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Frankfurter zur OB-Wahl | "So viele Baustellen": Stimmung vor dem Wahllokal


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Vom Sehnsucht nach Ruhe
Frankfurter zur OB-Wahl: "Es gibt so viele Baustellen"

Von Sabine Schramek

Aktualisiert am 05.03.2023Lesedauer: 4 Min.
In Frankfurt wird gewählt: Wer folgt auf Feldmann, der abgewählt wurde?Vergrößern des Bildes
In Frankfurt wird gewählt: Wer folgt auf Feldmann, der abgewählt wurde? (Quelle: Sabine Schramek)
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509.000 Frankfurter können aus 20 Bewerbern ihren Oberbürgermeister wählen. Was bewegt die Wähler? Eines eint sie: der Wunsch nach Ruhe nach dem Skandal-OB.

Im Bürgerentscheid zur Abwahl von Peter Feldmann am 6. November 2022 sind 41,9 Prozent der Wahlberechtigten zur Stimmabgabe gegangen. Wie viele werden es zur Wahl des Nachfolgers sein? Bis 18 Uhr können Frankfurter unter 20 Kandidaten wählen. Per Briefwahl wurden bis Freitagnachmittag 99.905 Stimmen abgegeben. In den Wahllokalen ist am Sonntagvormittag einiges los.

"Wie spät ist es?", fragt ein Mann in rotem Anorak und Rucksack, der sich vorgenommen hatte, bis 9.45 Uhr seine Stimme im Nordend abzugeben. "Danach wird es bestimmt voll und das mag ich nicht", erklärt er. Wen er wählt, weiß er "schon lange". Nach wenigen Minuten kommt er wieder. "Ich war der Einzige, der drin war und habe gefragt, ob ich der Erste bin. Die Wahlhelfer haben gesagt, dass durchaus schon Leute wählen waren. Das Schwierigste war, den endlos langen Wahlzettel nach innen zu falten. Das hat mich an die Straßenpläne von früher erinnert", erzählt der 49-jährige Mann grinsend, der seinen Namen nicht nennen möchte.

In Sachsenhausen ist am Vormittag bereits deutlich mehr los. Familien, Paare, Freunde und Einzelne kramen in ihren Taschen nach dem Wahlschein, um ihre Stimmen abzugeben, bevor sie Brunchen oder Spazierengehen. "Die Entscheidung ist mir nicht sehr schwergefallen", so Kirsten Brüning (57), die Ernährungsberaterin im Olympia-Stützpunkt ist. Weil sie leicht erkältet ist und niemanden anstecken will, trägt sie Maske. "Ich habe mir alle Kandidaten angeguckt und mir ihre Einstellungen angehört, dann ging es ziemlich leicht. Zuletzt bei einer Podiumsdiskussion in der Zeitung. Den alten OB habe ich falsch eingeschätzt. Da war ich sicher nicht die Einzige", sagt sie. Ihr sei aufgefallen, dass viele Kandidaten "nur heiße Luft produziert haben, ohne etwas Konkretes zu sagen. Mir ist wichtig, dass die Demokratie gestärkt wird und das kann auch ein Oberbürgermeister."

OB-Wahl 2023 in Frankfurt: "Die Entscheidung war nicht schwer"

Sie wünscht sich mehr Rücksicht auch auf ältere Menschen. "Im normalen Leben und in der Politik. Während Corona gab es Hilfsbereitschaft für Pfleger, Nachbarn und Leute, die allein nicht mehr so gut können. Jetzt scheint sie wieder vergessen. Die Betonung liegt auf Wirtschaft, dabei ist die soziale Komponente für Kitas und Krankenpflege genauso wichtig. Man hört wenig über sozialen Einsatz von Wirtschaftsbossen, obwohl es bestimmt viele Chefs gibt, die vernünftig agieren. Sie sollten Gutes tun und darüber sprechen, so wie die Familie Metzler zum Beispiel."

Ein Mann mit Hund "Elvis" an der Leine wartet auf seine Begleitung, die gerade im Wahllokal ist. "Die Entscheidung war nicht schwer. Ich habe praktisch gedacht. Einige Kandidaten sind qualifiziert und haben die Möglichkeit, zu mobilisieren. Andere werden das nicht können und danach habe ich entschieden."

Wer aus den Wahllokalen kommt, sieht erleichtert aus. "Jetzt haben wir gemacht, was geht, damit es in Frankfurt endlich wieder geordneter zugeht. Viel zu viel Chaos wegen einer Person und viel zu wenig Einsatz für die Stadt", sagen Rainer und Lisa B. "Es ist ermüdend, dass sich kaum noch was bewegt, außer dass überall Wahlplakate hängen", findet das Ehepaar. "Es gibt so viele Baustellen. Jetzt muss man sich darum kümmern. Wir gehen jetzt erst mal in Ruhe frühstücken und gucken heute Abend, ob es eine Entscheidung gibt, oder ob wir am 26. März noch einmal unsere Stimme abgeben müssen."

"Für Frankfurt wünsche ich mir mehr Ruhe nach dem Chaos"

Im Gallus geht es am Vormittag gemächlich zu. Vereinzelt kommen Leute zum Wahllokal. In Eile scheint niemand zu sein. Oliver Frischemeier (38) will nach der Wahl spazieren gehen. "Die Entscheidung war nicht so schwer, wie anfangs gedacht", so der Manager in der Finanzbranche. "Ich habe ein bisschen über die Kandidaten recherchiert, dann war es relativ leicht, mich zu entscheiden." Ruhig sei es im Wahllokal gewesen. "Für Frankfurt wünsche ich mir mehr Ruhe nach dem Chaos der letzten Monate und Jahre. Und ich wünsche mir Zukunftsoffenheit. Schauen wir mal, was kommt", sagt Frischemeier, während immer mehr Leute auftauchen, die zur Wahl gehen.

"Es ist ja noch ziemlich früh, da kommen bestimmt noch ganz viele", meint eine junge Frau. "Es ist wichtig für uns alle, wer Oberbürgermeister wird. Wen ich wähle, verrate ich nicht. Auf keinen Fall mache ich ein Kreuz bei Kandidaten, von denen ich das Gefühl habe, dass sie in Skandale verstrickt sind, korrupt sind, oder die einfach einen tollen Posten und Ruhm haben wollen. Da bleiben auch bei 20 Kandidaten nicht so viele übrig. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber jetzt mache ich überzeugt ein Kreuz da, wo ich denke, dass auch etwas für die Menschen getan wird und nicht nur für Investoren, die sich überhaupt nicht für das Leben in unserer Stadt interessieren, sondern nur für Geld ohne Rücksicht auf die wunderbaren Menschen, die hier leben."

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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