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Krieg in der Ukraine: Putin schickt Kims Soldaten in den Tod


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Krieg in der Ukraine
Putin schickt Kims Soldaten in den Tod


17.12.2024 - 17:40 UhrLesedauer: 5 Min.
Wladimir Putin mit dem russischen Generalstabschef General Waleri Gerassimow: Russland möchte bis zum Amtsantritt von Donald Trump noch möglichst viele Gebiete erobern.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin mit dem russischen Generalstabschef General Waleri Gerassimow: Russland möchte bis zum Amtsantritt von Donald Trump noch möglichst viele Gebiete erobern. (Quelle: Grigory Sysoyev/reuters)
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Bevor Donald Trump im Januar US-Präsident wird, möchte Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine militärische Tatsachen schaffen. Dafür greift Russland auf noch brutalere Taktiken zurück – auch mit Blick auf die eigenen Soldaten.

Wladimir Putin hat in der Vergangenheit oft gezeigt, dass er stets versucht, die Schwäche seiner Gegner für seine Zwecke zu nutzen. Neuwahlen in Deutschland, Regierungskrise in Frankreich, das bange Warten auf die Amtseinführung von Donald Trump in den USA. Führende westliche Staaten sind aktuell sehr mit innenpolitischen Problemen beschäftigt, und der Kremlchef möchte eben diese Schwächephase nutzen, um möglichst große Teile der Ukraine zu erobern.

Und tatsächlich: Die russische Armee ist seit Monaten auf dem Vormarsch. Aber für diese militärischen Erfolge zahlt der Kreml einen hohen Preis – vor allem mit Menschenleben.

Auch Russland verfügt über immer weniger schweres militärisches Gerät, über weniger Panzer und Truppentransporter. Die aktuellen Raumgewinne im Ukraine-Krieg erreicht Moskau besonders mit dem massiven Einsatz von Drohnen und Gleitbomben. Insbesondere lässt die russische Armee ihre Infanterie auf feindliche Stellungen zustürmen – ohne Rücksicht auf eigene Verluste.

Putins aktuelle Kriegstaktik folgt einer brutalen Logik: Selbst, wenn bei einem Angriff auf eine ukrainische Stellung nur 20 Prozent der russischen Angreifer überleben, ist die Stellung am Ende eingenommen. Dafür opferte der Kremlchef in den vergangenen Tagen in der südrussischen Region Kursk vor allem Soldaten aus Nordkorea. Und das in einem Ausmaß, wie es seit Kriegsbeginn in der Form nicht beobachtet wurde.

Nordkoreanische Soldaten stürmten in großen Gruppen und ohne Deckung auf ukrainische Stellungen zu, wie Videos zeigen. Sie wurden dabei durch ukrainische Drohnen, Artillerie und durch Maschinengewehrfeuer stark dezimiert. Auf den Videos von ukrainischen Überwachungsdrohnen war zu sehen, wie viele Angreifer bewegungslos am Boden liegenblieben.

Video | Hier sollen sich nordkoreanische Soldaten an der Front filmen
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Quelle: t-online

Putin schickt also die Soldaten des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un in den Tod. Schon zuvor gab es immer wieder Berichte, dass der Kreml seine eigenen Soldaten verheizt. Vor allem die Wagner-Söldner sollen viele ehemalige Häftlinge als Kanonenfutter benutzt haben.

Doch das von Russland befohlene Himmelfahrtskommando für die Nordkoreaner in Kursk könnte das noch übertreffen. Bevor Trump am 20. Januar ins Weiße Haus einzieht, setzt Putin also alles auf eine Karte.

Putin will schnelle militärische Erfolge

Denn auch die russische Führung hält den kommenden US-Präsidenten für unberechenbar. Deshalb zeigt Putin zwar bislang keine Verhandlungsbereitschaft. Aber er ist sich bewusst, dass die Amerikaner über die militärischen Fähigkeiten verfügen, um Russland und die Ukraine an den Verhandlungstisch zu zwingen.

Daher geht es auch für Russland aktuell darum, sich auf dieses Szenario zumindest vorzubereiten.

Moskau möchte indes seine Verhandlungsposition verbessern, indem es weitere Teile der Ukraine annektiert und das eigene Staatsgebiet in Kursk zurückerobert. Immerhin könnte die künftige US-Administration darauf drängen, dass die Front an ihren aktuellen Verläufen eingefroren wird. Dann könnte die ukrainische Regierung die eroberten Gebiete in Kursk eventuell gegen von Russland erobertes Territorium in der Ostukraine eintauschen – und das möchte Putin um jeden Preis verhindern. Dafür setzt der Kremlchef auch auf die Soldaten aus Nordkorea.

Kim Jong Un schickte etwa 10.000 Soldaten nach Russland, und sie dienen Moskau nun offenbar als Kanonenfutter für Kursk. Putin will um jeden Preis militärische Fortschritte. Der nordkoreanische Diktator verfolgt derweil das strategische Ziel, seine Armee mithilfe des Kremls zu modernisieren. Das Schicksal der nordkoreanischen Soldaten dürfte also beiden Autokraten relativ egal sein.

Trotzdem ist die gegenwärtige Strategie auch für den Kreml nicht ohne Risiko.

Langsame Fortschritte, hohe Verluste

Zwar verfügt Nordkorea noch über große Reserven an Soldaten, die Kim theoretisch nach Russland schicken könnte. Aber bislang sind es nur etwa 10.000. Und wenn die russische Armee weiterhin derartig hohe Verluste verzeichnet, dürften die nordkoreanischen Truppen in Kursk laut den Angaben von Militärexperten in wenigen Tagen verheizt sein.

Bislang war der Einsatz von Kims Soldaten in diesem Krieg für den Kreml eigentlich nicht erfolgreich. Sie feuerten auf die eigenen Truppen oder waren allgemein einfache Ziele für die ukrainische Armee. Hinzu kommt: Auch wenn die Integration von nordkoreanischen Verbänden in die russische Armee nicht so viel Zeit in Anspruch nahm, müsste weiterer Truppennachschub aus Nordkorea zunächst einmal wieder von Russland ausgebildet werden. Das kostet Zeit, die Putin mit Blick auf Trump womöglich nicht hat.

Trotzdem gibt sich der russische Präsident siegessicher. "Russische Truppen halten die strategische Initiative entlang der gesamten Frontlinie fest in der Hand", sagte Putin am Montag bei einem Treffen mit der Armeeführung.

In diesem Jahr seien bereits 189 ukrainische Ortschaften erobert worden. Sein Verteidigungsminister Andrej Belussow erklärte, die russischen Truppen würden derzeit etwa 30 Quadratkilometer pro Tag hinzugewinnen. In der Ostukraine kontrolliere Kiew inzwischen weniger als ein Prozent der Region Luhansk sowie nur etwa 25 bis 30 Prozent der Regionen Donezk, Cherson und Saporischschja, führte Belussow aus.

Richtig ist, dass Russland aktuell an allen Frontabschnitten in der Offensive ist und dass es für die Ukraine militärisch aktuell nicht gut aussieht. Allerdings sind die russischen Fortschritte eher langsam. Im Oblast Donezk kämpft Russland seit dem Frühjahr 2024 um die Einnahme von Tschassiw Jar. Die russische Armee rückt zwar stetig auf die strategisch wichtige Stadt Pokrowsk vor, aber auch das bereits seit zwei Monaten. Die Kämpfe um die mittelgroße Industrie- und Bergbaustadt haben nicht einmal begonnen.

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Ukraine trägt Krieg nach Russland

Somit sind die Gebietsverluste der Ukraine zwar alarmierend für die Regierung in Kiew. Doch die Verschiebungen der Frontlinien verlaufen so langsam, dass die Ukraine der russischen Offensive mit einem Ausbau der Unterstützung aus dem Westen noch etwas entgegensetzen könnte.

Für den Moment aber geht es für die ukrainischen Verteidiger zunächst einmal darum, Schlachten zu verzögern und an Stellen zu kämpfen, an denen die ukrainische Armee ein möglichst positives Verhältnis zwischen ausgeschalteten Gegnern und eigenen Verlusten erreichen kann.

Video | Video soll Explosion in Moskau zeigen
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Wichtige Bausteine für diese Strategie sind auch gezielte ukrainische Angriffe auf Russland. Waffendepots fliegen in die Luft, Bahnschienen werden attackiert, der russische General Igor Kirillow starb bei einer Explosion in Moskau, und eine ukrainische Drohne stürzte in ein Polizeigebäude in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny. Die Ukraine möchte damit vor allem russische Logistikwege stören. Und: Die Kämpfe nach Russland tragen, um den Kreml dazu zu zwingen, weitere Kräfte auf eigenem Staatsgebiet zu binden.

Doch damit kauft sich die ukrainische Führung lediglich Zeit. Um die allgemeine Dynamik mit Blick auf den russischen Angriffskrieg zu ändern, müsste der Westen seine Unterstützungen anpassen – dessen sind sich auch die Verantwortlichen in Kiew bewusst.

Dementsprechend muss auch die Ukraine abwarten, auf Donald Trump und seinen Plan, der angeblich den Krieg beenden soll. Erst ab dem 20. Januar könnte der Ukraine-Krieg in eine entscheidende Phase gehen. Es ist wahrscheinlich, dass sich die täglichen Opferzahlen bis dahin noch deutlich erhöhen werden.

Verwendete Quellen
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