegen eine Verpflichtung von Rangnick ausgesprochen haben. Demzufolge sei ein Spielerkreis bei den Vereinsbossen vorstellig geworden, um sein Veto einzulegen. Um welche Profis es sich genau handelte und ob diese auch heute noch beim Rekordmeister spielen, ist allerdings nicht bekannt. Rangnick gilt als Kontrollfreak, der nichts dem Zufall überlässt, und trägt nicht umsonst den Spitznamen "Fußball-Professor". Sein bislang letztes Engagement als Vereinstrainer bei Manchester United, das er von Dezember von 2021 bis Mai 2022 coachte, verlief aber wenig erfolgreich. Und er verabschiedete sich zum ÖFB.

Keine bedingungslose Einigkeit bei Rangnick

Bedingungslose Einigkeit herrscht beim Thema Rangnick nun jedenfalls erneut nicht. Nicht alle Klubbosse waren von Beginn an von dem ehemaligen Red-Bull-Macher überzeugt, einige sehen ihn auch weiterhin kritisch. Bayerns erste Wunschlösung war er zumindest nicht, was spätestens durch die vorangegangenen Bemühungen um Alonso und auch Nagelsmann deutlich wurde. Auch Rummenigge und Hoeneß reden als Aufsichtsratsmitglieder bei der aktuellen Trainerfrage wieder ein gewichtiges Wort mit.

Betraut sind mit dieser Aufgabe aber in erster Linie Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund, den Rangnick aus seiner Zeit im Red-Bull-Kosmos bestens kennt. Von 2012 bis 2015, als Rangnick Sportdirektor und Freund Sportkoordinator war, arbeiteten die beiden bereits in Salzburg erfolgreich zusammen. Das gilt genauso für den Nachwuchs-Campus-Chef Jochen Sauer. Auch Campus-Trainer Rene Maric und Richard Kitzbichler, der für die Talententwicklung und Leihspielerbetreuung zuständig ist, waren dort aktiv.

Holen Rangnick diese brisanten Sätze noch ein?

Rangnick würde in München also auf ein in Teilen vertrautes Umfeld treffen. Ein Knackpunkt könnte laut "Salzburger Nachrichten" aber noch sein, dass Rangnick – wie in der Vergangenheit schon bei anderen Klubs – auch bei den Bayern im sportlichen Bereich das Sagen haben will (mehr dazu lesen Sie hier). Mehr noch: Der 65-Jährige wolle bei Spielerverpflichtungen das letzte Wort haben und in diesem Bereich somit über der sportlichen Führung rund um Eberl und Sportdirektor Christoph Freund stehen, heißt es weiter.

Allerdings ist es kaum vorstellbar, dass die Bayern Rangnicks Wünsche in dieser Form erfüllen werden. Ein ähnliches Szenario führte im Sommer schon zu Diskussionen mit Noch-Trainer Thomas Tuchel in München. Tuchel, der es aus seiner Zeit beim FC Chelsea kennt, als Trainer auch Managerentscheidungen zu treffen, hatte bei der Suche nach Neuzugängen ganz andere Vorstellungen als Bayerns Führungsriege (Stichwort: Holding Six). Erste Risse machten sich bemerkbar. Der Rekordmeister wird unbedingt verhindern wollen, dass das noch einmal passiert – und die Vorbereitungen auf eine der wichtigsten Saisonvorbereitungen der jüngeren Klub-Historie stört, geschweige denn zu Scharmützeln im Saisonverlauf führt.

Eigentlich unvorstellbar also, dass die Bayern Rangnick die komplette Macht der Entscheidung geben und Eberl sowie Freund damit gleichzeitig herabstufen würden. Dass die Münchner dem Coach aber zumindest ein Mitspracherecht bei möglichen Transfers einräumen, ist dagegen schon eher vorstellbar.

Sollten sich beide Seiten dahingehend also einigen – wäre der Weg damit wohl frei. Oder stehen Rangnick etwa doch noch möglicherweise unbedachte Äußerungen aus der Vergangenheit im Weg?

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Was hätte er auch sagen sollen?

Erst am 8. April hatte Rangnick bei einem Medientermin beteuert, er habe mit den Bayern noch nicht gesprochen. "Es gibt überhaupt keinen Grund, darüber nachzudenken, geschweige denn, darüber zu reden", sagte er damals: "Nein. Warum sollte ich? Ich fühle mich hier wohl. Ich habe noch Vertrag bis 2026. Unser Ziel und Weg geht auch nach der Euro weiter." Beim FC Bayern fasste man diese Sätze eher als Ausdruck der Höflichkeit gegenüber des österreichischen Verbands auf. Von vielen waren sie damals aber schon als vermeintliche Absage an den Rekordmeister beurteilt worden.

Eine voreilige Fehlinterpretation, wie t-online aus Rangnicks engstem Umfeld erfuhr. Das Rangnick-Lager will diese Sätze nämlich keineswegs als Absage verstanden wissen. Der Tenor, der zu vernehmen ist: Was hätte Rangnick in dieser Situation, in der er als aktueller österreichischer Nationalcoach unmittelbar vor der EM-Teilnahme und damit einem der größten Erfolge des Verbands auf das Thema Bayern angesprochen wird, auch groß anderes sagen sollen?

Dass er es trotz seines bis 2026 bestehenden Vertrags unter Umständen doch in Erwägung zieht, nach dem Turnier nach München zu wechseln? In diesem Moment wäre das auch in Sachen Öffentlichkeitswirkung zweifellos ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Möglicherweise wird es aber schon bald eine passendere Gelegenheit dafür geben, bei der die Vorzeichen andere sein werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergundgespräche
  • Aussagen von Ralf Rangnick am 8. April bei einem Medientermin in Düsseldorf
  • Mit Material der Nachrichtenagentur SID
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