Training für Soldaten Russland will ukrainische Drohnen mit neuer Taktik kontern

Russlands Armee setzt im Einsatz in der Ukraine zunehmend auf Motorräder. Diese neue Taktik soll ein viel größeres Problem kaschieren.
Auf internationaler Bühne laufen die diplomatischen Bemühungen auf Hochtouren, ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland zu erreichen. Doch an der Front macht sich das bislang kaum bemerkbar.
Dort zeigt sich weiterhin ein erbitterter Stellungskampf zwischen den russischen Aggressoren und der zunehmend unter Druck stehenden ukrainischen Armee. Die Kremltruppen setzen dabei zunehmend auf neue Taktiken.
Russische Armee setzt auf Motorräder
Wie vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Videomaterial zeigt, könnten Russlands Truppen im Sommer verstärkt auf Motorrädern setzen, um ukrainische Drohnenangriffe zu kontern. Das berichtet die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).
Auch vonseiten der Ukraine wurden entsprechende Beobachtungen bestätigt: Der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte in Charkiw, Oberstleutnant Pavlo Schamschyn, berichtete, dass der ukrainische Geheimdienst festgestellt habe, dass das russische Kommando seine Soldaten gezielt in Kampftaktiken mit Motorrädern schule. Dies deute darauf hin, dass die russischen Streitkräfte diese neuen Taktiken künftig verstärkt in ihre Operationen in der Ukraine integrieren werden.
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Schamschyn merkte an, dass Motorräder den russischen Soldaten höhere Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit verschaffen, was entscheidend sei, um ukrainischen Drohnenangriffen auszuweichen. Eine Schwachstelle bringe diese Strategie jedoch mit sich: Aufgrund der lauten Motorengeräusche sei es für die Fahrer nahezu unmöglich, herannahende ukrainische Drohnen rechtzeitig zu bemerken.
Hohe Verluste bei schwerem Kriegsgerät
Diese Taktik ist nicht völlig neu. Erst kürzlich hatten russische Streitkräfte in der Region Donezk, nahe der Stadt Bahatyr, eine Offensive gestartet, die ausschließlich Motorräder und zivile Fahrzeuge einsetzte und die Ukrainer zwang, sich weiter aus dem Gebiet in der Region Donezk zurückzuziehen.
Trotz dieser Neuerungen wird der Einsatz von Motorrädern den Kriegsverlauf wohl kaum zugunsten der russischen Aggressoren entscheiden. Auch wenn man sich minimale Vorteile erhofft, liegt ein weiterer Grund für den taktischen Umschwung vermutlich darin, dass die russische Armee in den nunmehr mehr als drei Jahren Angriffskrieg gegen die Ukraine enorme Verluste bei ihren gepanzerten Fahrzeugen hinnehmen musste.
Bereits im vergangenen Jahr soll Russland mehr Panzer auf dem Schlachtfeld verloren haben, als vor Beginn der Invasion 2022 überhaupt einsatzbereit waren. Da trotz intensivierter Produktion etwa doppelt so viele Panzer verloren gehen, wie neu produziert werden können, ist man in der russischen Führung bereits zu kreativen Ansätzen übergegangen: Neben rund 70 Jahre alten sowjetischen Panzern wurden unter anderem auch Fahrzeuge, die ursprünglich als Requisiten auf Filmsets dienten, für den Einsatz in der Ukraine kriegstüchtig gemacht.
- understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, April 26, 2025"
- kyivindependent.com: "Russia training to integrate motorcycles into summer offensive in Ukraine, ISW says"